Zur Monatsversammlung konnten die Blumen- und Gartenfreunde Bad Staffelstein Professor Günter Dippold begrüßen, der zum Thema Bier referierte. „Der Biergenuss ist seit Jahrhunderten von Ärzten und Wissenschaftlern im positiven oder negativen Sinn umstritten. Bier ist mehr als ein Nahrungsmittel, denn ihm wurden über Jahrhunderte hinweg Wirkungen auf den Menschen, nicht nur auf seinen Körper, auch auf sein Wesen, zugeschrieben“, so Dippold.
Der Referent zeigte die Entwicklung des Bieres im fränkischen und bayerischen Raum auf. Vom „dünnen bis zum Einbeck-Bier war es ein weiter Weg. Es wurde sehr viel Bier von der gesamten Bevölkerung getrunken bis hin zu „Saufgelagen“, die dann in der Reformationszeit auf Kritik stießen. „Wer sich aber halbwegs mäßigte, konnte getrost Bier trinken, denn aus medizinischer Sicht war das Getränk gesund.“
So erwähnte Dippold weitere Aussagen von damaligen Amtsärzten und Apothekern und Gelehrten über den Vorzug des Bieres. Vor allem die Städte waren zur Erhaltung ihres Ansehens darauf bedacht, gutes Bier auszuschenken. So gab es Unterschiede in der Qualität für Einheimische oder Gäste, um genügend Einnahmen in die Stadtkasse zu erzielen.
„Stadt und Bier waren eins, ein Verfall der Bierqualität zog den Verruf der Stadt nach sich. Berühmt war das Einbecker Bier aus Norddeutschland auch in Bayern, woraus in der Nachahmung das ,Beck-Bock-Bier' entstand“, erklärte Günter Dippold.
In seinen Schilderungen ging der Referent auch auf das Kommun- und Hausbraurecht ein. Durch viele Handwerker wurde es als Nebenerwerb angeboten. Doch auch die Obrigkeit, die Fürstbischöfe, hatten ein waches Auge auf die Brauhäuser in den Dörfern. Gab es keine Befugnis, entwickelten sich sehr häufig im frühneuzeitlichen Franken regelrechte Bierkriege mit Toten und Verletzten oder Verwüstungen.
Um 1800 kommt als Konkurrent zum Bier der Branntwein und Kaffee. Die Gelehrten streiten sich wieder, was gesund oder schädlich für den Menschen sei. In Deutschland werde der Kampf gegen den Branntwein erst ab den 1830er-Jahren aufgenommen. Das Biertrinken wurde durch die Königshäuser wieder empfohlen. Bier wurde unter Berufung auf die Geschichte zum Nationalgetränk erhoben, so Dippold.
Man setzte moderne Technik ein nach englischem Vorbild. Hier nannte er die Besichtigungsreise durch britische Brauereien - ein Fall von Wirtschaftsspionage - durch die Brauer Gabriel Sedlmayr aus München, Anton Dreher aus Wien und Georg Lederer aus Nürnberg. Die Industrialisierung des Brauwesens ab Mitte des 19. Jahrhunderts hob die Qualität, senkte den Preis und förderte so die Verbreitung von Bier als „Volksgetränk“. Mit weiteren vielen Ereignissen zum Bier im fränkischen Raum mit seiner Rekord-Brauereidichte beendete Professor Dippold seinen spannenden Vortrag.