„Die Daseinsberechtigung politischer Stiftungen ist aktueller denn je“, ist der Koordinator der Bildungseinrichtungen der Hanns-Seidel-Stiftung in Kloster Banz und Wildbad Kreuth, Michael Möslein, überzeugt. Er wundere sich bisweilen über die Einfältigkeit, mit der mit dem Thema Demokratie umgegangen werde, gerade jetzt, wo in Europa Krieg herrscht. Von Freude oder Häme ob der Tatsache, dass just in dieser Zeit viele politische Stiftungen ihre Bildungshäuser aufgegeben oder deren Finanzen zusammengestrichen werden, könne keine Rede sein.
In Anbetracht dieser Situation lassen die Zahlen der stiftungseigenen Bildungseinrichtung in Kloster Banz aufhorchen: 750 Veranstaltungen – davon 300 von Firmen – fanden im vergangenen Jahr dort statt. In der Summe ergibt das 35 000 Teilnehmertage für 2014, seit der Eröffnung der Einrichtung im Jahr 1983 sind es nunmehr 800 000. Ein Grund für diesen Erfolg seien zweifelsohne auch Firmenveranstaltungen. „Wir hatten nie den Anspruch, zwei Bildungseinrichtungen in den vorhandenen Größenordnungen ausschließlich mit gesellschaftspolitischen Veranstaltungen auszulasten. Durch die Firmenveranstaltungen gelingt es uns aber, den Unterhalt der Gebäude selbst zu erwirtschaften“, verdeutlicht Möslein, der nun seit 25 Jahren für die Hanns-Seidel-Stiftung in verantwortlicher Position tätig ist.
Impulse für den Tourismus
Ihm ist daran gelegen, dass es auch künftig sowohl die Bildungseinrichtung in Kloster Banz als auch in Wildbad Kreuth gibt. „Wir haben weiterhin den Anspruch, den gesamten bayerischen Raum mit unseren Bildungsstätten abzudecken.“ Der Hintergrund: Aufgrund eines Eigentümerwechsels in Wildbad Kreuth könnte sich die Miete dort für die Hanns-Seidel-Stiftung drastisch erhöhen.
Möslein räumt ein, dass die Mietkonditionen in Wildbad Kreuth für die Stiftung in den vergangenen 40 Jahren durchaus günstig gewesen seien. Er macht aber darauf aufmerksam, dass die Räumlichkeiten von der Stiftung auch unterhalten wurden. „Bis zum Sommer muss Klarheit herrschen, wie und ob es in Wildbad Kreuth weitergeht. Derzeit haben wir nur Planungssicherheit bis März 2016“, gibt Möslein mit Blick auf die Seminarplanung zu bedenken. Doch keine Medaille ohne Kehrseite. Und in diesem Fall bedeutet dies, dass der Status Quo in Kloster Banz gesichert ist, nicht zuletzt, da die Hanns-Seidel-Stiftung Eigentümer von Kloster Banz ist. Doch auch andere Argumente sprechen dafür, dass die Auslastungszahlen – im vergangenen Jahr waren dies rund 66 Prozent – in Kloster Banz weiterhin auf hohem Niveau bleiben. Möslein nennt hier unter anderem die ausgezeichnete Gastronomie und die dazugehörigen Ausbildungsmöglichkeiten, die moderne technische Ausstattung und natürlich die einmalige Lage mitten im Gottesgarten im geografischen Zentrum Europas.
„Das Thema Genussregion ist der Trumpf, der noch besser ausgespielt werden muss.“
„Wir haben viele Menschen hierher nach Kloster Banz gebracht, und diese konnten sich von der Qualität der Seminare und vom Reiz des Gottesgartens am Obermain überzeugen. Und viele kommen wieder“, hebt Möslein auch die Impulse für den hiesigen Tourismus durch die Bildungseinrichtung hervor. Er verhehlt aber auch nicht, dass er gerade beim Tourismus noch Potenzial am Obermain sieht. „Unsere Alleinstellungsmerkmale sind neben der reizvollen Landschaft die Kulturdenkmäler, die arbeitsame und bodenständige Bevölkerung, die Vielfalt der Familienbetriebe, die kulinarischen Spezialitäten und die günstigen Preise. Wir müssen aber aufpassen, dass uns das nicht verloren geht.“ Ein Zuwachs um jeden Preis mache keinen Sinn. „Das Thema Genussregion ist der Trumpf, der noch besser ausgespielt werden muss. Aber wir brauchen hier kein Fünf-Sterne-Hotel mit Golfplatz, sonst werden wir auswechselbar,“ mahnt er. Ganz abgesehen davon lasse es die Preisgestaltung speziell in der Gastronomie am Obermain kaum zu, Personal von außerhalb zu akquirieren und zu bezahlen.
„Meine Sorge ist nicht, dass der Markt weg bricht, sondern dass die Bürokratie Oberhand gewinnt“, beschreibt er seine Erfahrungen besonders mit den neuen Regelungen zum Thema „Dokumentationspflicht der Arbeitszeit“ im Bereich der Gastronomie. Zudem werde es in der Region immer schwieriger, Auszubildende zu finden.
„Heutzutage sucht nicht mehr der Betrieb nach Auszubildenden, sondern die Auszubildenden bestimmen, wo sie ausgebildet werden wollen. Unsere Aufgabe ist es, die Bewerber herauszufinden, die auch wirklich für diesen Beruf geeignet sind und deren Stärken gezielt auszubauen.“ Bei der Planung der Seminare und der Themen spiele der Faktor „Zeit“ eine immer größere Rolle. „Kürzere Einheiten, moderne, zeitnahe Themen und kurzfristige Termine, am besten an den Wochenenden“, so beschreibt Möslein die Herausforderungen der Planung. Doch nicht nur beim Thema „Zeit“ seien die Menschen egoistischer geworden. „Persönliche Themen wie zum Beispiel Rhetorikseminare und Seminare zum Selbstmanagement werden immer wichtiger“, weiß Möslein.
Hanns-Seidel-Stiftung
Die 1967 gegründete CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung ist eine politische Stiftung, die „im Dienst von Demokratie, Frieden und Entwicklung“ politische Bildungsarbeit im In- und Ausland auf Grundlage christlicher Weltanschauung leistet. Sie ist benannt nach dem früheren Bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Hanns Seidel. Mit ihren Fachabteilungen ist sie in den Bereichen Politikberatung, Politische Bildung, Begabtenförderung und in der Entwicklungszusammenarbeit mit rund 90 Projekten in rund 60 Ländern weltweit tätig. Mehr Informationen zur Arbeit der Stiftung im Internet unter www.hss.de.