Bislang schwitzen die Besucher des Saunalandes der Obermain Therme zu einem ermäßigten Steuersatz: Sieben Prozent des Eintrittspreises erhält das Finanzamt. Damit ist ab 1. Juli 2015 Schluss, wenn das Bundesministerium der Finanzen (BMF) seine Pläne durchsetzt: Der Zweckverband Thermalsolbad muss dann 19 Prozent Mehrwertsteuer aus dem Saunaeintritt abführen.
„Das hat uns kalt erwischt“, sagt Hans-Josef Stich, Werkleiter der Obermain Therme. Denn gerade erst wurde das neue, großzügige Saunaland eröffnet, eine Rieseninvestition des Zweckverbands in die Zukunft der Therme, kalkuliert mit den niedrigen Steuersatz. Und noch 2013 habe das BMF auf eine Anfrage der Therme hin signalisiert, dass an der Steuer in absehbarer Zeit nicht gerüttelt werde.
„Das hat uns kalt erwischt.“
Hans-Josef Stich Werkleiter
Mit der Eröffnung einher ging eine Erhöhung der Eintrittspreise. „Diese haben die Besucher akzeptiert, denn dafür bekommen sie ein umfangreicheres Angebot“, so Stich. Wird die Steuererhöhung Realität, hat er nicht viele Möglichkeiten: Wenn die Preise erneut steigen, ist ein deutlicher Rückgang bei den Besucherzahlen zu befürchten. Der Deutsche Sauna-Bund rechnet mit Einbrüchen von rund zehn Prozent.
„Das ist keine Erleichterung in der derzeitigen Lage der Therme“, gibt Stich offen zu. Ob die Mehrwertsteuererhöhung komplett oder nur zum Teil an die Saunabesucher weitergegeben wird, das müsse der Zweckverband festlegen.
Das Thema ist nicht neu. Seit 2005 kommt es immer wieder auf die Agenda. Badbetreiber und der Deutsche Sauna- Bund laufen seitdem Sturm gegen das Ansinnen der Länderfinanzministerien, den Saunabesuch ab 2015 mit 19 statt mit bisher sieben Prozent Mehrwertsteuer zu belegen und nur noch Maßnahmen als Heilbäder ermäßigt zu besteuern, die ärztlich verordnet werden können.
Die Begründung, weswegen die Steuerbegünstigung aufgehoben werden soll, nennt Stich fadenscheinig. „Der gesundheitliche Aspekt, weswegen in den 1960-er Jahren die Begünstigung beschlossen wurde, sei heute dem Wellnesscharakter gewichen“, zitiert Stich verärgert. Weil es vereinzelt Saunen mit Schoko- oder Heuaufguss gebe, sei der Gedanke der Krankheitsvorbeugung nicht mehr gegeben. Stich hält das für Unsinn.
„Das Ziel in der Sauna ist doch nach wie vor: Schwitzen und das Immunsystem stärken.“
Hans-Josef Stich
„Das Ziel in der Sauna ist nach wie vor: Schwitzen und das Immunsystem stärken.“ Wenn daneben der Gast einige Stunden von seinem Arbeitsalltag abschalten kann, sei das in Zeiten von Burn out und weiteren stressbedingten Krankheiten ein weiterer gesundheitspolitischer Vorteil, so der Werkleiter.
Erkältungsvorbeugung
Die neuen Angebote im erweiterten Saunaland wie das Haus der Stille oder Meditation mit Klangschalen seien medizinisch sinnvoll und gut für Menschen unter Druck. Bei Soleinhalation und Natursole stehe ebenfalls nicht Wellness sondern der Gesundheitsaspekt im Vordergrund.
Abgeordnete sind informiert
Die Vertreter des Zweckverbands Thermalsolbad haben mit dem Bekanntwerden der Pläne des Gesetzgebers alle Abgeordneten der Region kontaktiert und über die Situation aufgeklärt. Landrat und Bürgermeister werben um Unterstützer, um die Pläne noch zu stoppen. Auch in Österreich gelte für Saunen ein verminderter Steuersatz, ebenso in Frankreich.
Hans-Josef Stich hofft noch, dass die Verantwortlichen Abstand von der Steuererhöhung nehmen. Wenn der Gesetzgeber aber trotz aller Argumente den höheren Mehrwertsteuersatz einführen will, weil der Staat Geld braucht, dann sollte er nicht nur die Saunen herauspicken, sondern die gesamten Richtlinien für Mehrwertsteuervergünstigungen überarbeiten. Hier gebe es an vielen Stellen tatsächlich Handlungsbedarf.