„Was ist aus deinen Träumen, deiner Lebensvision geworden?“ Diese Frage löste bei Franziskanerpater Christoph Kreitmeir einen Geistesblitz aus, den er in die Tat umsetzte: Der Ursache der Sehnsucht wollte er auf den Grund gehen. Was treibt die Menschen um, wonach suchen sie in ihrem Leben?
Die Seele sucht nach Spiritualität, Geistigkeit. Wer in der Buchhandlung stöbert, sieht: Esoterik, gepaart mit Wellness, „Patchwork-Religionen“ bis hin zum westlich angepassten Buddhismus sind „in“, spirituelle und pseudospirituelle Angebote füllen die Regale.
Die christliche Kirche ist nur noch ein Anbieter unter vielen. Christliche Literatur zur Spiritualität findet sich wenig. „Die eigentliche Religion heute ist Sehnsuchtsreligiosität“, sagt Pater Christoph. Er hat sich in seine abgeschiedene Dachkammer zurückgezogen und begonnen zu recherchieren.
Er fragte Menschen, was aus ihren Jugendträumen geworden ist, und er erhielt viele Antworten, was das Leben schließlich daraus gemacht hat, darunter auch wehmütige und traurige.
„Sehnsucht und Spiritualität sind Schwungfeder und Magnet für mein Leben.“
Christoph Kreitmeir Franziskanerpater
Dann begann er zu schreiben, sein viertes Buch. Es heißt „Sehnsucht Spiritualität“, nach den zwei wichtigen Auslösern des menschlichen Strebens. Gerade ist es in Druck gegangen, am 22. September erscheint es.
Nachdenken über das eigene Leben
Wer es liest, soll sich ermuntert fühlen, seiner Sehnsucht auf die Spur zu kommen, sie zu befreien, falls sie vom Alltag verschüttet ist, und den eigenen spirituellen Weg zu finden und zu leben.
„Es ist kein Roman, den man auf einen Rutsch durchliest und dann zur Seite legt“, erklärt Pater Christoph. Nachdenken über das Gelesene, nachdenken über das eigene Leben, das braucht Zeit und will verarbeitet werden. Er stellt sich vor, dass das Buch „keinen Staub ansetzt“, weil es immer wieder aus dem Regal genommen wird. Hat der Autor an seinem dritten Buch „Glaube an die Kraft der Gedanken“ fast zwei Jahre gearbeitet, war das jetzige Werk nach zehn Monaten so weit fortgeschritten, dass er das Manuskript an den Verlag schicken konnte. Diszipliniertes Arbeiten, feste Zeiten im Terminkalender eingetragen, abgestimmt mit und unterstützt von den Mitbrüdern im Kloster, mit diesen Voraussetzungen war es möglich.
Ruhige Schreibstube
Zurückgezogen in der „Schreibstube“, ungestört, ohne Internet und Telefon, hat er sich kontinuierlich, immer drei, vier Stunden am Stück, vertieft in seine Aufgabe. Er hat Berge von Fachliteratur durchgearbeitet und aus der Fülle eine Auswahl getroffen. Die vielen Quellenangaben am Ende des Buches erleichtern es dem Leser, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen.
Insgesamt sind 17 Kapitel auf 288 Seiten entstanden. „Es gab viel zu sagen, und ich hatte Gott sei Dank keine Schreibblockade, so kam ich gut voran“, sagt der Pater.
Er hat Dutzende von Menschen in seinem Umfeld befragt und ihre Aussagen über Sehnsucht und Spiritualität eingearbeitet, Zeugnisse aus dem Lebensalltag von der Haushaltshilfe bis zum Professor.
Dabei ist ihm aufgefallen, dass die Sehnsucht der Deutschen Romantik des 18. und 19. Jahrhunderts heute wieder über die Hintertür zurückkehrt in das Leben der Menschen. Die Suche nach einer heilen Welt, nach Familie, nach Freundschaften, wenn auch oft in den sozialen Netzwerken des Internets…
Viele Menschen spüren eine unerfüllte Sehnsucht in sich, wissen oft nicht einmal genau, was ihnen fehlt in der komplizierten Welt.
Der 52-Jährige ist nicht nur Theologe, sondern auch er Sozialpädagoge. Hilfesuchenden bietet er der geistlichen Begleitung und kirchliche Beratung zu Lebensfragen in Einzelgesprächen an. In diesen Beratungsgesprächen hat er tiefe Einblicke erhalten, was Menschen heute bewegt und belastet. „Ist es nicht erstaunlich, dass die Psychologie die Sehnsucht erst seit 15 Jahren erforscht?“, fragt Kreitmeir. Inzwischen beschäftigen sich sogar die Naturwissenschaften mit der Spiritualität, diese Forschung steht noch ganz am Anfang.
Von der Theorie zur Praxis
Der Pater will den Menschen nicht nur die Theorie, sondern vor allem praktische Wege aufzeigen, wie sie Zugang zu ihrer Sehnsucht finden. Mit einer Mischung aus Wissenschaft und Poesie führt er die Leser vom Äußeren in ihr Inneres. Er spricht von Persönlichkeitsbildung und Lebenshilfe für den Einzelnen.
„Wer seiner Sehnsucht nach Spiritualität folgt, dessen Leben wird ganzheitlicher und erfüllter“, sagt der Geistliche. Die Arbeit an dem Buch hat sich auch für ihn persönlich gelohnt. „Ich gebe alles darum, dass die Sehnsucht nicht erlahmt“, sagt er, und unterstreicht: „Sehnsucht und Spiritualität sind Magnet und Schwungfeder für mein Leben.“
Über den Autor
Christoph Kreitmeir ofm, geboren 1962, Franziskaner, Lic. theol., Dipl.- Sozialpädagoge (FH), zertifizierte Ausbildung in Logotherapie und Weiterbildung in klientenzentrierter Gesprächsführung, langjährige Tätigkeit im Bereich der Seelsorge, der geistlichen Begleitung und kirchlichen Beratung zu Lebensfragen, Wallfahrtsseelsorger in Vierzehnheiligen, Vortragstätigkeit in der Erwachsenenbildung, Mitglied in der „Deutschen Gesellschaft für Logotherapie und Existenzanalyse“, Buchautor.