Wird es in der Innenstadt bald eine „Sonnensiedlung“ geben? Sie trägt ihren Namen aus gutem Grund; denn geht es nach den Planungen der Bauingenieure Günther Deinlein und Petra Kraus-Deinlein, dann ist die natürliche Energie der Sonne ein wesentlicher Baustein für die weitgehende energetische Unabhängigkeit der neuen Wohnanlage.
Wie ein innovatives Energiekonzept, das den Erfordernissen der Bauherren gerecht wird, praktisch umgesetzt werden kann, erfuhren die Teilnehmer im Rahmen einer Hausbesichtigung, die auf Einladung des Bund Naturschutz auf dem Gelände der Firma Görtler & Schramm stattfand. Von außen betrachtet, fällt die nach Süden ausgerichtete Fassade des Gebäudes auf, die mit blau schimmernden Sonnenkollektoren und großen, dreifach verglasten Fenstern bestückt ist und auf diese Weise die Energie der Sonne sowohl direkt im Wohnbereich als auch für die Warmwasseraufbereitung aufnimmt. Zusätzlich wurden auf dem Flachdach noch im Winkel von 55 Grad aufgeständerte Sonnenkollektoren montiert, sodass der Wärmeertrag noch gesteigert wird.
Auf dem schon vorhandenen anschließenden Gebäude wurde die gesamte, nach Süden weisende Dachfläche, zur Stromgewinnung mit Photovoltaik-Modulen versehen. Günther Deinlein erklärte im Steuerungsraum das Herzstück der Anlage, einen 31 000 Liter Wasser fassenden, im Boden liegenden Großspeicher aus glasfaserverstärktem Polyesterharz. Er informierte: „Durch eine ausgefeilte Systemtechnik und Regelung erreichen wir eine optimale Temperaturschichtung. Über Wärmeüberträger, Mehrzonenventile und Pumpen gibt die Solarflüssigkeit die von den Sonnenkollektoren aufgenommene Wärmeenergie an die entsprechenden Schichten des Speichers ab. Wie in einem Schrank mit Schubfächern können hierdurch Energiemengen in mehreren Schichten entsprechend ihrem Temperaturniveau gezielt ein- und ausgebracht oder auch direkt den Verbraucherkreisen zugeführt werden. Wir versorgen damit neun Wohneinheiten mit einer Gesamtfläche von etwa 800 Quadratmetern.“
Auf eine Besonderheit machte Petra Kraus-Deinlein aufmerksam: „Da in unserem Betrieb viele Holzabfälle und Stückholz aus der Zimmerei anfallen, verfeuern wir diese in einer Ofenanlage, die bei Bedarf, wie etwa in längeren Zeiten mit wolkenverhangenem Himmel, automatisch dem System zugeschaltet wird. Im umgekehrten Fall, wenn es im Hochsommer zu warm werden sollte, bieten elektrisch betriebene Aluminium-Raffstores und Dachüberstände entsprechend Sonnenschutz. Außerdem können die Wohnräume auch solar sanft gekühlt werden. In Verbindung mit der hochwertigen Gebäudehülle und der Wohnraumbelüftung kann zu jeder Jahreszeit ein angenehmes „Wohlfühlklima“ erzeugt werden.“
Auf einem großen Monitor waren im Steuerungsraum die Kenngrößen und Regelkreisläufe der Anlage gut zu erkennen, und Günter Deinlein ließ wissen: „An diesem sonnigen Wintertag haben wir jetzt, um etwa 11 Uhr, eine Wärmeleistung von 25,9 Kilowatt im Speicher zur Verfügung“, und fügt schmunzelnd hinzu: „für die uns die Sonne keine Rechnung stellt!“ Die Frage eines Teilnehmers nach den Kosten einer energetischen Sanierung eines bestehenden Hauses beantwortete er dahin gehend, dass es zwar Preise für einzelne Komponenten gebe, jedoch erfordere jedes Projekt „den Kundenwünschen entsprechende und technisch vernünftig realisierbare, maßgeschneiderte Lösungen; erst dann können die Gesamtkosten dargestellt werden.“
Dass das Ingenieur-Ehepaar Innovationen gegenüber sehr aufgeschlossen ist, zeigten etliche Referenzbauten in Bayern und auch ihr Engagement an einem Forschungsprojekt der Technischen Hochschule Freiberg bei Dresden, wo es um die effiziente Speicherung überschüssiger elektrischer Energie aus Photovoltaikanlagen gehe.
BN-Kreisvorsitzender Anton Reinhardt wies in diesem Zusammenhang auf das Bestreben hin, gemeinsam die Energiewende voranzubringen und sagte: „Wir müssen Energie sparen, die Energie effizient nutzen und erneuerbaren Energien den Vorzug geben.“ Er bedankte sich bei den Bauherren für die zahlreichen Informationen.