Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Bad Staffelstein
Icon Pfeil nach unten

UNTERLEITERBACH: Das Handy als Dolmetscher griffbereit

UNTERLEITERBACH

Das Handy als Dolmetscher griffbereit

    • |
    • |
    Deutsche Sprache, schwere Sprache: Yvonne Tudja und Harald Böhmer (3. und 4. v. re.) erklären den Männern aus Syrien die Tücken der Grammatik. Zur Unterstützung hat jeder Heimbewohner von den Betreibern ein arabisch-deutsch Lexikon mit Bildern auf Weihnachten geschenkt bekommen.
    Deutsche Sprache, schwere Sprache: Yvonne Tudja und Harald Böhmer (3. und 4. v. re.) erklären den Männern aus Syrien die Tücken der Grammatik. Zur Unterstützung hat jeder Heimbewohner von den Betreibern ein arabisch-deutsch Lexikon mit Bildern auf Weihnachten geschenkt bekommen. Foto: Birgid Röder

    „Warum heißt es ,er läuft', aber nicht ,er käuft'?“ Diese Frage kann selbst Ursula Lunz nicht beantworten. Die pensionierte Lehrerin ist eine von acht Ehrenamtlichen, die interessierte Bewohner des Asylbewohnerheims mit der deutschen Sprache vertraut machen.

    Die Sprachbarriere ist eine der größten Hürden bei der Integration, und sie zu überwinden, liegt den neuen Bewohnern der ehemaligen Gaststätte sehr am Herzen. Wobei es eine Herausforderung ist, auch für die Lehrer, von denen keiner arabisch spricht. Anfangs funktionierte die Verständigung „mit Händen und Füßen“. Das Handy lag griffbereit mit einem Übersetzungsprogramm als Not-Dolmetscher. Einige der Schüler beherrschen zudem englisch, das hilft schon weiter. Aber warum heißt es „to go to Bamberg“ und „nach Bamberg gehen“, dann wieder „to go to school“, aber „in die Schule gehen“? „Hier wird einem wieder bewusst, wie schwer die deutsche Sprache ist“, sagt Ursula Lunz.

    „Hier wird einem wieder bewusst, wie schwer die deutsche Sprache ist.“

    Ursula Lunz pensionierte Lehrerin

    Der Hauptschullehrer Harald Böhmer und Yvonne Tudja sind seit November bei den Sprachkursen aktiv. „Unsere Gruppe ist spitze“, sagen sie. Konzentriert seien die Jungs dabei und ehrgeizig. Einige der jungen Männer, die alle erst seit wenigen Monaten in Deutschland sind, verstehen schon einfache Fragen und Sätze und können sich verständigen.

    Ihre Gruppe besteht aus zehn Syrern. Manche sprechen Englisch, kennen die Buchstaben und können von links nach rechts lesen. Sie helfen denen, die nur die arabischen Schriftzeichen beherrschen, dolmetschen zwischen Lehrern und Schülern. Unterrichtsmaterial besorgt sich Böhmer im Internet, ein alter Kopierer steht im Nebenraum, dort werden die Blätter vervielfältigt. Lückentexte, um die unterschiedlichen Endungen der Verben zu üben: ich gebe, du gibst. Kreuzworträtsel, um sich Wörter einzuprägen. Kurze Geschichten, um das Lesen und die Aussprache zu verbessern. Yvonne Tudja erklärt, dass ie wie ein langes i und ei wie ai gesprochen wird. Am Anfang der Stunde stellt sich jeder der Schüler vor. „Ich komme aus Syrien und bin Anwalt.“ Der nächste ist Chemiestudent. Ein weiterer ist Ingenieur.

    Wenn ein Flüchtling nach Monaten des Wartens eine Aufenthaltsgenehmigung bekommt, dann gibt es für ihn einen Integrationskurs, in dem er die deutsche Sprache intensiv lernen kann. Bis dahin ist er auf sich gestellt, wenn er einkauft, beim Arzt, wenn er Behördengänge erledigen muss, wenn er Kontakte knüpfen will. Wären da nicht die acht Ehrenamtlichen. Sie wissen, die Sprache ist die wichtigste Grundlage, um Fuß zu fassen. Doch die wöchentlichen Kurse bedeuten noch viel mehr. Sie fördern das Kennenlernen der Schüler untereinander, bringen Abwechslung in den Alltag. Und die Schüler haben Ansprechpartner für ihre vielen Fragen. Wenn es um Formulare und Ämter geht zum Beispiel. Harald Böhmer erklärt einem Ratlosen, was die Karte von der Post bedeutet, mit der er ein Einschreiben abholen kann.

    Auf Arbeitssuche

    Yvonne Tudja bietet an, bei Bedarf zu besprechen, wie eine Bewerbung aussehen muss. Einige der Heimbewohner besitzen bereits eine Arbeitserlaubnis und sind nun auf der Suche nach Beschäftigung.

    Der Sprachunterricht dauert 90 Minuten, die Gruppe von Böhmer und Tudja trifft sich immer donnerstags um 17 Uhr. Manchmal sitzen sie danach noch bei einer Tasse Tee zusammen und unterhalten sich.

    „Wer interessiert ist, kann gerne an einem Treffen teilnehmen“, sagt Böhmer. Für die Verständigung ist Englisch wichtig, Schulenglisch reicht aus. Mit Ärzten Termine vereinbaren, bei bürokratischen Angelegenheiten beim Arbeitsamt oder Landratsamt unterstützen, das wäre für viele eine sehr große Hilfe.

    Gefragt sind weiterhin Fahrräder, möglichst fahrtauglich oder auch zur Instandsetzung, für eine gewisse Mobilität hier auf dem Land. Mit Erwachsenenkleidung ist das Asylbewerberheim ausreichend versorgt, einzig Kinderkleidung vom Baby bis etwa zwölf Jahre wird noch benötigt. Ansprechpartner hier sind die Heimbetreiber, Terminvereinbarung zum Abliefern oder Abholen und weitere Informationen unter Tel. (09547)872298 (Dieter Brückner, bitte auch auf Anrufbeantworter sprechen).

    Asylbewerber in Oberfranken

    Aktueller Stand in Oberfranken Hohe Zugangszahlen an Asylbewerbern zum Jahresbeginn;

    Im Januar 2015 wurden 581 Asylbewerber neu in Oberfranken aufgenommen. Zum Vergleich: im gesamten Jahr 2010 waren es nur 449 Personen.

    Von diesen brachte die Regierung von Oberfranken 155 in Gemeinschaftsunterkünften unter. Die übrigen 426 wurden an die Landkreise und kreisfreien Städte zur dezentralen Unterbringung weitergeleitet.

    Am 5. Februar lebten in Oberfranken 4250 Asylbewerberinnen und Asylbewerber. Von diesen sind 1692 in 25 Gemeinschaftsunterkünften und 2558 in 188 dezentralen Unterkünften der Landratsämter und kreisfreien Städte untergebracht.

    Darüber hinaus werden (Stand 1. Februar 2015) 184 unbegleitete minderjährige Asylbewerberinnen und Asylbewerber in 19 Einrichtungen der Jugendhilfe, verteilt über den ganzen Regierungsbezirk, betreut.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden