Arg strapaziert wurde das Zwerchfell der Zuschauer bei der Theaterpremiere des Junglandvereins Kleukheim am Sonntag. Mit dem Lustspiel „Onkel Hermann und die Plunderhosen“ bot die Kleukheimer Theatergruppe um Regisseurin Christine Töfflinger komödiantische Laienspielkunst vom Feinsten.
„Ich habe mich schlapp gelacht“, „Herrlich“, „Wer das nicht gesehen hat, hat was verpasst“ – die Komplimente der Zuhörer nach der Premiere im Kleukheimer Sportlerheim überschlugen sich förmlich. Christine Töfflinger als Regisseurin und das ebenso engagierte wie motivierte Theaterteam des Junglandvereins präsentierten sich auf den Punkt vorbereitet bei der Umsetzung des von Regina Rösch inszenierten Lustspiels in drei Akten.
„Ich habe mich schlapp gelacht.“
Kommentar eines begeisterten Zuschauers
Für Heiterkeit sorgte schon die Handlung: In die Trauer um den verstorbenen Onkel Herrmann mischt sich beim Leichenschmaus die Vorfreude auf ein wohl stattliches Erbe. Vor allem Elfriede und Anneliese (gespielt von Carmen Hofmann und Christiane Leepa), die geldgierigen Gattinnen von Hermanns Neffen Klaus Dieter (Matthias Zenk) und Benno (Michael Kunzelmann) schweben im siebten Erbschaftshimmel. Doch sie freuen sich zu früh. Zum einen spekuliert Kommandant Eberhard (Christoph Storath) mit seiner Frau Ingeborg (Susanne Willner) darauf, dass der Erbonkel die von ihm zu Lebzeiten so geliebte Feuerwehr in seinem Nachlass bedenken wird und schafft in seiner Zuversicht schon einmal auf Pump die dringend benötigte Feuerwehrspritze an. Aber auch Bennos Tochter Andrea (Martina Leepa) und Nachbarin Adelheid (Mirjam Lieb) hoffen, etwas abzubekommen.
Die finanziellen Träume aller werden in Frage gestellt, als plötzlich Notar Horst Fröhlich (Andreas Schatz) auftaucht. Bei einer von ihm präsentierten Videobotschaft des verstorbenen Erbonkels (Andreas Klier) wird klar, dass die Erbschaft mit Bedingungen verbunden ist: Der Nachlass wird nur dann verteilt, wenn die Erben samt Feuerwehrkommandant das im Mittelalter spielende Theaterstück „Reinholdo, der Herzog von der Schnellerburg“ aufführen.
„Nicht mit uns“, meinen Klaus-Dieter und Benno und wollen lieber aufs Erbe verzichten, statt sich im Kostüm mit unbequemem Plunderhosen lächerlich zu machen. Doch sie müssen sich ihren energischen Gattinnen fügen.
„Ja, ja,“ – „Genau, do host recht“. Mit der belanglosen Zwiesprache zweier im Alltag fast zum Verstummen gebrachter Ehegatten sorgten Matthias Zenk und Michael Kunzelmann eingangs für Erheiterung. Was alle Laienschauspieler des Junglandvereins auszeichnete, war die Tatsache, dass sie nicht nur ihren Text beherrschten, sondern auch mit Mienenspiel und Körpersprache überzeugten. So hatte das begeisterte Publikum seinen Spaß an den zahlreichen komödiantischen Szenen. „Mann, du reißt mir ja des Ohr raus“, jammert der bemitleidenswerte Klaus-Dieter (Matthias Zenk), als ihm von seiner dominanten Gattin wieder einmal die Leviten gelesen werden, und ebenso glaubwürdig fluchte Susanne Willner über die vom Erbonkel zugedachte Mittelalter-Rolle als Zofe: „Ich krieg den verdammten Knicks net no“. Alle Darsteller hätten für ihre Leistung eine Einzelwürdigung verdient.
Publikum macht begeistert mit
Auch die rund 140 Zuschauer, die quer durch alle Altersschichten vom Steppke bis zum Senior die Aufführung genossen, wurden großartig mit einbezogen. Etwa in der Szene, als Christoph Storath in seiner Rolle als Feuerwehrkommandant feierlich das vom Erbonkel im Nachlass geforderte Mittelalter-Stück ankündigte. „Erhebet euch für das Königspaar“, forderte er das Publikum auf. Die enthusiastisch klatschenden Zuschauer ließen sich das nicht zweimal sagen, standen auf und jubelnden den „Blaublütigen“ zu.
Die Theaterpremiere des Junglandvereins lief wie am Schnürchen – und auch die Besucher der weiteren Auftritte des Ensembles dürften auf ihre Kosten kommen. Wenn Laienschauspieler in ihrer Rolle aufgehen, als hätten sie nicht etwas anderes gemacht, wenn trotz intensiver Vorbereitung alles so spielerisch leicht aussieht, und wenn nach zwei Stunden großartiger Unterhaltung in den Gesichtern des Publikums das Bedauern abzulesen ist, dass es leider schon vorbei ist, bestätigt dies einmal mehr: In Kleukheim wird Theater gelebt und geliebt.
Weiter Aufführungen
Noch drei Aufführungen von „Onkel Herbert und die Plunderhosen“ zeigt der Junglandverein: am Freitag, 10. Januar, um 19.30 Uhr; Samstag, 11. Januar, und Sonntag, 12. Januar, jeweils um 19 Uhr.