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KUTZENBERG: Aktionstag „Alarmstufe Rot“ in Kutzenberg

KUTZENBERG

Aktionstag „Alarmstufe Rot“ in Kutzenberg

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    „Alarmstufe Rot“: Unter diesem Motto stand der bundesweite Aktionstag der Krankenhäuser am Dienstag. Auch das Bezirksklinikum Obermain in Kutzenberg beteiligte sich.
    „Alarmstufe Rot“: Unter diesem Motto stand der bundesweite Aktionstag der Krankenhäuser am Dienstag. Auch das Bezirksklinikum Obermain in Kutzenberg beteiligte sich. Foto: Dietmar Hagel/GeBO

    Auf der Wiese hinter dem Verwaltungsgebäude des Bezirksklinikums Obermain soll der Pressetermin stattfinden. Unsicherheit ob des Wegs ist überflüssig: Es leuchtet schon von Weitem. In der Signalfarbe Rot. Über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich hier versammelt und setzen mit ihren T-Shirts, Polos, Hemden, Kleidern, Hosen, Röcken ein Zeichen, dass es so nicht weitergehen kann.

    „Den Kliniken geht's seit Jahren immer schlechter“, konstatiert GeBO-Vorständin Katja Bittner. Schon vor der Corona-Pandemie. Nun hätten sie aber unglaubliche Jahre mit Covid-19 überstanden, Jahre, in denen sie täglich gelobt worden seien für ihre Arbeit. „Das hat uns Hoffnung gegeben, dass wir als wichtiger Bestandteil der Daseinsvorsorge gesehen werden“, erinnert sich Bittner. Hoffnung, dass sich tatsächlich mal etwas ändert.

    „Wir wollen dem Patienten in die Augen schauen, nicht auf den Bildschirm.“

    Katja Bittner, GeBO-Vorständin

    Dem sei aber nicht so. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien erschöpft. Geld fehle, Fachkräfte fehlten. „Wir können die Patienten nicht so versorgen, wie wir möchten, weil Mitarbeiter fehlen. Gleichzeitig verpufft 30 Prozent der Arbeitszeit für Dokumenationspflichten“, schimpft Bittner. „Wir wollen dem Patienten in die Augen schauen, nicht auf den Bildschirm.“

    Deshalb beteiligen sich die Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken an zwei Standorten an dem bundesweiten Aktionstag „Alarmstufe Rot“ der Deutschen Krankenhausgesellschaft: Neben Kutzenberg veranstaltet auch das Bezirkskrankenhaus in Bayreuth eine Protestaktion.

    Der planbare Patient

    Es klingt zynisch, ist aber Realität, wenn Katja Bittner vom „planbaren Patienten“ spricht, der den Kliniken am liebsten ist: planbare Operation, planbarer Krankenhausaufenthalt. Bloß keine überraschenden Einweisungen! „Der Patient muss warten, muss froh sein, dass er behandelt wird, und hört dann: ,Tut uns leid, wir sind schlecht besetzt.‘“

    Das ist noch nicht alles, erklärt sie nach ihrer Rede im Pressegespräch: Die Krankenhäuser bekämen Mindestvorgaben, was die Mitarbeiterzahl anbelangt. Es sei genau vorgeschrieben, welcher Arzt, Therapeut oder Pädagoge für welche Maßnahme eingesetzt werden muss. Was aber tun, wenn ein Patient außerplanmäßig eingeliefert wird und der erforderliche Spezialist gerade nicht Dienst hat? Soll man den Patienten wieder heimschicken?

    3,5 Millionen Euro Sanktionen

    „Wo soll er denn dann hin?“, fragt Bittner. Das Bezirksklinikum Obermain sei doch für ganz Oberfranken Anlaufpunkt. Und Patienten in psychischen Ausnahmezuständen sollte man besser nicht allein lassen. Aber, so sagt Bittner, die Krankenhäuser würden sanktioniert, wenn sie den Patienten trotzdem aufnähmen.

    Während der Corona-Pandemie seien die Sanktionen ausgesetzt worden. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätte das Bezirksklinikum allein im Jahr 2022 3,5 Millionen Euro Strafzahlungen leisten müssen, verdeutlicht Bittner die Dimensionen. Sie nennt das skandalös: „Wir warten dringend auf Verbesserungen, bekommen aber nur neue Mindest-Mitarbeiter-Vorgaben.“

    Den Mangel verwalten

    Wo sollen die Krankenhäuser die Fachkräfte hernehmen? Dass gerade im Pflegebereich der Mangel groß ist, ist nichts Neues. Diesen zu verwalten, bedeute dann auch gesperrte Betten, geschlossene Notaufnahmen, kurzfristig abgesagte oder auf das Notwendigste verkürzte Behandlungen, immer längere Wartezeiten auf notwendige Therapien.

    „Ja, wir konzentrieren, aber wir wollen auch die Ausfinanzierung.“

    Katja Bittner, GeBO-Vorständin

    Für Kutzenberg heiße das, dass keine Tageskliniken und psychiatrischen Institutsambulanzen mehr besetzt werden können. Diese würden normalerweise dabei helfen, stationäre Aufenthalte zu vermeiden. Dass eine Gesundheitsreform notwendig ist, stellt Bittner nicht in Abrede. Aber sie könne sich nicht vorstellen, dass irgendein Bundesland das vorgelegte Papier mitträgt. „Wir müssen zusammenfassen, Man-Power bündeln – das ist akzeptiert. Nicht aber, dass nicht mehr Geld ins System kommt.“

    Dass Standorte geschlossen, Kliniken zusammengelegt werden, das hält die GeBO-Vorständin für unvermeidlich. Aber, so fragt sie, wie soll das gehen? Bespiel: Drei bestehende kleine Krankenhäuser sollen durch einen zentralen Neubau ersetzt werden. Wer kommt für die Finanzierung auf, wenn gleichzeitig Fördermittel zurückgezahlt werden müssen, weil die alten Gebäude nicht mehr genutzt werden? Bittners Forderung deshalb: „Ja, wir konzentrieren, aber wir wollen auch die Ausfinanzierung.“

    Denn auch hier werde seit Jahren der Mangel verwaltet. Die Tariflöhne steigen – zu Recht, wie die GeBO-Vorständin sagt. Honorarärzte kosteten ordentlich Geld. Es werde drei Mal so viel IT gebraucht wie früher. Und auch ein Krankenhaus müsse Lebensmittel einkaufen, habe Energiekosten. Die Inflation schlägt auch hier durch. Deshalb fordert die Deutsche Krankenhaus-Gesellschaft bundesweit einen Inflationsausgleich. Damit es nicht zu einem flächendeckenden Personalabbau und damit auch zu einem Abbau der Patientenbehandlung kommt.

    Katja Bittner: „Wir fordern: weg mit der Bürokratie, weg mit starren Vorgaben zu Personalbesetzungen und mehr Geld ins System.“

    Wer seine Solidarität mit den Krankenhäusern zeigen möchte, kann sich auf der Liste eintragen unter www.dkgev.de.

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