Die Kurstadt am Obermain ist die Heimat von zehn Brauereien. Am Samstag ermöglichten sie ihren Gästen einen Blick hinter die Kulissen. Was die Besucher zu sehen bekamen, war von großer Vielfalt: Von der historischen Museumsbrauerei Hennemann in Stublang bis zur modernen Flaschenabfüllanlage in der Staffelbergbräu in Loffeld. Viele Betriebe, etwa die Brauerei Reblitz in Nedensdorf, können auf eine mehrere Hundert Jahre alte Geschichte zurück blicken. Die Metzgerbräu Reichert in Uetzing, die am Samstag ihr neues Brauhaus einweihte, gibt es dagegen erst seit einigen Jahren.
Alle zehn Brauereien an einem Tag zu besuchen, das war kaum zu schaffen, und so hieß es, sich entscheiden. Viele rundeten ihren Ausflug mit einer Einkehr in End im Schwarzen Adler, in Wiesen bei Hellmuth oder in Stublang im Biergarten von Hubert Dinkel ab.
Die Brauer an den verschiedenen Standorten öffneten den Besuchern die Augen, wie aufwändig der Weg ist, aus den Zutaten Wasser, Hopfen und Malz ein ganz individuelles Bier herzustellen.
Alfons Thomann beispielsweise ist Brauer in Wiesen. 1977 hat er den Beruf gelernt, nachdem er in die Brauerei eingeheiratet hat. Seitdem steht er regelmäßig an der Sudpfanne. Anfangs hat er hier noch mit Holz geheizt. Das Bier wird nur in der dazugehörigen Gastwirtschaft ausgeschenkt und in der Brauerei verkauft. „Unser Umbau 1978 hat sich am Bedarf der Hausbrauer orientiert. Heute gibt es fast keine Bauern mehr, die ihr Braurecht nutzen“, erzählt Thomann vom Wandel der Zeit. Thomann heizt rund 15 Mal im Jahr seinen Kessel an, der 3300 Liter fasst. Wenn das Brauen abgeschlossen ist, sind 2400 Liter Bier entstanden. Zwei Sorten, dunkles Lagerbier und Weizenbier, braut Thomann. Das Dunkle füllt er in Standart-Aluminiumfässer, das Weizen in moderne Keg-Fässer. „Zwei Biersorten, das ist für unsere kleine Brauerei ausreichend“, sagt Thomann.
Bei Andreas Trunk in Vierzehnheiligen verbirgt sich hinter den unscheinbaren Mauern eine High-Tech-Anlage: Die neue Flaschenwaschmaschine. Wenn vorne der 100. Kasten hinein rollt, kommt hinten der erste sauber heraus. Ein Computer prüft, ob die Flaschen sauber und unbeschädigt sind. Früher mussten das die Mitarbeiter machen. „Stundenlang nur auf die Flaschen starren, das war heftig“, erinnert sich Trunk. Wo sich heute die Gastwirtschaft befindet, war einst die Mälzerei.
„Es ist gigantisch, das Brauen ist wirklich eine Kunst.“
Birgit Fleischmann Besucherin
Heute kauft der Brauer das Malz zu. Andreas Trunk lässt seine Besucher geröstete Gerste probieren: „Das schmeckt besser als Cornflakes“, ist zu hören. Er zeigt Hopfenpellets, getrocknet, gepresst und auf diese Weise sicher zu dosieren. Und er erklärt die Wasserenthärteanlage, denn das Wasser in Vierzehnheiligen ist sehr kalkhaltig, doch „Brauwasser sollte weich sein“.
Dann geht es in einen der Lagerräume. Zehn Edelstahl-Bottiche stehen hier, jeder einzelne fasst bis zu 7200 Liter Bier. Mancher rechnet insgeheim das Gewicht aus, das die Decken tragen müssen. Trunk erzählt von den Anforderungen an die Hygiene, die zu erfüllen sind. Regelmäßige Kontrollen im Labor sind selbstverständlich, das Dokumentieren aller Reinigungsarbeiten ebenso. Spülen, waschen, säubern, der Wasserverbrauch ist nennenswert. „Für einen Liter Bier verbrauchen wir fünf Liter Wasser.“ Zehn unterschiedliche Biersorten braut Trunk, das bekannteste ist wohl der „Nothelfertrunk“. Eine Stunde vergeht wie im Flug. Als die beeindruckten Teilnehmer die Brauerei verlassen, läuten die Glocken der Basilika. Birgit Fleischmann bringt es auf den Nenner: „Es ist gigantisch, das Brauen ist wirklich eine Kunst.“
Zusätzlich bot sich am Samstag die Möglichkeit, die vier neuen markierten Bierwanderwege mit qualifizierten Gästeführern kennen zu lernen. Franz Böhmer, Reinhold Müller, Dieter Schramm und Klaus Hümmer zeigten den Wanderern auf neun bis 16 Kilometer langen Routen, auf welch sehenswerten Routen die Brauereien zu erreichen sind.