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BAD STAFFELSTEIN: 3000 Jahre alte DNA untersucht

BAD STAFFELSTEIN

3000 Jahre alte DNA untersucht

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    In der Schachthöhle: Platzangst dürfen die Archäologen nicht haben, die hier auf engstem Raum weitgehend kriechend arbeiten müssen.
    In der Schachthöhle: Platzangst dürfen die Archäologen nicht haben, die hier auf engstem Raum weitgehend kriechend arbeiten müssen. Foto: Gresik

    Platzangst dürfen sie nicht mitbringen, die Archäologen, die die engen Schachthöhlen in der Fränkischen Schweiz erforschen. Kriechend bewegen sie sich durch die teilweise nur 60 Zentimeter hohen Räume. Es ist eine Erleichterung, sich ab und zu wenigstens aufrecht setzen zu können. Dafür gelingt es ihnen, 3000 Jahre alte Knochen, die noch menschliche DNA enthalten, zu bergen und unversehrt ins Labor zur Auswertung zu transportieren.

    Dr. Timo Seregély ist der Leiter der Ausgrabung „Kirschbaumhöhle“. Von ihm erfuhren jüngst die zahlreichen Besucher des CHW-Veranstaltung im Stadtmuseum aus erster Hand, mit welch modernen Methoden die Archäologen heute arbeiten und Licht ins Dunkel der Vergangenheit bringen können. Wenn - ja, wenn genug Geld vorhanden ist. „Ohne die finanzielle Unterstützung durch die Oberfrankenstiftung hätten wir in den vergangenen 15 Jahren hier gar nichts ausgraben können“, so Seregély. Der leidenschaftliche Archäologe erzählt begeistert vom Projekt „Kirschbaumhöhle“, die nach dem Baum, der über ihrem Eingangsschacht stand, benannt ist. Der Baum ist mittlerweile verschwunden, der genaue Standort bleibt geheim. Denn in der engen Schachthöhle sind noch weitere Schichten abzutragen, sobald die Finanzierung steht. Der Grund ist noch nicht erreicht, und es bleibt spannend.

    „Wir wissen nicht, was sich dahinter verbirgt. Von Ritualopfern über Seuchentote bis zur Beseitigung von Verbrechern ist alles denkbar.“

    Timo Seregély Archäologe

    Schon jetzt haben die Archäologen interessante Funde ans Tageslicht gebracht. Immer in voller Schutzkleidung, mit Mundschutz und Handschuhen. Die Knochen in der Höhle waren so gut konserviert, dass ihre DNA noch auswertbar war. Hätten die Forscher sie mit bloßen Händen angefasst, wäre die DNA sofort verunreinigt und damit unbrauchbar geworden. „Darum sind wir den Höhlenforschern, die diese Schachthöhle entdeckt haben, so dankbar, dass sie sofort die Fachbehörde informiert und auf einen Einstieg verzichtet haben“, unterstreicht Seregely das vorbildliche Verhalten. So konnte die Höhle bis zum Beginn der Grabung versiegelt und vor Verunreinigung geschützt werden.

    Mit dem 3-D-Scanner

    Nach einem steilen Abstieg gelangten sie in zwei Kammern. Mit einem 3-D-Scanner generierten die Forscher zuerst ein Modell der bizarren Höhlenform. Dann begannen sie mit der Bergung. Sieben Menschen, aus der Eisenzeit, der Bronzezeit und der Jungsteinzeit, fanden hier die letzte Ruhestätte. Männer und Frauen, Erwachsene und Jugendliche.

    Vergessen und wieder entdeckt

    Zwischen den Epochen geriet die Karsthöhle immer wieder jahrhundertelang in Vergessenheit.

    Nicht nur das Alter der Toten, auch die Ergebnisse einer Isotopenanalyse ließ Seregély feststellen. Das zeigt, wovon die Toten sich ernährten. Die Jungsteinzeitler aßen viel Fleisch und Milch, die Kelten mehr Pflanzen. Auch Knochen von Rothirsch, Rind, Hund, Schwein und Hase fanden sich. Der Hase ist vielleicht hineingestürzt und verendet. Die Rinder starben jedoch nicht in der Höhle, dazu ist der Zugang viel zu schmal. Sie wurden vorher zerhackt. Warum? Die Wissenschaftler wissen es nicht.

    Es ist auch nicht bekannt, warum hier überhaupt Menschen liegen. Die Kelten beispielsweise bestatten ihre Toten in Hügelgräbern und nicht in Höhlen. „Wir wissen nicht, was sich dahinter verbirgt. Von Ritualopfern über Seuchentote bis zur Beseitigung von Verbrechern ist alles denkbar“, so Seregély.

    „Mit Interpretationen müssen wir noch vorsichtig sein“, so der Archäologe. Erst erfolge eine systematische, wissenschaftliche Grundlagenforschung. Dann komme die Suche nach mögliche Motiven.

    Schwierig sei die Einordnung, weil keine vorzeitlichen Siedlungen in der Nähe bekannt sind. „Es hat bisher keiner danach gesucht, sonst hätte er bestimmt welche gefunden“, sagte Seregély. Und so liegt es noch im Dunkel, wer wann wie in der Nähe gelebt hat. Die Archäologen haben noch viel vor sich.

    Josef Motschmann, der CHW–Ortsvorsitzende, wünschte Timo Seregély für seine weitere Arbeit das, was ein Archäologe immer brauchen kann: „Geduld, Geld und Glück.“

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