Vor neun Jahren erlitt Claudia Ellner einen Herzstillstand. Sie wurde reanimiert, trug jedoch einen Hirnschaden aufgrund von Sauerstoffmangel davon. Seitdem kann sie ohne Stütze nicht mehr laufen, da sie das Gleichgewicht nicht mehr halten kann. Um mobiler zu werden, bekam sie vor vier Jahren von ihrer Familie die „Rote Zora“ geschenkt. Das Gerät haben sie von einem Händler aus München erworben.
Größere Mobilität
„Wir wollten nicht immer auf den Rollstuhl oder das Auto zurückgreifen“, erzählt Gabi Ellner, Claudias Mutter. Mit dem Dreirad käme Claudia wieder öfter an die frische Luft und kann damit auch weitere Strecken zurücklegen. Alleine fahren kann sie jedoch damit nicht, ein Freund oder ein Familienmitglied muss immer dabei sein. Rein mit Elektromotor komme das Rad rund 25 Kilometer weit. Gemeinsame Ausflüge kann die Familie beispielsweise nach Lichtenfels, Zapfendorf oder zum Kurpark unternehmen.
„Wir können auch um die Baggerseen herum fahren“, erzählt Gabi Ellner. Schotterwege meistert das Rad problemlos.
Der Name „Die Rote Zora“ käme daher, dass die Web-Adresse von Claudia Ellners früherer Arbeit so hieß. „Außerdem ist das Rad natürlich feuerrot“, sagt Gabi Ellner.
„Wir wollten nicht immer auf den Rollstuhl oder das Auto zurückgreifen.“
Gabi Ellner Mutter
Ob das breite Rad im Straßenverkehr als Fahrrad oder Auto gewertet wird, weiß Gabi Ellner nicht genau. „Wenn es einen Radweg gibt, fahren wir darauf“, erzählt sie. Aber wenn nicht, dann würden sie auch auf der Straße nutzen. Für den Gehweg ist das Dreirad zu breit.
Manche Menschen schauen blöd, wenn sie mit dem Rad in der Stadt oder der Umgebung unterwegs sind. „Da kann man nichts machen“, sagt Gabi Ellner, „wir winken dann einfach.“ Viele seien aber auch sehr offen und neugierig. Einmal hätte ein Junge ganz begeistert gerufen: „Wow, was ist das?“
Als großen Vorteil sieht Gabi Ellner, dass die Personen nebeneinander sitzen und sich unterhalten können. „Wenn man hintereinander sitzt, merkt man ja manchmal nicht, wenn dem anderen schlecht ist, oder etwas anderes passiert“, erzählt die Mutter. Deshalb war ihr das Nebeneinander sehr wichtig gewesen. Ein weiterer wichtiger Grund, weshalb Familie Ellner das Rad gekauft habe, sei einfach der Faktor Spaß gewesen. „Es bereitet wirklich viel Vergnügen mit dem Rad herumzufahren“, lacht sie.
Der kleine Bruder „Hobbit“
Weil aber immer ein Familienmitglied mit der „Roten Zora“ mitfahren muss, haben die Eltern von Claudia Ellner vor kurzem ein zweites Gerät angeschafft. Das auf den Namen „Hobbit“ getaufte Gefährt kann von Claudia alleine gefahren werden. „Dann gehen wir immer zusammen einkaufen“, erzählt Gabi Ellner. Claudia Ellner fahre dann immer und jemand läuft nebenher. „Oder man joggt“, lacht die Mutter.
Und falls die Geräte einmal repariert werden müssen, können sie einfach zum Fahrradhändler gehen. Aufgebaut seien die Fahrzeuge im Grunde wie E-Bikes. „Noch mussten wir nicht zu einem Spezialisten. Das ist ganz praktisch“, sagt Gabi Ellner.
Die „Rote Zora“ verleiht Familie Ellner nebenbei für drei Euro pro Stunde. Gerade für Menschen mit Behinderungen oder Ältere sei es perfekt. „Die Resonanz war allerdings nicht so groß“, erzählt Gabi Ellner. Manche hätten auch Hemmungen auf das Rad zu steigen. „Einmal kam eine Frau, die es ausleihen wollte. Aber ihre Mutter hatte solche Angst, dass sie nicht auf das Rad steigen konnte.“