Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Altenkunstadt, Burgkunstadt, Weismain
Icon Pfeil nach unten

ALTENKUNSTADT: Wettbewerb bei Leikeim: Felix Stühler ist bester Hobbybrauer

ALTENKUNSTADT

Wettbewerb bei Leikeim: Felix Stühler ist bester Hobbybrauer

    • |
    • |
    Mit nahezu allen Sinnen ging die Jury den Rezepten der Hobbybrauer auf den Grund. Einfach machten es sich die Juroren nicht.
    Mit nahezu allen Sinnen ging die Jury den Rezepten der Hobbybrauer auf den Grund. Einfach machten es sich die Juroren nicht. Foto: Markus Häggberg

    Seit Jahren wächst die Hobbybrauer-Szene. Was genussvoll klingt, könnte von Brauereien als Konkurrenz empfunden werden. In Altenkunstadt scheint das anders, sieht das Brauhaus Leikeim in dieser Bewegung doch offenbar mehr Belebung als Konkurrenz. Zum zweiten Mal lobte es nun den Wettbewerb „Braukunst aus Franken“ aus. Einblicke in eine besondere Szene.

    Es ist schon kurios, auf welchen Wegen manche Menschen an Hobbys geraten. Wer wüsste das besser als Markus Fischer aus Selb. Der 46-Jährige ist Personalleiter, aber er war früher bei der Bundeswehr und in einer „Schafkopfgruppe“ aktiv. Man spielte um kleine Beträge und irgendwann war Kassensturz. „Wenn wir Gewinn gemacht haben, kaufen wir davon irgendeinen Unsinn – es wurde meine erste Brauanlage“, erklärt der Mann, der am Samstag mit berechtigten Hoffnungen auf den Sieg zur Altenkunstadter Kultkneipe „Nepomuk“ fuhr.

    Profis neugierig auf Rezepte

    Dort wartete der Sommelier-Ausbilder und Getränkeanalytiker Wolfgang Stempfl aus München bereits auf seinen Auftritt in der Jury. „Ich habe auf sensorischem Gebiet zu der Frage promoviert, wie Aromen in Nase und Mund wahrgenommen werden“, gibt der Lebensmittelchemiker Auskunft. Vor seinem Jury-Platz steht schon ein Glas Bier. „Würde ich jetzt Apfelsaft trinken, würde später das erste zu bewertende Bier sehr bitter wirken und das würde ja das Urteil verfälschen“, erklärt Stempfl lächelnd.

    Der Mann mit Bart und Weste kennt sich in der Szene aus. Vor 15 Jahren habe man Hobbybrauer „noch rausgeschmeckt“, in der Zwischenzeit aber habe sich Qualität „gemausert“ und es gebe viele exzellente Rezepteinsendungen. Ein Grund, weshalb er den Wettbewerb begleitet, sei, dass man die zu verkostenden Sude „nicht kaufen kann“ und er neugierig darauf sei. Daher habe er sogar eine Braurezept-Kartei angelegt. „Biere, die ich gut finde, trage ich dort ein.“ 3500 Rezepte hat er dort verewigt, verkostet hat er weit mehr. Der Wettbewerb sei eine Seltenheit, denn er kenne deutschlandweit nur drei Brauereien, die Hobbybrauern ein solches Forum bieten. Eine davon ist Leikeim.

    Das Bier aus dem Thermomix

    Bedingung ist, dass die Teilnehmer ihren Erstwohnsitz in Franken haben oder wenigstens gebürtige Franken sind. Der Ipsheimer Stefan Möhring erfüllt diese Maßgabe und auch er hatte einen kuriosen Weg zu seinem Hobby. Seine Frau kaufte sich vor fünf Jahren eine Thermomix-Küchenmaschine und er kam auf die Idee: „Da kann man doch Bier mit brauen!“ Gedacht, getan. Über zwei Jahre feilte Möhring an seiner Rezeptur und sandte als einer von 25 Teilnehmern eine Kostprobe ein. Jetzt gehört er zu den fünf Hobbybrauern, die sich in der Endausscheidung im „Nepomuk“ vor Publikum der Jury unter Regie von Wolfgang Stempfl stellt.

