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VIERZEHNHEILIGEN: Gotteslob und Mahnung

VIERZEHNHEILIGEN

Gotteslob und Mahnung

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    Über die Entstehung des Sonnengesangs: Pater Johannes Thum und die Diözesansprecherin des Dritten Ordens, Heidrun Harteck, gestalteten den Einkehrnachmittag im Kloster Vierzehnheiligen.
    Über die Entstehung des Sonnengesangs: Pater Johannes Thum und die Diözesansprecherin des Dritten Ordens, Heidrun Harteck, gestalteten den Einkehrnachmittag im Kloster Vierzehnheiligen. Foto: Andreas Welz

    Der Sonnengesang ist der bekannteste Text des Franz von Assisi und zählt aufgrund seiner dichterischen Gestalt und seines Inhalts zur Weltliteratur. Mit einer interessanten Auslegung des Textes beeindruckte Franziskanerpater Johannes Thum die Mitglieder des Dritten Ordens aus der Erzdiözese Bamberg, die sich im Kloster Vierzehnheiligen am vergangenen Wochenende versammelt hatten.

    Der Dritte Orden umfasst die franziskanische Gemeinschaft, die gemeinsam mit den Franziskanern und den Franziskusschwestern eine Ordensfamilie bilden. Pater Johannes erläuterte zunächst die Entstehung des Sonnengesangs. Er entstand in altitalienischer Sprache im Winter 1224/25, als Franziskus krank in einer Hütte bei San Damiano lag. Nach späteren Quellen fügte Franziskus die Friedensstrophe hinzu, um einen Streit zwischen dem Bischof und dem Bürgermeister von Assisi zu schlichten.

    Die Strophe über „Schwester Tod“ verfasste er, als er selbst dem Tode nahe war. „Das Gebet ist nicht nur eine Hymne auf Gottes gute Schöpfung, sondern fordert uns auch heraus in unserem Verhalten zur Welt und in der Annahme von Krankheit und Sterben“, machte der Geistliche deutlich.

    Anhand des Originaltextes wies der Pater auf Unterschiede in der deutschen Sprache hin. Im Italienischen unterscheiden sich manche Worte im Geschlecht gegenüber der deutschen Sprache. Die Übersetzung „Bruder Sonne“ oder „Schwester Mond“ sei also korrekt auch wenn wir im Deutschen es genau umgekehrt sagen würden, weil bei uns die Sonne feminin ist und der Mond maskulin. Der Sonnengesang beginne am Himmel und steige dann auf die Erde und schließlich zu den leidenden Menschen, ja zu Tod herab.

    Bruder oder Schwester

    Im Unterschied zum biblischen Lobgesang beschränke sich Franziskus in seiner Aufzählung nach den Gestirnen auf die vier Elemente, die sicher für die ganze Schöpfung stünden. „Franziskus ist unseres Wissens der Erste, der auch die Gestirne und Elemente Bruder oder Schwester nennt“, sagte der Pater. Die ganze Welt ist geschwisterlich miteinanderverbunden, ja sogar der Tod, vor dem wir unwillkürlich zurückschrecken, begrüßt er als Schwester. Die zerstörerisch-chaotische Seite der Natur komme nicht zur Sprache. Die heutigen Umweltprobleme habe er nicht vorausgesehen.

    Nach der Überlieferung vom zeitgenössischen Chronisten Tomas von Celano habe Franziskus den Sonnengesang kurz vor seinem Tod, als fast blinder, schwerkranker, von Schmerzen gepeinigter Mann verfasst. Er sei also keinesfalls nur schwärmerische Romantik, sondern aus Schmerzen geboren, stellte der Pater fest, ein „Osterjubel in der Karfreitagsnacht.“

    Auffällig sei, dass im Sonnengesang nirgends Jesus Christus und das Werk der Erlösung genannt wird. Vom Wortlaut her könne er auch aus einer nichtchristlichen Religiosität stammen, erklärte Pater Johannes. Aber die mittelalterlichen Menschen liebten indirekte Hinweise. So kamen immer wieder Reihen von drei Eigenschaftswörtern vor: höchster, allmächtiger, guter Gott. Das sei vielleicht ein Hinweis auf die Dreifaltigkeit. Im Urtext habe der Sonnengesang 33 Zeilen, vielleicht auch ein Hinweis auf die 33 Lebensjahre Jesu, vermutete der Pater. Auch das Christusmonogramm „Alpha und Omega“ könne man durch die Häufigkeit der Vokale A und O in den Zeilen herauslesen.

    „Der Sonnengesang ist zum größten Teil begeistertes Gotteslob“, schloss Pater Johannes seinen Vortrag. In der achten und neunten Strophe komme dann auch indirekt die Mahnung und die Warnung vor der schweren Sünde zum Ausdruck. Die zehnte Strophe fasse beides zusammen: Gotteslob und Mahnung.

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