Bananenstauden kennt man von Parks in Italien oder der Bodenseeinsel Mainau, doch im rauen Klima Oberfrankens würde die Pflanzen aus den Tropen wohl kaum jemand vermuten. Allenfalls im Gewächshaus. Doch Thomas Scheller kultiviert seit sieben Jahren erfolgreich Bananenstauden in seinem Garten in Mainroth. Heuer hat eine sogar geblüht, eine Seltenheit in Freilandhaltung. Ein Büschel von fast 20 kleinen Bananen ist aus der Blüte gesprossen.
„Im Oktober könnten sie reif werden, wenn alles gut geht“, sagte Thomas Scheller. Etwa sieben bis zehn Zentimeter lang könnten die Bananen werden. Er ist schon gespannt, wie sie wohl schmecken werden. Unterhalb der Früchte hat sich bereits die nächste Blüte gebildet. Ein Kranz von zartgelben Blütenkelchen umgibt einen ovalen Kern, beschirmt von großen Deckblättern. „Die Früchte der zweiten Blüte werden aber vor dem Winter nicht mehr reif“, weiß Thomas Scheller. Dem 55-Jährigen geht es auch weniger um die Ernte, sondern um den Zuchterfolg.
Ein Ableger aus Italien
Über drei Meter hoch sind die 14 Bananenstauden, die in einer geschützten Ecke neben der Terrasse in Schellers Garten gedeihen. Angefangen hat alles mit einem Ableger, den er vor sieben Jahren von einem Italienurlaub mitgebracht hat. „Ich liebe den Süden, vor allem Italien mit seiner Kultur und seiner Pflanzenwelt“, berichtet er mit leuchtenden Augen. Bis nach Sizilien haben ihn seine Reisen bereits geführt. Und während andere Muscheln oder Wein als Andenken mitbringen, sind es für Scheller Pflanzen – als Ableger oder Samen.
Mit ihnen hat er sich ein kleines Stück Italien rund um sein Haus in Mainroth geschaffen. Fast drei Meter hoch ist die Palme, die vor dem Hauseingang steht. Inzwischen ist das Überwintern in der Garage nur noch in Schräglage möglich. Wie im Süden fühlt sich der Besucher auf der Terrasse im Garten, den eine Mauer aus alten Ziegelsteinen mit malerischen Fensteröffnungen umgibt. Die hat Thomas Scheller selbst gemauert. Ebenso wie die Gartenarbeit ist das für ihn ein Ausgleich zu seinem Beruf als Prüfer für Wärmepumpen. „Im Garten komme ich zur Ruhe, habe etwas zu tüfteln und auch noch Bewegung“, sagt er. Als nächstes Projekt will er einen Pizzaofen mauern, allerdings ist er sich über den Standort noch unschlüssig. Denn sein Hobby benötigt immer mehr Raum.

Oliven- und Feigenernte
An einem Spalier vor der Ziegelsteinmauer ranken Weinreben voller Trauben, daneben blüht der Oleander. Ein stattlicher Olivenbaum und ein Feigenbusch in Töpfen sorgen ebenso für mediterranes Flair wie Orangen- und Zitronenbäume. Über 20 Jahre alt ist der selbst aus einem Steckling gezogene Olivenbaum inzwischen, auf einer nahen Mauer steht ein Topf mit einem Ableger. Voriges Jahr hat der Olivenbaum ebenso wie der Feigenbusch Früchte getragen, heuer kamen allerdings die verfrüht einsetzenden Eisheiligen dazwischen.
Mit solchen kleinen Rückschlägen kann Thomas Scheller leben. Wichtig ist es ihm, dass die meisten seiner Pflanzen das ganz Jahr über draußen bleiben – auch bei Frost. Das bekomme ihnen auch besser, wie er nach dem Verlust einiger Zitrusbäumchen festgestellt hat, denen es in der Garage zu dunkel war. Den Olivenbaum stellt er im Winter unter den Balkon, so dass Wasser und Schnee ihm nichts anhaben können. Ebenso eine Washingtonia-Palme und den Oleander.

Nur die Töpfe mit den empfindlicheren Palmen bringt er zum Überwintern in die Garage. Acht verschiedene Palmenarten hat er inzwischen im Garten und auf dem Balkon stehen. Alle aus Samen gezogen. Heuer will er eine an einer geschützten Stelle nahe der Hauswand auspflanzen, um zu testen, ob sie den Winter übersteht. „Grundsätzlich lassen sich die meisten Pflanzen allmählich an ein raueres Klima gewöhnen“, ist er überzeugt. Und der Klimawandel mit weniger strengen Frosttagen mache die Freilandhaltung leichter.
„Grundsätzlich lassen sich die meisten Pflanzen allmählich an ein raueres Klima gewöhnen.“
Thomas Scheller
Auch die Bananenstauden bleiben im Winter draußen. „Wichtig ist, dass sie von oben keine Nässe abbekommen“, betont Scheller. Daher errichtet er im Herbst eine Verkleidung aus Styroporplatten mit Deckel drauf, die er mit Stroh füllt. Wenn er im März oder April die Verkleidung entfernt, wachsen sie bald jeden Tag um zehn bis 20 Zentimeter. Neben einem feuchten Boden brauchen die Bananenstauden nach Thomas Schellers Erfahrung wenig Pflege. Dünger verwendet er grundsätzlich nicht, nur alle zwei Wochen erhalten sie eine Portion in Wasser aufgelösten Kaffeesatz. Und die Blüten seien selbstbestäubend. So faszinierend die Blüten und Früchte sind, nach der Frucht stirbt die Staude ab. Allerdings treibt sie aus den Wurzeln neu aus.

Wichtig ist Thomas Scheller, seine Pflanzen aus Samen oder Ablegern selbst zu ziehen, denn die im Handel erhältlichen seien „meist mit viel Dünger schnell hochgezogen.“ Daher seien sie für Krankheiten anfällig und nicht langlebig.
Aus Samen zieht er auch Tomaten, Paprika, Fenchel und anderes Gemüse. „Ab Februar geht's mit der Aussaat los“ und im Frühjahr kommen die Pflänzchen ins Hochbeet“, berichtet er. Eine seiner Paprika-Stauden sei schon drei Jahre alt und trage immer noch Früchte.
Wenn er einen Wunsch frei hätte, wäre es eine mexikanische Yucca Rosada, eine sehr langsam wachsende, winterharte Wüstenpflanze. Von der letzten Palmenart, die ihm in seiner Sammlung noch fehlt, will ihm sein Sohn von einer Reise nach Sri Lanka einige Samen mitbringen. Doch angesichts seiner Sammelleidenschaft fragt seine Lebensgefährtin Barbara bei jeder Neuanschaffung: „Wo willst Du denn das noch unterbringen?“ Bisher habe er noch immer einen Platz zum Pflanzen gefunden, sagt Scheller schmunzelnd.