Der Haussegen im Seelsorgebereich Obermain-Jura hängt schief. Zwischen der Franziskaner-Gemeinschaft im Altenkunstadter Pfarrhaus und dem neuen Pfarradministrator und leitenden Pfarrer Christian Montag gibt es offenbar unterschiedliche Vorstellungen über die Zuständigkeiten und die Amtsführung im Seelsorgebereich. Aufgrund dessen hat der Provinzial der Franziskaner-Provinz in Posen, die die Patres als Seelsorger nach Altenkunstadt entsandt hat, dem Erzbistum mitgeteilt, dass deren Mission beendet werde. Damit droht dem Kloster in Altenkunstadt die Auflösung.

Betroffen von der Kündigung sind die Pfarrgemeinden in Altenkunstadt, Burgkunstadt und Mainroth sowie die Kuratie Maineck, die von den polnischen Patres betreut werden. Sollte keine Einigung mit dem Provinzial der Franziskaner erreicht werden, müsste das Erzbistum wohl am 1. September einen neuen Pfarrvikar entsenden. Denn für den Seelsorgebereich ist eine Mindestbesetzung von zwei Priestern und zwei Diakonen vorgesehen. Sollten die Patres Rufus Witt, Josef Gibus und Xaver abgezogen werden, stünden als Seelsorger neben Pfarrer Christian Montag nur noch die Diakone Konrad Funk und Rainer Daum zur Verfügung.
Brief des Erzbischofs
Bei einer Pfarrversammlung hat Pfarrer Christian Montag jüngst die Kirchenverwaltungen und Pfarrgemeinderäte des Seelsorgebereichs über die Situation informiert. Bei der Versammlung soll es hoch hergegangen sein. Auch Vorwürfe seien geäußert worden. Allerdings wurde auch der Wunsch der Gläubigen deutlich, dass die Patres in Altenkunstadt bleiben sollen, wie Harry Luck, Pressesprecher des Erzbischöflichen Ordinariats Bamberg, mitteilt. Daraufhin habe Erzbischof Herwig Gössl dem Provinzial geschrieben und darum gebeten, die Entscheidung zu überdenken. Ein Grund für die Kündigung sei nicht genannt worden.
„Ich bin sprachlos“, sagt der Altenkunstadter Pfarrgemeinderatsvorsitzende Thomas Geldner. Niemand wolle sich über die Gründe der Kündigung äußern. „Der Pfarrgemeinderat bedauert die Entscheidung und wünscht sich, dass das Kloster erhalten bleibt“, betont er. Die Pfarrgemeinde Altenkunstadt und die Kuratie Maineck hätten sich deshalb mit einem Schreiben an den Franziskaner-Provinzial in Posen und das Erzbistum gewandt und gebeten, „die Problematik in einem guten Sinn zu lösen.“
Patres wollen Selbstständigkeit

Mit strukturellen Änderungen im Seelsorgebereich, die dem Ordensleben der Patres in Altenkunstadt abträglich seien, begründet Pater Rufus Witt die Kündigung. Er ist als Pfarrvikar und Leiter der Franziskaner-Gemeinschaft tätig. Als er und seine Ordensbrüder 2016 kamen, seien die Pfarrgemeinden Altenkunstadt und Burgkunstadt noch selbstständig gewesen. „Jetzt gibt es keine Selbstständigkeit mehr und das ist mit dem Ordensleben schwer zu vereinbaren“, sagt er. „Wir brauchen strukturelle Änderungen, sonst können wir unsere Präsenz hier nicht verlängern.“ Er hoffe auf ein klärendes Gespräch des Erzbischofs mit dem Ordens-Provinzial darüber. Andernfalls werde die Entsendung Ende August beendet werden.
Pfarrer Christian Montag will sich vor dem Austausch zwischen Erzbischof Gössl und dem Franziskaner-Provinzial nicht zu der Sache äußern. „Noch ist nichts spruchreif“, betont er.
Dekan Lars Rebhan bedauert diese Entwicklung, betont aber, dass deutlich geworden sei, dass „das Strukturkonzept des Erzbistums mit dem monastischen (klösterlichen) System schwer zu vereinbaren ist.“ Das Konzept des Seelsorgebereichs sehe nun einmal vor, dass der leitende Pfarrer Christian Montag die Federführung hat und die Themen der Pastoral vorgibt. „Es ist die Frage, ob sich der Orden da integrieren möchte“, erklärt der Dekan. Sollte das Kloster aufgelöst werden, wäre das für die Seelsorge ein Verlust, da dieser Bereich mit drei Patres „überdurchschnittlich“ besetzt sei und künftig wohl nur eine Pfarrvikarsstelle besetzt würde.
Millionen-Investition ins Kloster
Im Juli 2016 hatten die Patres aus der Franziskaner-Provinz Posen das Altenkunstadter Pfarrhaus bezogen, nachdem sie zuvor bereits mehr als ein Jahr lang in Burgkunstadt tätig waren. Rund 1,1 Millionen Euro wurden in die Sanierung des historischen Pfarrhauses und den Umbau in ein Kloster investiert. Finanziert wird die Entsendung vom Erzbistum. „Patres, die Seelsorgedienste im Erzbistum übernehmen, bekommen ein bundesweit einheitlich geregeltes Gestellungsgeld“, teilt Harry Luck mit. Und für die Dienstwohnung werden die Nebenkosten in Rechnung gestellt.
In den Pfarrgemeinden werden viele Stimmen für den Verbleib der Patres laut. So hat Günter Knorr im Stadtrat Burgkunstadt eine Initiative der Stadt zum Erhalt des Klosters angeregt, wie berichtet. Doch auch kritische Stimmen sind zu hören. Mit der Einrichtung des Klosters habe man sich nicht nur eine umfassende seelsorgerische Betreuung der Pfarreien, sondern auch eine gewisse Teilhabe der Gläubigen an der klösterlichen Gemeinschaft, etwa in Form von öffentlichen Frühgottesdiensten erwartet. Auch die konservative durch Wertvorstellungen ihrer Heimat geprägte Haltung der Patres, die nicht allen Gläubigen zusage, wird angeführt.