Es ist kein staatlich anerkannter Beruf. Und er ist wohl auch nicht so bekannt. Dennoch ist er aus den psychosomatischen Kliniken kaum mehr wegzudenken: der Co-Therapeut. Julia Spörlein ist die Pflegeleitung der Co-Therapeuten in der Schön Klinik in Bad Staffelstein. Sie berichtet, was es mit diesem Beruf auf sich hat und warum er so enorm wichtig ist.
Julia Spörlein selbst ist gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin. Bei Co-Therapeuten und Co-Therapeutinnen handele es sich in der Regel um Pflegekräfte, die eine spezielle mehrjährige Fort- und Weiterbildung in psychotherapeutischen Basisfertigkeiten durchlaufen haben, erklärt die 33-Jährige im Interview mit dieser Redaktion.
Unterstützung und Ergänzung der Arbeit der Psychotherapeuten
Ein ausgebildeter Co-Therapeut unterstützt und ergänzt somit die Arbeit der Psychotherapeuten mit ihren Patienten in der Klinik.
„Die Patienten schätzen es, dass 24 Stunden jemand für sie da ist.“
Julia Spörlein, Pflegeleiterin der Co-Therapeuten
Seit 2016 gibt es Co-Therapeuten in den bundesweit 26 Schön Kliniken. Aktuell seien psychosomatische Kliniken stärker gefragt denn je, so Julia Spörlein. Nicht nur psychisch bereits vorbelastete Menschen benötigten in dieser Zeit besondere Unterstützung. Auch immer mehr bislang gesunde Menschen würden Hilfe in Anspruch nehmen. Dadurch werde das psychotherapeutische Personal enorm gefordert.
Die komplette Psyche ist sehr wichtig
Patienten würden zwar immer ganzheitlich behandelt, sagt sie, aber die Bereiche teilen sich innerbetrieblich auf in die so genannte medizinische Zentrale, etwa für die Medikation und naturkundliche Behandlungsansätze, und in den Co-Therapeuten: „Der kümmert sich um die komplette Psyche.“
Aktuell arbeiten in Bad Staffelstein 13 Frauen und Männer als Co-Therapeuten und kümmern sich im Schichtdienst um 103 Patienten. Auch nachts bräuchten die Patienten jemanden, der für sie da ist.
Wenn jemand von Heimweh geplagt sei, Suizudgedanken hätte oder plötzlich von einer Panikattacke überfallen würde, seien die Patienten nie alleine. „Sie schätzen es, dass 24 Stunden jemand für sie da ist“, berichtet Julia Spörlein.
Mitgefühl zeigen und Emotionen regulieren
Mitgefühl zeigen, Techniken beibringen, damit sich der Patient wieder entspannen und seine Emotionen regulieren kann – das seien wichtige Aufgaben der Co-Therapeuten. „Dazu ist der HER-Koffer sehr nützlich“, erklärt sie.
Im Hilfsmittel-Emotions-Regulierung-Koffer sind so einfache aber wirkungsvolle Sachen wie Igelbälle, Amoniak, Massagebälle und auch Zutaten für eine Aromatherapie. In der Behandlung – und das unterstreicht auch Chefärztin Dr. Eisabeth Rauh – werden sowohl Medikamente, als auch Mittel der Naturheilkunde erfolgreich angewandt.
Nicht einfach, der Job geht schon auf die Psyche

„Doch der Job des Co-Therapeuten ist nicht einfach“, erklärt Julia Spörlein, „das geht schon stark auf die Psyche.“ Es sei nicht die körperliche Anstrengung im Umgang und im Alltag mit den Patienten. Es seien vor allem die psychischen Anstrengungen. „Patienten, die dringend Hilfe und Beistand brauchen, melden sich nicht an, sie stehen einfach vor der Stationszimmertür“, berichtet Spörlein.
„Patienten, die dringend Hilfe und Beistand brauchen, melden sich nicht an, sie stehen einfach vor der Stationszimmertür.“
Julia Spörlein zur Arbeit der Co-Therapeuten
Gut, dass die Co-Therapeuten regelmäßig geschult werden. Die Fortbildungen finden entweder im Haus oder online statt. Sie seien definitiv eine Bereicherung für die Therapeuten und Patienten. Zudem stelle das Berufsbild für viele Menschen aus körperlich besonders anstrengenden Pflegeberufen eine attraktive Alternative dar.
Weitere Informationen gibt es direkt bei Pflegeleiterin Julia Spörlein unter jspoerlein@schoen-klinik.de.
Schön Klinik Bad Staffelstein Die Schön Klinik in Bad Staffelstein ist spezialisiert auf die Fachbereiche Psychosomatik, Orthopädie und Neurologie. Sie hat 330 Betten. Jährlich behandeln rund 600 Mitarbeiter mehr als 4 500 Patienten. Die Schwerpunkte liegen in der intensiv-medizinischen Versorgung und Rehabilitation neurologischer Patienten sowie in der Behandlung von Essstörungen, Burnout und Depressionen.