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EBENSFELD: Vier Gleise und ein Überholbahnhof

EBENSFELD

Vier Gleise und ein Überholbahnhof

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    Projektleiter Dieter Thormann erläutert: Dieser Bahnsteig in Ebensfeld wird die Regionalbahn von der neuen ICE-Strecke teilen. Der Bahnhof und weitere Gebäude werden abgerissen.
    Projektleiter Dieter Thormann erläutert: Dieser Bahnsteig in Ebensfeld wird die Regionalbahn von der neuen ICE-Strecke teilen. Der Bahnhof und weitere Gebäude werden abgerissen. Foto: Fotos: Andreas Welz

    Bei Ebensfeld mündet die Ausbaustrecke der Deutschen Bahn Netze von Nürnberg nach Ebensfeld in die Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt. Der DB-Projektleiter für den Abschnitt Coburg-Hallstadt, Dieter Thormann, und Pressesprecher Frank Kniestedt für das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit 8 informierten gestern Journalisten aus Südthüringen und Oberfranken über die laufenden und anstehenden Baumaßnahmen. Die Planfeststellung sei abgeschlossen, das Baurecht erteilt, und derzeit liefen die Ausschreibungen für die Bauarbeiten.

    Auf dem 9,5 Kilometer langen Bauabschnitt zwischen Zapfendorf und dem Tunnel Eierberge wird die bestehende zweigleisige Strecke zu einer viergleisigen Eisenbahnstrecke ausgebaut. Zwei Gleise gehören zu der Aus- und Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt – auf ihr werden Geschwindigkeiten zwischen 230 und 280 Kilometer pro Stunde möglich sein. Die beiden anderen Gleise gehören zur schon bestehenden Trasse Bamberg-Hof. Sie ist auf 160 Kilometer pro Stunde ausgelegt. Sie wurde 1846 als Bestandteil der so genannten Ludwig-Süd-Nord-Bahn gebaut.

    Außerdem wird ein Überholbahnhof in Unterleiterbach mit zwei Überholgleisen errichtet. Diese dienen dazu, dass langsamer fahrende Güterzüge dort warten können, um den Fahrweg für schneller fahrende ICE-Züge frei zu machen. Nördlich des Haltepunkts Ebensfeld teilt sich die Strecke auf – die Bestandsstrecke führt nordöstlich nach Hof, die nun beginnende zweigleisige Neubaustrecke führt nördlich nach Erfurt.

    „Die Arbeiten für den viergleisigen Ausbau beginnen im ersten Halbjahr 2013“, sagte Thormann. Sie seien sehr anspruchsvoll, da sie „unter rollendem Rad“, das heißt bei laufendem Zugverkehr, erfolgten. Da in den Nachtstunden bedeutend weniger Verkehr auf der Strecke ist, könnten bestimmte nicht lärmintensive Arbeiten auch in diese Zeit verlagert werden.

    Sowohl die Bestandsstrecke Bamberg-Hof als auch die Gleise der Neubaustrecke Nürnberg-Ebensfeld liegen zwischen Zapfendorf und Ebensfeld im Hochwasserflussbereich des Mains. Bereits bei den alljährlich auftretenden Hochwasserereignissen, beispielsweise zur Schneeschmelze im Frühjahr, werden große Teile des Baubereiches überflutet. Daher ist während der Bauzeit ein Hochwasser-Managementsystem nötig. So werden unter anderem die Hochwasserprognosen des staatlichen Main-Pegels Schwürbitz in regelmäßigen Abständen von der Bauleitung über das Internet abgefragt.

    Der Pegel befindet sich 27 Kilometer flussaufwärts. Kündigt sich eine Hochwasserwelle durch das Warnsystem an, werden mobile Baumaschinen, Baustoffe und Bauhilfsstoffe aus dem Überflutungsbereich in hochwassersichere Geländeabschnitte evakuiert. Stationäre Baugeräte, wie Kräne, werden entsprechend gesichert. Sämtliche Baumaschinen sind mit umweltverträglichen Schmierstoffen ausgerüstet. Vorhandene Baugruben, beispielsweise an Brücken und Durchlässen, werden bei Hochwasser planmäßig geflutet und nach dessen Rückgang ausgepumpt, um die Arbeiten fortsetzen zu können.

    Um einen stabilen Bahndamm zu errichten, wird der bestehende Untergrund bearbeitet. Er besteht aus so genannten Auelehmen. Diese werden ausgehoben und mit Bindemitteln verbessert. Dann werden sie als stabilisierte Tragschicht wieder eingebaut, um einen festen Unterbau und somit einen sicheren Bahndamm zu erhalten. Die Dicke der stabilisierten Tragschicht beträgt auf der Neubaustrecke mindestens 1,20 Meter, auf der Bestandsstrecke mindestens einen Meter.

    Die Auswirkungen von Schall und Erschütterungen durch den Zugverkehr wurden für die gesamte Strecke untersucht. Zur Reduzierung der Schallemission werden Teile des anfallenden Bodenaushubs für Schallschutzdämme wiederverwendet. Im Bauabschnitt entstehen Lärmschutzwände auf einer Streckenlänge von etwa 7,7 Kilometern. Um die geforderten Grenzwerte zu erreichen, müssen die Wände möglichst nahe an der Schallquelle stehen. Daher gibt es auch Wände in der Mitte der Gleisanlagen, wie zum Beispiel in Ebensfeld. Für die Schallschutzwände wird ein detailliertes Bepflanzungskonzept erarbeitet.

    Die Eingriffe in die Natur und in das Landschaftsbild werden jedoch nach einem detaillierten landschaftspflegerischen Konzept gemindert oder ausgeglichen. Mitarbeiter einer ökologischen Bauüberwachung begleiten die festgelegten Vermeidungs- und Schutzmaßnahmen. Trassennah werden Böschungen, Bahndämme, Lärmschutzwände und -wälle in die Umgebung eingebunden, indem sie mit Bäumen, Sträuchern und Rankenpflanzen begrünt werden.

    Um den Lebensraum von Tieren und Pflanzen zu verbessern, werden auch abseits der Bahnanlagen anspruchsvolle Naturschutzmaßnahmen verwirklicht. So wird der Main an einigen Stellen verbreitert, damit Auwald, Flutmulden, Kleingewässer, Feuchtwiesen und Streuobstwiesen entstehen können.

    Am Rande der Informationsveranstaltung gab Projektingenieur Christoph Anhalt auf Nachfrage unserer Zeitung bekannt, dass die Baustraße, die von der Kreisstraße 7 bei Wiesen zur Staatsstraße an der Zigeunerlinde bei Unnersdorf führt, als Wirtschaftsweg mit einer Breite von 3,5 Metern erhalten bleibe. Für den Begegnungsverkehr würden Ausweichstellen zur Verfügung stehen. Damit bekomme Wiesen eine hochwasserfreie Zufahrt.

    An der Einschleifung nach Coburg werde mit Hochdruck gearbeitet, sagte Dieter Thormann. Der Bahnhof werde umfassend aus- und umgebaut. Die Bahnsteige werden behindertengerecht modernisiert und erhalten Aufzüge. 2016 rechne man mit der Fertigstellung. Die gesamte Strecke Nürnberg-Erfurt wird ein Jahr später in Betrieb gehen.

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