    Außerdem verkosten Thomas Auer von Radio Eins, Biersommelier Bastian Leikeim, Christian Klemenz, Geschäftsführer einer auf Besonderheiten spezialisierten Fachbierhandlung, sowie Brauereichef Andreas Leikeim und Markus Harms, Herausgeber des Magazins „Bier & Brauhaus“ die Kreationen. Allesamt Kenner, allesamt auch Männer.

    Was schmeckt man heraus?

    Die fünf Titelaspiranten dürfen ihnen ihre Biere vorstellen: Was sind das für Biere? Was schmeckt man heraus? Wie verhält es sich mit der Stammwürze? Woher die Idee? Sieben Minuten Zeit hat jeder Kandidat, um für seinen „Brauschatz“ zu werben. Unter diesem Namen wird das Rezept des Gewinners vom Familienbrauhaus Leikeim eingebraut und in den Handel gebracht. Überdies erhält er noch eine Marge von 150 Litern für sich selbst. Um 18 Uhr nehmen die Juroren Platz, lassen sich die jeweiligen Biere reichen und spitzen die Ohren. Viel zu erzählen hat Markus Ertel aus Velden in Mittelfranken. Er ist von Beruf Brauer und hätte sich vor Zeiten „nie vorstellen können, hobbymäßig zu brauen“. Weil er nämlich nach acht Stunden Arbeit so die „Schnauze voll“ vom Brauen hatte, dass er nicht auch noch in der Freizeit damit befasst sein wollte. Doch dann seien „American Beer Styles“ aufgekommen und die hätten ihn gereizt.

    „Brauen kommt für mich nach dem Atmen – dann kommt lange nix“, erzählt Ertel. So klingt Leidenschaft. Unter den zahlreichen Zuschauern ist auch Sebastian Stengel, der Sieger von 2021. Damals wurde sein Rauch-Doppelbock aus mehr als 60 Teilnehmern ausgezeichnet. Dass jetzt weniger Teilnehmer mitmachen, liegt nicht daran, dass der Trend zum Hobby-Brauen zurückgehen würde, sondern dass während der Corona jeder mehr Zeit. hatte.

    Ernst wird es, als Markus Ertel, Markus Fischer, Stefan Möhring, Felix Stühler und Dietmar Dickert beschreiben nacheinander die Vorzüge ihrer Biere beschreiben. Die Jury bewertet Geschmack, Farbe, Nachtrunk (Abgang) und vergleichen das, was sie schmecken mit der Beschreibung. Akkurat wird die Bewertung in Listen vermerkt. Weit nach 19 Uhr, sagt Stempfl launig eine Art Konklave ankündigend: „Jetzt haben wir eine halbe Stunde Zeit, bis der weiße Rauch aufsteigen soll.“ Die Jury zieht sich in einen Nebenraum zurück.

    Minzfrische überzeugt die Jury

    Die Platzierungen werden 20 Minuten später unter großem Applaus bekanntgegeben: Der dritte Platz gehört Stefan Möhring, Zweiter ist Markus Fischer und der Sieger heißt Felix Stühler. Der 35-jährige Programmierer aus dem Raum Würzburg, der schon vor zwei Jahren mit einem Rotbier dabei war, überzeugte mit seinem „Chocolate Ale.“ Eine gewisse „Minzfrische“, die seinen Ausführungen nach im Rachen zurückbleibt, schmeckte auch der Jury. Seinen Titel möchte er in zwei Jahren verteidigen. Aber einen Fehler hat er gemacht. Er ist mit dem Auto gekommen und kann den Sieg jetzt zum verdienten Essen nicht begießen. Aber das ist nichts im Vergleich zu dem Fehler, der Markus Ertel unterlief. Sein Bier wurde sehr gelobt und womöglich hätte er es aufs Treppchen geschafft – wenn er seine Redezeit nicht um zwölf Minuten überschritten hätte. Stühler hatte seine Rede deshalb daheim geübt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden