Stephan Schwab ist Verwaltungsfachwirt. Seit fünf Monaten ist er im Einwohnermeldeamt, Standesamt und Ordnungsamt der Stadt beschäftigt.
Eine Versteigerung wie die am Mittwoch kannte er zwar von seinem vorherigen Arbeitsstätte in Weismain, doch da sei alles eine Nummer kleiner gewesen, begrüßte er gut gelaunt an die 70 Gäste. „Bis auf den letzten Platz besucht, ich bin begeistert! 13.30 Uhr, jetzt kann´s losgehen“, gab er den Startschuss zur Versteigerung von Fundgegenständen.
Wer braucht noch Bademäntel?
Mitarbeiter der Stadt Bad Staffelstein hatten im Mehrzweckraum der Adam-Riese-Halle auf langen Tischen hunderte Fundgegenstände ausgelegt und fein säuberlich nummeriert. Badetücher und Handtücher von „no name“ bis zu Markenprodukten, Damen,- Herren,- und Kinderbekleidung, Brillen und Sonnenbrillen, Damen- und Herrenuhren, Modeschmuck und echter Schmuck. Auf Garderobeständern hingen an die 40 Damen- und Herrenbademäntel in allen Farben und Größen.
Einmal im Jahr werden Fundgegenstände öffentlich versteigert, erklärte Stephan Schwab zunächst die Formalitäten. Dann hätten die Fundsachen schon sechs Monate im Fundbüro auf ihren Besitzer gewartet.
Frist verstrichen
Nach einem erneuten Aufruf zum Abholen und einer weiteren Sechs-Wochen-Frist kämen sie dann zur Versteigerung. Schon eine halbe Stunde vor Beginn waren die Türen der Halle geöffnet, die Gegenständen konnten besichtigt werden. Viele der Interessenten hatten Zettel und Stift zur Hand und notierten sich nach ausgiebiger Prüfung und Begutachtung die Nummer eines Artikels. Schließlich wollte man gut vorbereitet sein, wenn Auktionator Schwab die einzelnen Posten aufrief.

180 Nummern standen auf der Liste der beiden Helferinnen Petra Graß und Heike Zillig. Erstere saß an der Kasse und nahm das Bargeld der Käufer entgegen, letztere lies die Käufer unterschreiben: erst somit hatte er, hatte sie, das Recht an der Fundsache erworben. Das war wichtig, denn Stephan Schwab stellte klar: „Die Bekleidung ist gebraucht, es wurde nichts gewaschen, bei den Uhren wurde nichts instandgesetzt.“
Los ging's mit Sonnenbrillen. Kleinartikel wie diese waren zu dritt oder viert in einem Tütchen verpackt. „Wir fangen mit 50 Cent an, wer bieten will, hebt den Arm“, rief er. Die ersten Sonnenbrillen gingen für 50 Cent nach Nedensdorf. Zwei Brillen plus ein Etui ersteigerte eine Dame aus Ebensfeld.
Sogar Smartwatches dabei
Doch das war nicht ihr eigentliches Ziel. Auf einem Zettel hatte sie einiges an Nummern stehen; besonders die bunten Badeanzüge hatten ihr Kaufinteresse geweckt.
Doch die waren noch nicht an der Reihe. Nach Sonnenbrillen und Brillen folgten Uhren. „Das ist eine Smartwatch - allerdings ohne Zubehör“, hielt Schwab eine schwarze moderne Uhr hoch. Ein Bieter holte sie sich für 5,50 Euro. Andere - meist ältere- Damen -und Herrenuhren gingen für 50 Cent im Doppelpack an die Bieter. „Schon alleine eine neue Uhrbatterie kostet mehr“ wurde geraunt. Ein Bieterduell zwischen zwei Damen drohte zu eskalieren: die jüngere der beiden kam erst nach Beginn der Versteigerung in die Halle und war offensichtlich nicht mit den Biet-Regeln vertraut, die zuvor ausgiebig erklärt worden waren.
Sie ging letztlich leer aus, der begehrte „Fund- Trauring“ ging für 30 Euro an die andere Dame. Doch die junge Frau wurde dennoch fündig und „schlug“ bei den Bademänteln zu: mit fünf davon verlies sie zufrieden den Saal.

„Die meisten Gegenstände wurden in der Therme oder in der Adam-Riese Halle gefunden, andere im gesamten Stadtgebiet“, sprach Stephan Schwab und machte sich an die liegengebliebenen Jacken. „Das ist bestimmt ein Original“, hielt er eine weiße Armani-Jacke hoch: das Publikum gluckste vergnügt, grinste.
Auf Schnäppchenjagd
„Wenn ich den Badeanzug habe, geh ich“, freute sich die anfangs erwähnte Dame mit dem Notizzettel. Mittlerweile ging es auf 16 Uhr zu, einige wenige Besucher hatten die Versteigerung schon nach dem letzten Bademantel verlassen. Nun wurden Bikinis, Badehosen und kurze Hosen aufgerufen; auch hier waren immer drei bis fünf Kleidungsstücke zusammen unter einer Nummer. Die Dame wurde auch hier fündig: „Fünf Hosen, teils von Adidas und Tom Taylor, was willst mehr für zwei Euro“, lachte sie. Ihre Badeanzüge hat sie übrigens auch bekommen: Schick und bunt, genau in ihrer Größe, für unglaubliche drei Euro.
Die nächste Versteigerung wird die von Fund-Fahrrädern sein, der Termin im Herbst wird noch bekannt gegeben.