Es ist wohl nicht viel hängen geblieben bei den Besuchern der Vorträge zum Schmerzaktionstag. Zu fachspezifisch waren die Ausführungen der Referenten. Das ist die schlechte Nachricht vom Dienstag. Und jetzt kommt die gute Nachricht: Das, was hängen geblieben ist, triftt ins Schwarze des Aktionstages: „Schmerzempfindung“ entsteht im Gehirn.
Am 13. bundesweiten „Aktionstag gegen den Schmerz“ der Deutschen Schmerzgesellschaft hat sich auch die Schön Klinik Bad Staffelstein mit ihren Experten der multimodalen Schmerztherapie beteiligt. Rund drei Stunden lang konnten sich Betroffene und Angehörige informieren und beraten lassen.
Hohe Zahl an Schmerzpatienten
Als Dieter Leicht, Dritter Bürgermeister, die Veranstaltung eröffnete, zeigte er sich sehr überrascht von der hohen Zahl an Schmerzpatienten in Deutschand. „Etwa 23 Millionen Menschen in Deutschland berichten über chronische Schmerzen – das ist mehr als jeder Vierte“, staunte er. Rund 2,2 Millionen Menschen von ihnen hätten chronische, nicht tumorbedingte Schmerzen mit starker Beeinträchtigung und psychischen Belastungssymptomen wie Depressionen oder Ängsten. Sie würden meist vergeblich nach einer organischen Ursache suchen, fühlten sich im Laufe der Zeit nicht mehr ernst genommen.
Chefarzt Dr. Stefan Middeldorf und Oberärztin Dr. Daniela Michalke zeigten die Zusammenhänge bei der Entstehung von Schmerz von der ersten Nervenreizung bis zur Verarbeitung dieser Information im Gehirn auf. Aus akutem Schmerz könne auch ein chronischer Schmerz werden, erklärten sie: Verspannung, Überforderung, Stress, Erschöpfung, aber auch Schonung und Sorgen könnten zu einem wahren Teufelskreis führen.
Bewegung ist wichtig
„Versuchen Sie zu verstehen, dass Körper und Bewusstsein eine Einheit bilden“ riet Chefarzt Dr. Middeldorf. Ziele der Behandlung, die stationär erfolgt, seien nicht nur, das Schmerzgedächtnis zu löschen, sondern auch durch körperliche Aktivität und Ablenkung manche Bewegungen neu zu lernen. Denn der Körper produziere bei sportlicher Betätigung Stoffe, die nachweislich Schmerzen lindern könnten. Zudem lerne das Gehirn: Bewegung ist auch unter Schmerzen durchaus möglich. „Das gilt für akute und chronische Schmerzen!“, betonte Dr. Middeldorf.
Als gesunde Dosis empfielt die WHO, die Weltgesundheitsorganisation, neue Richtlinien. Pro Woche 150 bis 300 Minuten Bewegung für ältere Erwachsene, zusätzlich 20 bis 30 Minuten Training für Kraft und Beweglichkeit: Hier dürfe man gerne Haus- oder Gartenarbeit dazuzählen. „Kommen Sie ruhig leicht ins Schwitzen“, empfahl er als Faustregel. Weiterhin gelte: „In Bewegung bleiben, aber auch zur Ruhe kommen.“
Recken, wippen, kreisen
Anke Weber, Fachbereichsleiterin Orthopädie, lud die Zuhörer gleich mal zu einer bewegten Pause mit Yoga-Bausteinen ein: Recken, strecken, wippen, kreisen – da machte nicht nur Bürgermeister Dieter Leicht fröhlich mit. Nach der Theorie im Konferenzraum standen zum praktischen Ausprobieren gleich mehrere Aktionsstände in der Klinikmagistrale zur Verfügung. Etwa um Verspannungen sichtbar zu machen, beim Krafttraining Grenzen auszuprobieren oder bei den Aroma-Ölen eine beruhigende Wirkung festzustellen.
Anke Weber, Therapieleiter Gottfried Schröder und das Klinik-Team boten den Besucherinnen und Besuchern Gelegenheit, neueste Therapieformen aus der Pflege, Physiotherapie, Psychologie und Ergotherapie kennenzulernen und selbst auszuprobieren. Zusammenfassend besteht eine Behandlung aus mehreren Bausteinen: Schmerztherapie ( etwa Medikamente, Akupunktur), Therapiegespräche, Krankengymnastik, Gruppentherapie, Entspannungsverfahren, Sport und Bewegung, Ergotherapie, Musiktherapie und auch Yoga. „Wir setzen auf aktivierende Elemente“, so das Motto der Klinik.