An Pfingsten paddelten weit mehr als 100 Schlauch- oder Faltboote bis hin zu Kanus den Main abwärts. Zwei Familien aus Neunkirchen am Brand waren mit ihren eigenen Booten unterwegs. An der Anlegestelle in Nedensdorf fiel ihr Blick gleich auf das alte Feuerwehrhaus. Voller Optimismus, hier eine Toilette für die Kinder zu finden, stürmten sie los. Die Enttäuschung kam prompt: Alle Türen waren verschlossen. Wie lange es mit dem Boot bis Ebensfeld dauert, wo es am Badesee sanitäre Anlagen gibt? Auf jeden Fall zu lange, wenn die Kinder auf Toilette müssen
Das Thema Toiletten / Flussparadies wird zurzeit in den Bad Staffelsteiner Ortsteilen Wiesen und Nedensdorf heißt diskutiert. Der Main ist bei schönem Wetter stark befahren, die Paddler rasten zahlreich an den ausgeschilderten Anlegestellen. „Sie lagern regelrecht, räumen ihren Müll oft nicht auf und müssen in die Büsche, weil es keine öffentliche Toilette gibt“, hieß es bei einer Bürgerversammlung in Nedensdorf. Die Bootsfahrer würden durch Werbung an den Main gelockt und dann sorge niemand für die nötige Infrastruktur.
„Der Staat verhängt ein Verbot für Wildpinkler und kümmert sich nicht darum darum, dass die Bootsfahrer Toiletten in Reichweite der offiziellen Anlegestellen finden."
Heinrich Leicht Nedensdorf
Ganz konkret äußerte sich Heinrich Leicht: „Der Staat wünscht sich Tourismus auf dem Main, verhängt ein Verbot für Wildpinkler und kümmert sich nicht darum darum, dass die Bootsfahrer Toiletten in Reichweite der offiziellen Anlegestellen finden.“
Gerade in Nedensdorf liegt der Ein- und Ausstiegsplatz sehr idyllisch, nahe der Kirche direkt am Ort. Leicht ist hier seit mehr als 30 Jahren Mesner. Er hat miterlebt, dass der Bootstourismus in dieser Zeit deutlich zugenommen hat. Nicht nur die Gruppen der Kanuvermieter, sondern sehr viele Familien oder Paare mit ihren eigenen Booten sind hier unterwegs.
In Wiesen ist die Situation nicht besser. Der Toilettenmissstand und seine unübersehbaren Folgen verärgern die Menschen, die hier leben. In Wiesen findet zurzeit eine einfache Dorferneuerung statt, in der das Umfeld der Kirche neu gestaltet wird. Irgendwann war im Gespräch, im Jugendheim sanitäre Einrichtungen zugänglich zu machen. Auch an der alten Kläranlage befindet sich eine Anschlussmöglichkeit für WCs, so Ortssprecher Hans Bramann. Auch ihm liege es am Herzen, dass hier endlich etwas vorangeht. Doch die Frage nach der Sauberhaltung ließ die Stadt wieder Abstand nehmen.
Keine Patentlösung
Der Bad Staffelsteiner Bürgermeister Jürgen Kohmann verwies auf das Flussparadies als zuständigen Ansprechpartner. Das OT setzte sich mit dessen Geschäftsführerin Anne Schmitt in Verbindung und fragte, ob es denn schon ein Konzept gebe. Das Problem ist ja nicht neu, sondern befinde sich schon seit Jahren auf der Wartebank. „Der Verein Flussparadies Franken hofft natürlich nicht, dass sich das Problem von alleine löst, sondern versucht zusammen mit den beteiligten Kommunen, hier die Stadt Bad Staffelstein, eine Lösung zu finden“, lautete die Antwort von Schmitt. Dabei gehe es zum einen um die Errichtung oder die Zugänglichkeit vorhandener Toiletten. Aber es liege die größte Hürde in der Verantwortlichkeit und den Kosten für die dauerhafte und während der Saison tägliche Pflege. Sie könnte sich vorstellen, dass eine örtliche Jugendgruppe sich hier einen Obulus verdienen könnte, wenn sie in der Hochsaison Getränke verkauft und die WC-Anlagen betreut.
In Wiesen sei aus ihrer Sicht neben den Kanufahrern sicherlich auch die Badenutzung im Sommer zu berücksichtigen. So werde dies auch vom Vorstand des Flussparadies Franken in den Sitzungen bisher diskutiert und als sinnvoll erachtet. Schmitt: „Auch bei der letzten Mitgliederversammlung am 3. Juni in Breitengüßbach habe ich auf das Problem hingewiesen und auf positive Beispiele (Michelau, Lichtenfels) verwiesen.“ Sie räumte ein, dass sie zurzeit in andere Projekte eingebunden sei. „Ich habe keine Patentlösung“, so Schmitt. Das Toilettenproblem gebe es auch in Kemmern oder Zapfendorf.