Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Bad Staffelstein
Icon Pfeil nach unten

LICHTENFELS/BAD STAFFELSTEIN: Abschied vom Kurhotel an der Obermain Therme: Andreas Poth

LICHTENFELS/BAD STAFFELSTEIN

Abschied vom Kurhotel an der Obermain Therme: Andreas Poth

    • |
    • |
    Der Metallbaum vor dem Archiv der Zukunft steht für Andreas Poth für die Innovationskraft und das Potenzial der Region.
    Der Metallbaum vor dem Archiv der Zukunft steht für Andreas Poth für die Innovationskraft und das Potenzial der Region. Foto: Annette Körber

    Es passiert selten, dass ein Interview mit einer Entschuldigung beginnt. Aber dieses Mal war es angebracht. Denn nein, dass Geschäftsführer Andreas Poth beim Best Western Kurhotel an der Obermaintherme in Bad Staffelstein aufhört, heißt nicht, dass er seinen Ruhestand antritt. Poth lächelt und kokettiert ein bisschen mit seinem Alter: „Das haben viele gedacht. Ich sag dann immer: Ich bin jünger, als ich aussehe.“

    60 Jahre alt ist er seit Kurzem, für ihn der richtige Zeitpunkt, um sich beim Kurhotel zu verabschieden. Zumal er in Bad Staffelstein eh länger geblieben ist als an allen anderen beruflichen Stationen zuvor. Und das waren einige. Das Kurhotel war sein elfter Standort. „Ich hab's prinzipiell nie länger als fünf Jahre an einem Ort ausgehalten“, blickt der ehemalige Geschäftsführer zurück. In Bad Staffelstein war er 17 Jahre, und die nennt er „sensationell“.

    Er und seine Frau wollen auch jetzt nicht weiterziehen, sondern möglichst in dieser „wunderschönen Region“ bleiben. Einer Region, der er viel Potenzial bescheinigt, das aber besser genutzt werden könnte. „Hier ist ungeheuer viel im Wandel“, konstatiert er. Und meint, dass sich da für ihn neue Möglichkeiten auftun könnten.

    Erst mal durchschnaufen

    Poth wirkt nicht so, als hätte er es eilig, einen neuen Job zu finden. Das Kurhotel an der Obermaintherme zählt zu den 250 umsatzstärksten Häusern in Deutschland, verrät er nicht ohne Stolz. Das habe für ihn als Geschäftsführer allerdings 60- bis 70-Stunden-Wochen bedeutet. Nun haben mit den bisherigen Direktionsassistentinnen zwei jüngere Frauen die Geschäftsführung übernommen, die sich die Arbeit teilen und so auch mal Auszeiten nehmen können. Und der 60-Jährige freut sich, zwei, drei Monate durchschnaufen zu können. „Ich genieße die Zeit und schaue, was sich in der Region tut“, sagt er.

    Der erfahrene Touristiker sieht die Probleme, mit denen der Obermain-Jura kämpft. „Wir sind mittlerweile abgeschlagen, was die Übernachtungszahlen angeht.“ Aber es sei wichtig, nicht alles ins Negative zu ziehen. Stattdessen gibt Poth, der sich als „geborenen Optimisten“ bezeichnet, das „Prinzip Hoffnung“ aus. Er verweist auf seine Vorgehensweise im Kurhotel: Dort habe er Fünf-Jahres-Pläne aufgestellt. Jedes Jahr wurde überprüft, inwieweit man dem gesteckten Ziel, der „Vision“, näher gekommen sei.

    Auch für die Region gelte es, Ziele festzulegen. Etwa, den Rückgang der Übernachtungszahlen zu stoppen. Und es gelte, die vorhandenen Stärken auszubauen. Der Gastronom erzählt von Stammgästen aus Dresden, die vier, fünf Mal im Jahr im Kurhotel zu Gast sind. Bei ihnen sei es Tradition, am Anreisetag erst mal in Uetzing beim Metzgerbräu einzukehren. Sich hier ein Wurstbrötchen mitzunehmen, im Sommer an den Tischen vor der Tür mit einem Bier zusammenstehen, einen Schwatz mit dem Wirt zu halten – das sei authentisch, so etwas wollten Touristen erleben.

