Die Energiewende aktiv anpacken, gemeinsam mit den Bürgern und direkt hier im Landkreis Lichtenfels, das ist das Ziel der Genossenschaft „Neue Energie Obermain“ (NEO). Gestern traf sich das Führungsteam mit dem Hauptstromabnehmer Siegfried Schedel, einem Vertreter von IBC Solar, Bürgermeister Bernhard Storath und stellvertretendem Landrat Georg Vonbrunn zum Spatenstich für das erste Großprojekt: Einer Fotovoltaikanlage mit 1,6 Hektar Fläche. Dieses Sonnenkraftwerk wird einen Großteil des Stroms, das es produziert, an die einen Kilometer entfernt liegende Biobäckerei „Schedel – ökologische Backwaren“ liefern.
Regionale Wertschöpfung
Einen weiteren Schritt zur strommäßigen Unabhängigkeit gehe Ebensfeld mit dieser mittlerweile vierten Flächenvoltaikanlage im Gemeindegebiet, sagte Storath.
„Wir brauchen keine Windräder in der Ostsee und keine Atomkraftwerke.“
Bernhard Storath Bürgermeister
„Wir brauchen keine Windräder in der Ostsee und keine Atomkraftwerke“, so der Bürgermeister weiter und verwies auf die vielen kleinen Stromerzeuger und Biogasanlagen in der Region. Da die neue Anlage auf keinem „so guten Acker“ stehe und sich gut in den Zwickel zwischen Bahn und Brücke füge, könne er nur sagen: Danke, NEO! Dem schloss sich stellvertretender Landrat Georg Vonbrunn an. Nicht Gewinnmaximierung solle das Ziel sein, sondern Strom aus der Region für die Region.
„Hier entsteht die bayernweit größte Flächenfotovoltaikanlage, die ihren Strom direkt an einen Verbraucher in der Nachbarschaft liefert“, schwärmte NEO-Vorstandsmitglied Uwe Fischer von dem Vorzeigeprojekt. Für das 7000 Quadratmeter große Stromkraftwerk werden 385 Module montiert. Mitte April soll es ans Netz gehen. Die Anlage selbst wird Ende Februar stehen, dann muss noch das Kabel zu Schedel gelegt und das Trafohäuschen gebaut werden. Das Grundstück hat NEO von zwei Landwirten für 20 Jahre gepachtet mit der Option einer Verlängerung. Das Lastprofil passt zum Nutzer. Schedel benötigt für seine Tiefkühlprodukte viel Energie im Sommer, wenn die Solaranlage viel Strom liefern kann. „Das ist genau das, was wir im Landkreis machen müssen: Das Geld bleibt hier“, beschreibt Thomas Schaller die gelungene regionale Wertschöpfung.
Der Weg von der Idee bis zur Realisierung des Projekts war nicht einfach. Die Standortfrage war eine der Hürden. Der rührige Vorstand Uwe Fischer, Ingenieur für Elektrotechnik, hat den Landkreis abgeklappert nach geeigneten Flächen und eine in Unterneuses gefunden.
Das Grundstück liegt genau an der Grenze zwischen der Ebensfelder und der Bad Staffelsteiner Flur. Es ist eingerahmt im Westen von der Bahntrasse, im Süden von der Gemeindeverbindungsstraße nach Niederau, im Norden von einer Feldhecke und im Osten ist es nicht weit zum Gewerbegebiet. Und hier mit befindet sich die Biobäckerei „Schedel – ökologische Backwaren“, der künftige Hauptabnehmer des Stroms. Inhaber Siegfried Schedel hat selbst schon mit dem Gedanken einer Solaranlage zur Stromerzeugung für seinen Betrieb geliebäugelt. Die jetzige Lösung findet er toll. Alles werde vor Ort erzeugt, das Getreide, der Strom, die Backwaren.
Und die NEO-Führungsmannschaft hofft, dass sich immer mehr Mitglieder der Genossenschaft anschließen, die dann sagen können: „Dieses Sonnenkraftwerk gehört zum Teil mir.“