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KUTZENBERG: Auf die Spitze getrieben

KUTZENBERG

Auf die Spitze getrieben

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    Susanne Braun: Die Künstlerin strahlt bei der Vernissage im Bezirksklinikum.
    Susanne Braun: Die Künstlerin strahlt bei der Vernissage im Bezirksklinikum.

    Kunst, die im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge sticht, präsentierte die Reihe „Kunst in Kutzenberg“ am vergangenen Mittwoch im Ambiente des prächtigen Jugendstil-Festsaals. Mit ihrer Vernissage mit dem Titel „Peaks“ widmet sich die Keramikerin Susanne Braun ihrer lang gehegten Passion für alles, das schon beim reinen Hinsehen sticht und pikst.

    Bereits zum 28. Mal findet die Ausstellungsreihe statt und bietet Patienten des Bezirksklinikums Obermain, aber auch allen anderen Kunstinteressierten die Möglichkeit, sich eine Auszeit zu gönnen und durch die Werke in- und ausländischer Künstler neue Sichtweisen und Erkenntnisse zu gewinnen. In seinen Begrüßungsworten weist Rudolf Burger, Direktor der Bezirksverwaltung, auf die Zweideutigkeit des Veranstaltungstitels hin: Das englische Wort „Peaks“ bedeutet Spitze, Gipfel oder Höhepunkt, könne aber auch als lautmalerisches Piksen verstanden werden, das die ausgestellten Objekte beim Berühren hervorrufen. „Zentrale Elemente der Werke sind Stacheln und Spitzen, was sich dahinter verbirgt, soll aber der subjektiven Auslegung des Betrachters überlassen werden“, so Burger, der allen Besuchern Mut bei der Herausforderung wünsche, sich Susanne Brauns wundersamen Stachelwesen zu nähern. Die 53-jährige Künstlerin lernte im elterlichen Betrieb und bei Franz Götz in Bamberg.

    „Ich bin ein sehr direkter Mensch, bei mir gibt es keine leisen Zwischentöne – die Stacheln spiegeln also mein Naturell wieder.“

    Susanne Braun Künstlerin

    Bereits vier Jahre nach ihrer Meisterprüfung zur Keramikerin in Landshut im Jahr 1984 rief Susanne Braun ihre eigene Werkstatt im Herzen Bambergs ins Leben. Dort fertigt sie nicht nur Gebrauchsgegenstände, sondern arbeitet zunehmend mit künstlerischem Schwerpunkt. Ihre Werke waren bei der Landesgartenschau vertreten, des Weiteren bietet sie Töpferworkshops in der Bamberger Seniorenbegegnungsstätte an. Seit etwa zwei Jahren gilt ihr Interesse vor allem spitzen Gegenständen wie Hörnern und Speeren. „Für mich bedeutet eine Spitze auf den Punkt gebrachte Energie“, fasst Susanne Braun ihre Begeisterung zusammen. Sie bewundere die Direktheit und Genauigkeit dieser klaren Form und wolle auch bei ihrer Arbeit „Spitzenleistungen“ erzielen. Hierbei verwende sie normalen, handelsüblichen Ton, die aufgetragenen Glasuren dagegen seien selbst entworfen und auch die Kombination mit Acrylfarben komme eher selten in der Keramikherstellung vor. Zudem entsprächen die Kunstwerke in gewisser Weise ihrer Persönlichkeit, erklärt Braun: „Ich bin ein sehr direkter Mensch, bei mir gibt es keine leisen Zwischentöne – die Stacheln spiegeln also mein Naturell wieder.“ Über eine eventuelle Weiterarbeit an dem Thema möchte sie aber noch nichts sagen, da sie im Voraus nie einschätzen könne, wie lange eine Arbeitsphase andauert. „Ich weiß nicht, wohin die Stacheln in Zukunft noch stechen werden“, gibt die sympathische Künstlerin lachend zu. Für Laudator Dr. Tim Becker gehöre Susanne Braun angesichts ihres künstlerischen Schaffens auf einen „Spitzenplatz“, wie auch der Titel eines ihrer Werke lautet. Der Untertitel der Vernissage „Keramische Objekte von Susanne Braun“ sei eher pragmatisch und sachlich ausgefallen, Becker bietet als Alternative „greifbar gewordene, imaginäre Gestalten“ an und widmet sich im Folgenden der genaueren Auseinandersetzung mit einigen ausgewählten Werken der Ausstellung, wie dem bereits erwähnten „Spitzenplatz“, einem Holzstuhl mit stacheliger, einem Igel ähnelnder Sitzfläche. Das Sitzen sei ein in der Kunst viel behandeltes Thema, galt einst als hochherrschaftliche Handlung und stehe für Erholung und Ruhe, im negativen Sinn für Trägheit – ein Zustand, der im Falle des Kunstwerks eher schmerzhaft ausfallen dürfte.

    „Ist da wer?“

    „Ist da wer?“, eine Sammlung schüsselförmiger Keramiken, versehen mit einem farbigen Stachel, erinnere laut Dr. Tim Becker an Antennen auf der Suche nach Kontakten aus anderen Welten. Den räumlichen Mittelpunkt der Vernissage bilden die Figuren „Die Zwei“: Wurmartige, gewundene Objekte in schwarz und weiß, jeweils versehen mit etlichen Stacheln, die sich aufeinander zuzubewegen scheinen und somit zu lebendigen Objekten werden.

    „Ich weiß nicht, wohin die Stacheln in Zukunft noch stechen werden.“

    Susanne Braun Künstlerin

    Susanne Brauns Kunstwerke zeugen von einer deutlichen Inspiration aus der Pflanzen- und Tierwelt: Bei ihrem letztjährigen Urlaub in Namibia habe sie beispielsweise das Geweih von Antilopen fasziniert. Wie ein mikroskopisch vergrößertes Pantoffeltierchen wirkt das nierenförmige, schwarz lackierte und natürlich überaus stachelige Werk „Unwesen“, „Peaks“ erinnern an Bambusstauden, „Stachelwesen“ an monströse Sonnenblumenköpfe, die Oberflächen vieler Objekte gleichen Reptilienhaut und beim Betrachten der Figurengruppe „Bolito“ fühlt man sich in ein Korallenriff voller Kugelfische versetzt. Passend zum spitzfindigen, dominierenden Thema sorgen Wolfgang Braun am Horn und Rolf-Peter Hoenen am Klavier für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung.

    Die Kunstausstellung „Peaks“ ist noch bis zum 19. Mai, täglich von 14 bis 17 Uhr, im Festsaal des Klinikums geöffnet. Susanne Braun beweist mit ihren Kunstwerken ungeheure Kreativität und jedes Objekt überrascht aufs Neue. Weder ein Dorn im Auge noch ein Stachel im Fleisch, sondern einfach eine Spitzenleistung.

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