    Andreas Poth hat in London gelebt, in Düsseldorf, Berlin, Köln. Er habe viele Partys mitgenommen in dieser Zeit. Jetzt, mit 60, müsse er das nicht mehr. Heute wohnt er in Lichtenfels, er genieße die Ruhe, die gute Luft, das gute Preis-Leistungs-Verhältnis, das gute Verhältnis zwischen Tradition und Moderne, zwischen Jung und Alt: „Hier kommen bei den Kirchweihfesten auch die Jungen. Das ist traditionell, aber nicht verstaubt. Und wie viele junge Leute laufen bei den Wallfahrten mit?“ Der Staffelberg, Vierzehnheiligen, das seien Anziehungspunkte für alle Generationen. „Das gefällt meiner Frau und mir. Wir würden gar nicht mehr in eine große Stadt wollen“, sagt der gebürtige Sauerländer, dessen Frau aus Sardinien stammt.

    Der 60-Jährige erzählt begeistert von den Pluspunkten der Region. Von innovativen jungen Bierbrauern, den „richtig schön gemachten“ Bildungs- und Tagungshäusern Vierzehnheiligen, dem Automaten mit Wildprodukten beim Forsthaus Banz, den er erst kürzlich ausprobiert hat. „Es gibt hier so viel zu entdecken“, schwärmt er. Mehr, als wahrscheinlich die meisten Einheimischen wüssten.

    Er hat Erfahrung darin, Potenzial zu heben. Das Kurhotel hat sich unter seiner Geschäftsführung vom Standard-Kurhotel zum gehobenen Wellness-Hotel entwickelt. Mit eigenem Spa-Bereich, aber auch mit dem Bademantelgang, über den die Gäste trockenen Fußes zur Therme gelangen. Sie müssen weder Spint noch Umkleiden oder Gemeinschaftsduschen nutzen: einen „wichtigen Schritt“ nennt das der ehemalige Geschäftsführer.

    Es den Gästen bequem machen

    Neben den Standardzimmern mit 38 Quadratmetern bietet das Haus nun auch teurere Penthouse-Suiten und günstigere kleinere Zimmer. Damit erschloss Poth neue Zielgruppen. Zu den Kurgästen seiner Anfangszeit seien Wellness-Gäste, aber auch Geschäftsleute dazugekommen. „Das war zu den Best-Western-Häusern in Bamberg und Coburg eine große Ergänzung“, meint der Gastronom. Diese werden als Garni-Hotels betrieben, während die Gäste in Bad Staffelstein zwischen fünf Restaurants wählen können, wenn man das Angebot der Obermain Therme einrechnet. „Wir haben versucht, es dem Kunden bequem zu machen“, erklärt er seinen Ansatz. „Geld ist da, aber der Kunde muss den Mehrwert spüren. Zeit und Bequemlichkeit sind da wesentliche Faktoren.“

    Die Leistung muss stimmen

    Ziemlich schnell habe er entschieden, die Preise von denen anderer Betriebe in der Region abzukoppeln. Heute zahlt der Kunde im Kurhotel an die 200 Euro. Das ist auch ein Risiko für ein Haus, das stark von Stammgästen lebt. Aber Poth ist da selbstbewusst. Wenn die Leistung stimmt, dann wird dies auch beglichen. Und man müsse auch verzichten können, wenn jemand bei diesen Preisen nicht mehr mitgehen kann. „Wir empfehlen dann gern andere Häuser“, sagt er.

    Das „Wir“ sitzt noch, aber der Abnabelungsprozess hat begonnen. Das Haus sei jetzt für die nächsten 20, 30 Jahre mit den anstehenden Planungen gut aufgestellt, bilanziert er. So kann sich Andreas Poth neuen Herausforderungen zuwenden. Er möchte jetzt seine Erfahrung zur Verfügung stellen, um die Region voranzubringen. Was die Zukunft wohl für ihn bereit hält? Der 60-Jährige schmunzelt. „Da bin ich selbst gespannt.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden