Sie wollte zu ihren Abschied kein großes „Tamtam“ und Aufsehen – Bescheidenheit ist eben ihre Art. Jedoch ließen es sich Pfarrer Georg Birkel, Monsignore Gerhard Hellgeth und alle die in der Pfarrei Sankt Kilian tätig sind, nicht nehmen, die langjährige Pfarrsekretärin, Charlotte Ziegler, gebührend zu verabschieden. Ebenfalls verabschiedet wurde der Organist Tobias Fischer, der aus beruflichen Gründen seinen Dienst aufgeben muss.
Monsignore Hellgeth betonte am Anfang des Gottesdienstes, dass diese Messe keine alltägliche sei. Es sind mehr Ministranten als sonst, der Pfarrgemeinderat und mit ihm und Pfarrer Birkel zwei Konzelebranten anwesend. Dies sei allerdings nicht das Wichtigste, sondern die Tatsache, dass Gott das Licht der Welt ist, sagte Hellgeth.
„Die Bad Staffelsteiner Pfarrei ist die beste, die es gibt.“
Charlotte Ziegler scheidende Pfarrsekretärin
Nach dem Gottesdienst folgten die Verabschiedung der Pfarrsekretärin Charlotte Ziegler und des Organisten Tobias Fischer. Pfarrer Birkel übergab dem scheidenden Organisten eine Orgelpfeife als Dankeschön für seine vierjährige Tätigkeit. Neben seinem Dienst an der Orgel in der Pfarrkirche erfand Fischer die „fahrende Orgel“, so der Stadtpfarrer. „Mit dem Auto und seinem Keyboard im Kofferraum hat Tobias Fischer es verstanden, uns auch außerhalb der Pfarrkirche zu begeistern.“ Kirchenpfleger Peter Würker überreichte Fischer eine Holzpfeife mit Erinnerungsbildern und Barbara Vetter sagte ebenfalls „Dankeschön“.
Eine Bad Staffelsteiner „Institution“ ist Charlotte Ziegler. Wie bekannt und beliebt die scheidende Pfarrsekretärin ist, beweist, dass sie von allen Bad Staffelsteinern und darüber hinaus mit „Lilo“ angesprochen wird. Zur ihrer Verabschiedung hat sich Charlotte Ziegler gewünscht, dass der Schutzpatron der Pfarrkirche, der heilige Kilian, im Altarraum aufgestellt wird. Dieser schmückt nur an wenigen Tagen im Jahr die Pfarrkirche, sagte der Geistliche.
Bereits Mitte der 60er Jahre engagierte sich Lilo Ziegler bei den Pfadfindern, und somit in der Pfarrei Bad Staffelstein. Bevor sie am 1. Juli 1983 offiziell ihren Dienst als Pfarrsekretärin antrat, war sie schon mehrere Jahre auf diesem Posten aktiv, sagte Birkel. Ihre Arbeit könne man als wegweisend beschreiben. Lilo war Empfangsdame, Seelsorgerin, Trösterin und Beraterin zugleich. Sie organisierte Faschings- und Seniorenveranstaltungen, war Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, erledigte Kurierfahrten und begleitete die Geistlichen zu Gottesdiensten außerhalb Bad Staffelsteins, sagte der Pfarrer. Sie erklärte sich bereit, ehrenamtlich die Uetzinger Pfarrsekretärin sowie die beiden Bad Staffelsteiner Sekretärinnen anzulernen, betonte Birkel. Er äußerte den Wunsch, auch in Zukunft nicht auf ihre Dienste verzichten zu müssen. Auch Monsignore Hellgeth, Peter Würker und Barbara Vetter sagten ihrer „Lilo“ ein herzliches „Vergelt's Gott“. Sichtlich gerührt und in ihrer bescheidenen Art sagte Charlotte Ziegler, dass die gute Arbeit in der Pfarrei nicht allein ihr Verdienst gewesen sei. „Die Bad Staffelsteiner Gemeinde ist die beste, die es gibt“, sagte Lilo Ziegler. Sie dachte auch an die älteren, gebrechlichen Gemeindemitglieder, die nicht an diesem Gottesdienst teilnehmen konnten. Wichtig sei ihr, dass die Gemeinde auch den beiden neuen Pfarrsekretärinnen ihr Vertrauen schenkt. Petra Müller aus Wolfsdorf trug ein Gedicht für Charlotte Ziegler vor.
Anekdoten erzählt
Beim gemütlichen Beisammensein im Jugendheim unter den Klängen der „Nothelferkapelle“ erzählte Ziegler heitere Geschichten aus ihrer Amtszeit: Als sie eines abends im Pfarrbüro noch an der Buchführung saß, klingelte das Telefon. Sie nahm den Hörer in die Hand und wurde sogleich von einer männlichen Stimme mit „Grüß Gott, Herr Pfarrer, schön, dass ich sie noch erreiche“, begrüßt. Der Mann wollte heiraten, und fragte nach seinem Taufschein. Darauf erwiderte sie: „Da müssen sie morgen Vormittag noch mal anrufen, denn da ist unsere Pfarrsekretärin, Frau Ziegler da, die ist dafür zuständig“. Bei einem weiteren Anruf ging es ebenfalls um ihre tief klingende Stimme. Der damalige Erzbischof rief an und sprach sie mit Herr Ziegler an. Sie klärte das Missverständnis auf und bei einem späteren Telefonat wurde sie wieder vom Erzbischof als Herr Ziegler angesprochen. Als der Erzbischof seinen Irrtum bemerkte, sagte sie zu ihm: „Das ist alles halb so wild“. Ich bin schon als Herr Pfarrer, Monsignore oder Herr Dekan angesprochen worden“. Solange sie nicht zu mir „Heiliger Vater“ sagen, ist alles nicht so schlimm“.