Am Anfang ist es noch ruhig, als die Kinder an den Tischen sitzen und die Jugendbeauftragte Miriam Fuchs ihnen die erste „Aufgabe“ erklärt. Vor ihnen stehen Kartonhälften, kleine Eimer, Acrylfarben und Küchenrollen. „Murmelbilder“ sollen als Erstes gemalt werden. Dabei wird in die Pappschachtel ein buntes Papier gelegt, drei oder vier verschiedene Farbkleckse an Acrylfarbe aufgetragen und die Murmeln werden darauf abgesetzt. Anschließend schüttelt man den Karton, so dass die Kugeln die Farbe über das Papier hinter sich herziehen. Nach fünf Minuten „Hin- und Hermurmeln“ erfüllt der Geruch von Acrylfarbe den Raum. Die anfängliche Schüchternheit aller ist verflogen und die Freude am Ausprobieren spürbar.
Farbe mal anders benutzen
Die Veranstaltung „Experimentieren mit Farbe“ leitet die neue Jugendbeauftragte Miriam Fuchs. Sie ist Kunstlehrerin an der Hauptschule und hat außerdem Kunst als Hauptfach studiert. Im Rahmen des Ferienprogramms wollte sie sich auch mit einbringen. „Es ist schön, dass sich die Kinder, deren Eltern nicht in Urlaub fahren, sich während der Ferien dadurch auch beschäftigen können“, sagt sie. Insgesamt nehmen 15 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren an den zwei Stunden langen „Experimenten“ teil.
„Ich hab‘ jetzt schon zwei Murmelbilder gemacht“, sagt der siebenjährige Felix stolz und huscht voller Tatendrang vorbei, um sich ein weiteres Papier zu holen. Ihm gefallen die Bilder. Lisa, zehn Jahre alt, hat wie auch andere Kinder ihr Bild in Deutschlandfarben „gemurmelt“.
Als Nächstes wird Straßenmalkreide hergestellt. Dazu müssen Wasser und Gips in einem Eimer miteinander verrührt werden, danach werden in kleinen Bechern die jeweiligen Farben hinzugegeben. Diese werden dann zusammengemischt. In einem zusätzlichen Becher können die Kinder schließlich ihre eigenen Farbkombinationen für ihre Straßenmalkreide zusammenmischen. „Ich habe die Anleitung dazu in einer Zeitung gefunden und es selbst ausprobiert“, sagt Miriam Fuchs. Die Kinder sind bei dieser Aufgabe besonders emsig bei der Sache. „Richtig schön verrühren“, betont Miriam Fuchs und meint die Becher, in denen die Farben mit dem Wasser-Gips-Gemisch verrührt werden. Ist das Gemisch einmal abgefüllt, muss es noch trocknen: „Bei meinem Versuch war die Masse nach zehn Minuten in der Sonne fest“, sagt die Leiterin des Nachmittags. Das bestätigt auch Emily, die ihren Becher Straßenmalkreide vorsichtig drückt: „Das wird ganz schön fest“, sagt sie verwundert. Ihr gegenüber sitzt die sechsjährige Xenia, die dieses Jahr in die Schule kommt: „Ich habe blau, gelb, rot, grün und wieder gelb genommen“, erklärt sie ihre Farbschichten. Warum zweimal gelb? „Gelb ist meine Lieblingsfarbe“, sagt sie. „Wir haben hier einfach alles draufgekippt“, sagt hingegen Lisa und zeigt ihren Becher, dessen Inhalt sich zunehmend verfestigt.
Während die Kreide in den Bechern trocknen muss und die Tische erstmal gesäubert werden, bekommen alle Kinder ein Eis. Danach werden Drucke hergestellt. „Das ist mal was anderes“, sagt Miriam Fuchs. Über eine DinA4-große Trittschalldämmung für Parkett werden einfache Bilder geklebt, deren Linien in regelmäßigen Abständen mit dem Kugelschreiber „durchstochen“ werden. Trittschalldämmung? „Es gibt auch normales Material im Kunstbedarf, aber das ist richtig teuer“, erklärt Miriam Fuchs den Kniff. Die Bilder werden abgezogen, auf das unterliegende Material wird Farbe mit einer Rolle aufgegeben. Schließlich wird ein Zeichenblockblatt darüber gelegt und mit Druck glatt gestrichen: Fertig ist das hübsche Bild. Während es bei den vorherigen Aufgaben noch laut zuging, sind die Kinder nun konzentriert bei der Sache. Jeder Punkt soll ja schließlich an seinen Platz. Am meisten vertreten sind Schmetterlinge. Aber auch Autos, Hello Kittys, Spongebobs und Dinos werden kräftig bearbeitet. Xenia fertigt gerade ein Pferd an: „Ich habe Pferde sehr gerne, aber bin leider allergisch gegen sie“, sagt sie. „Also muss ich zumindest viele Bilder von ihnen haben“, erklärt sie grinsend, macht sich weiter an die Arbeit und hat wenige Minuten später einen Pferde-Druck in ihrer Lieblingsfarbe Gelb vorzuweisen. Nachdem viele Kinder ihr Bild in verschiedenen Farben gedruckt haben, geht es an die letzte Arbeit. Dabei werden Schutzengelbilder hergestellt: und zwar „gespritzt“, mit einer Zahnbürste. Eine Aktion, die den Kindern auch viel Freude bereitet. „Es macht alles Spaß“, sagt auch Felix. Miriam Fuchs will nächstes Jahr in den Sommerferien in jedem Fall wieder etwas anbieten. „Das Gleiche vielleicht nicht, aber etwas Ähnliches“, sagt sie.