Die Geschäftsleute in der Weismainer Altstadt haben es zurzeit schwer. Die Kanalbaustelle mit Straßensperrungen und Umleitungen hält offenbar manchen Kunden vom gewohnten Einkauf ab. „Die Geschäfte in der Innenstadt haben alles für den täglichen Bedarf da, von Wurst über Käse bis zu Backwaren und einer Apotheke, aber damit das so bleibt, sind wir aber auf Kunden angewiesen“, sagt Tanja Schäfer, 2. Vorsitzende der Werbegemeinschaft „Weismain – das sind wir.“
„Wenn nicht hier gekauft wird, haben wir nach den Bauarbeiten zwar eine wunderschöne Innenstadt, aber keine Geschäfte mehr.
Tanja Schäfer, 2. Vorsitzende
Gemeinsam mit den Kollegen appelliert sie für den Einkauf vor Ort: „Sonst haben wir nach den Bauarbeiten zwar eine wunderschöne Innenstadt, aber keine Geschäfte mehr.“ Das regionale Angebot müsse auch wahrgenommen werden, damit die Geschäfte vor Ort eine Zukunft haben. Wenn jeder nur im Supermarkt einkaufe, dann werde es irgendwann nur noch Einkaufsmärkte auf der Wiese geben. Gerade für die älteren Bürger in der Stadt wäre das eine schwierige Situation.
„Ich fühle mich von der Stadt schon etwas alleingelassen“, sagt Tanja Schäfer, die mit ihrem Mann Jochen die Bäckerei und das Cafè „Schäfers feine Backwelt“ Am Markt betreibt. Seit die Bauarbeiten im Frühjahr begonnen haben, sei der Umsatz um zehn bis 15 Prozent zurückgegangen. Die Kunden kämen nicht mehr so oft und viele kauften auf Vorrat: „Früher waren die Pfünderla gefragt, jetzt sind es die größeren Brote.“ Durch die Filiale in Altenkunstadt und Verkaufswagen können die Schäfers den Rückgang ausgleichen. Und wenn die Baustelle im nächsten Jahr bei ihnen angekommen ist, überlegt Tanja Schäfer einen „Baustellen-Rabatt“ anzubieten.
Baustelle vorm Laden
Schwerer ist es für die Geschäfte am anderen Ende des Markts: Vor Alex Fleischtheke wird gegraben und die Caféterrasse des Bistros „Hej: Thea“ ist von Absperrgittern umgeben. Die Betreiber haben angekündigt, das Bistro Ende September zu schließen.
„Die Arbeiten sind wichtig und die Baufirma macht das sehr umsichtig und rücksichtsvoll“, betont Tanja Schäfer. Jederzeit sei die Zufahrt auf den Markt von einer Seite her möglich, Fußgänger können immer passieren. Und auch wenn am Markt einige Parkplätze fehlen, könne man immer im nahen Kastenhof parken. So ist die Zufahrt zurzeit von der Abt-Knauer-Straße hinter der Baufirma Dechant möglich. Daher appelliert sie an die Kunden, einen kleinen Umweg oder Fußweg in Kauf zu nehmen.
Die Idee zur Gründung der Werbegemeinschaft hatte Stefan Göhl, der inzwischen deren Vorsitzender ist, bei einem Treffen im vergangenen Herbst. „Gemeinsames Ziel ist es für unser schönes Städtchen und die vielen Angebote hier zu werben“, erklärt Tanja Schäfer. Seit Mai ist die Werbegemeinschaft „Weismain – das sind wir“ auch als gemeinnütziger Verein eingetragen. Die Mitgliederzahl ist mit zwölf Geschäftsleuten noch überschaubar, doch ein weiterer überlege den Beitritt und andere unterstützten die Aktionen mit Rat und technischer Hilfe.
Aufwertung der Märkte
Das erste Ziel war eine Aufwertung des Martinimarkts, der zwar ein Publikumsmagnet im Landkreis ist, aber in den vergangenen Jahren etwas an Zuspruch verloren habe. So ließen sie 2000 Flugblätter, auf denen 15 Firmen und die Krippenfreunde inserierten, drucken und in Weismain, Altenkunstadt und Burgkunstadt verteilen. Und der Zuspruch habe ihnen Recht gegeben. Um auch die anderen Märkte aufzuwerten, einigten sich die Geschäftsleute mit den Stadträten und der Stadtverwaltung darauf, deren Zahl zu reduzieren und sie durch Attraktionen wie einen Trödelmarkt oder Künstlermarkt interessanter zu machen.
Das gleiche Konzept wurde für die verkaufsoffenen Sonntage vereinbart, die bisher immer von der Stadt ohne Absprache festgelegt worden waren. Jetzt werden sie mit Märkten und besonderen Aktionen verbunden. Bei der Weismainer Kirchweih oder dem Herbstfest der Umweltstation kam das gut an. Und bei der RadTOUpur am Pfingsmontag sorgten die Geschäftsleute für Bewirtung der Radler und Livemusik auf dem Marktplatz.
Mit den Einnahmen sollen weitere Aktionen für Weismain finanziert werden. So etwa das beliebte Vorglühen vor dem Heiligen Abend, das heuer wieder vor der stimmungsvollen Kulisse der Hölle stattfinden soll. Für Bewirtung werden die heimischen Vereine sorgen. Und zum Abschluss der Kanalsanierung in der Innenstadt überlegen die Geschäftsleute wieder einmal ein großes Altstadtfest auszurichten.
Firmenportraits auf Instagram
Um mehr Reichweite zu erzielen, bietet die Werbegemeinschaft für ihre Mitglieder die Möglichkeit, ihr Unternehmen kostenlos auf Instagram und Facebook vorzustellen. Außerdem wollen sie regelmäßige Unternehmerstammtische abhalten. „Wir sind für die Einzelhändler, Gewerbetreibenden und Selbstständigen in Weismain und seinen Stadtteilen da“, lädt Tanja Schäfer ein. Denkbar wäre auch den Vereine das Angebot einer Vorstellung auf den Portalen der Werbegemeinschaft zu bieten.