Als Folge der demografischen Entwicklung und des seit Jahren anhaltenden Rückgangs der Schülerinnenzahlen wird die Berufsfachschule St. Kunigund in Vierzehnheiligen zum Ende des Schuljahres 2014/2015 ihren Betrieb einstellen.
Auch das dazugehörige Internat wird zu diesem Zeitpunkt geschlossen. Diese Entscheidung traf die Ordensleitung der St. Franziskusschwestern von Vierzehnheiligen nach einer intensiven Zeit der Suche nach zukunftsfähigen Lösungen.
„Für Insider kam die Entscheidung nicht überraschend.“
Schwester Martina Franziskanerin
„Für Insider kam die Entscheidung nicht überraschend“, sagte Schwester Martina dem Obermain-Tagblatt. Am gestrigen Freitag informierten die Franziskusschwestern offiziell über das geplante Vorgehen.
Geringe Bewerberzahlen
Bereits im Sommer 2013 zeichnete sich aufgrund der geringen Bewerberzahlen ab, dass zum Schuljahresbeginn 2013/2014 kein neuer Jahrgang für den Bereich „Ernährung und Versorgung“ starten konnte. Schülerinnen, die bereits vorher mit der Ausbildung begonnen haben, können diese aber noch abschließen.
Ab Herbst 2014 wird die letzte Klasse der „Berufsfachschule für Kinderpflege“ unterrichtet. Damit ist die Berufsfachschule „St. Kunigund“ in Vierzehnheiligen eine der kleinsten Schulen in Bayern.
Schulen – insbesondere in privater Trägerschaft – können heute allerdings nur dann annähernd wirtschaftlich und zielorientiert arbeiten, wenn sie in größeren Zusammenhängen stehen und es vor allem genügend Bewerberinnen und Bewerber gibt.
Demografische Entwicklung
Der Rückgang an Bewerbern ist zum einen auf die demografische Entwicklung zurückzuführen und nicht aufzuhalten: Für die nächsten Jahre wird für Oberfranken ein Schülerrückgang um 30 Prozent vorhergesagt.
Zum anderen hat der gute Lehrstellenmarkt zu einer geringeren Nachfrage nach dieser schulischen Ausbildung geführt.
Imageverlust der Hauswirtschaft
Überdies hat das veränderte Frauenbild in der Gesellschaft zu einem Imageverlust des Bereichs „Hauswirtschaft“ und zu einer Verlagerung in den Hotel- und Servicebereich geführt. Für die Kinderpflege zeichnet sich nach guten Jahren nun ein Rückwärtstrend ab.
Die Ordensleitung bedauert, diese Entscheidung treffen zu müssen, da von der Einstellung des Schulbetriebes nicht zuletzt ein hoch motiviertes Lehrerkollegium sowie das pädagogische und hauswirtschaftliche Personal betroffen ist.
Gleichzeitig ist der Ordensleitung bewusst, dass der ursprüngliche Sendungsauftrag zur Gründung einer Berufsfachschule erfüllt ist: 1953 gab es einen hohen Bedarf, jungen Frauen eine Berufsausbildung zu ermöglichen.
Nach nunmehr 60 Jahren haben sich sowohl das Selbstverständnis der Frau, die Ausbildungsmöglichkeiten als auch die erforderlichen Qualifikationen in den Einrichtungen verändert.
Der Übergang für die Schülerinnen ist gewahrt: Schülerinnen, die im Sommer 2014 die 10. Klasse erfolgreich abschließen, können ihre Ausbildung an der Berufsfachschule im Juli 2015 beenden. Die bisherigen Interessentinnen für Kinderpflege zum September 2014 können sich in umliegenden Berufsfachschulen bewerben. Nach Rücksprache mit dem Ordinariat und dem Leiter der Berufsfachschule Mariahilf in Bamberg, Wilhelm Schmidt, können Schülerinnen auch dort aufgenommen werden. Überdies besteht die Möglichkeit, sich im Bamberger Aufseesianum um einen Internatsplatz zu bemühen.
14 Mitarbeiter betroffen
Von der Schließung in eineinhalb Jahren sind acht Lehrkräfte, zwei hauswirtschaftliche Mitarbeiterinnen und vier Erzieherinnen in Teilzeit bzw. Kinderpflegerinnen betroffen. Die Kongregation bedauert dies sehr, unterstützt nach Möglichkeit den Übergang in neue Arbeitsverhältnisse und orientiert sich strikt an den Vorgaben der Arbeitsvertragsrichtlinien der Caritas (AVR). Dazu ist eine Rechtsberatung betraut.
„Die Franziskusschwestern sind offen für die Zusammenarbeit mit bereits etablierten Institutionen, wenn sie mit den Zielen des Ordens vereinbar sind.“
Schwester Regina Pröls Generaloberin
Zeitgleich werden Ideen für die Nutzung der bisherigen Schul- und Internatsgebäude gesammelt. „Die Franziskusschwestern sind offen für die Zusammenarbeit mit bereits etablierten Institutionen, wenn sie mit den Zielen des Ordens vereinbar sind“, so die Generaloberin Sr. M. Regina Pröls.