Während das Weihnachtsgeschäft bei Baur Fulfillment Solutions (BFS) gerade mächtig anzieht, sorgen Pläne der Baur-Geschäftsführung für Unruhe, um das Tochterunternehmen konkurrenzfähiger zu machen. Eingespart werden sollen Kosten von rund drei Millionen Euro, wie Stephan Elsner, Vorsitzender der Geschäftsführung, auf Anfrage bestätigte. Ein Teil des Sparpakets sieht vor, dass 80 der 100 Altverträge aus Baur-Zeiten aufgelöst werden sollen. Gelinge dies nicht, würden die Call-Center in Burgkunstadt, Bayreuth und Neustadt bei Coburg geschlossen. Davon wären rund 500 Arbeitsplätze betroffen. Das wurde den Mitarbeitern bei einer Betriebsversammlung in dieser Woche mitgeteilt.
Mitarbeiter fühlen sich erpresst und verweisen auf gute Geschäftslage
„Wir Mitarbeiter mit Altverträgen sind schockiert und fühlen uns erpresst“, berichtete ein Betroffener. Wenn sie ihre besser bezahlten Jobs nicht aufgäben, müssten andere Kollegen und Kolleginnen gehen. Ausgerechnet vor Weihnachten eine derartige Nachricht zu erhalten, nachdem sie in der Pandemie neben ihrer Haupttätigkeit auch die Kontaktnachverfolgung der Infizierten für das Landratsamt übernommen haben, empfinden die Mitarbeiter als Schlag ins Gesicht. Zumal die Baur-Gruppe zwei Rekordjahre in Folge absolviert hat, zu denen alle Bereiche, einschließlich BFS, ihren Beitrag geleistet haben.
Betriebsratsvorsitzender Horst Bergmann, der zurzeit über eine einvernehmliche Lösung mit der Geschäftsführung verhandelt, wollte vor Abschluss der Gespräche keine Stellungnahme abgeben.
Baur-Chef wirbt für Einigung auf „ein gutes Angebot“
„Ich verstehe, dass die Mitarbeiter sich erpresst fühlen, aber wir haben keine andere Möglichkeit, um BFS konkurrenzfähig zu halten“, erklärte Baur-Chef Stephan Elsner. Es sei ein ungünstiger Zeitpunkt, die Mitarbeiter ausgerechnet vor Weihnachten mit dieser unerfreulichen Nachricht zu überraschen, doch da seit einigen Monaten an dem Programm zur Stärkung der Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit gearbeitet werde, dränge die Zeit. „Wir sind sicher, dass wir den Betroffenen ein gutes Angebot machen und wenn wir eine Einigung erzielen, könnte es sogar ein Weihnachtsgeschenk werden“, bittet er um Verständnis. Schließlich würden ihnen nicht nur Geld, sondern auch alternative Beschäftigungen angeboten. Ziel sei eine einvernehmliche Lösung.
Es wirke zwar merkwürdig, dass gerade in Zeiten wirtschaftlichen Erfolgs derartige Einschnitte vorgenommen werden, doch gerade die guten Einnahmen ermögliche es dem Unternehmen, jetzt den Mitarbeitern solche Angebote zu machen: „Würde es uns schlecht gehen, müssten wir einen Sozialplan machen.“
„Die Voraussetzung für den Erhalt der Organisation ist es, Kostenstrukturen zu verbessern und wettbewerbsfähiger zu gestalten“, betonte Elsner.
„Das Programm zielt darauf, möglichst viele der Arbeitsplätze zu erhalten und Erträge für Investitionen in Technik und Software zunutzen, um die Leistungsfähigkeit der Organisation langfristig zu sichern. “
Stephan Elsner, Vorsitzender der Geschäftsführung
Vorgesehen sei eine Reduzierung der Personalkosten: „einerseits durch eine Verlegung von Tätigkeiten ins Ausland, andererseits durch Abbau eines Teils der Belegschaft durch ein großzügiges Freiwilligenprogramm.“
Das Programm ziele darauf ab, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten und Erträge für Investitionen in Technik um Software zu nutzen, um den Betrieb leistungsfähiger zu machen, erklärte Stephan Elsner.
Zurzeit können auf Basis einer Betriebsvereinbarung 100 Vollzeitstellen im Ausland tätig sein. Diese Anzahl solle durch eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat um 60 erhöht werden. Ziel sei die dauerhafte Sicherung von mehr als 400 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Kundenservice der Baur-Gruppe.