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Hartnäckiger Visionär

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Hartnäckiger Visionär

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    Kohles auf dem Staffelberg: Als leidenschaftlicher Heimatforscher interessierte sich Heinrich Kohles – hier auf dem Staffelberg Anfang der 1980er-Jahre – sehr für die Historie um die keltische Siedlung „Menosgada“.
    Kohles auf dem Staffelberg: Als leidenschaftlicher Heimatforscher interessierte sich Heinrich Kohles – hier auf dem Staffelberg Anfang der 1980er-Jahre – sehr für die Historie um die keltische Siedlung „Menosgada“. Foto: Fotos: Ernst Paul Wagner

    Tausende strömen jedes Jahr in die Obermain Therme, suchen und finden dort Entspannung. Ohne den 1986 verstorbenen Heiner Kohles würde es die mittlerweile deutschlandweit bekannte Wellness-Oase wohl bis heute nicht geben. Heuer wäre der „Kohles-Heiner“ 100 Jahre alt geworden. In einem Festakt im Kurhotel mit zahlreichen Ehrengästen wurde an den „geistigen Vater der Obermain-Therme“ und dessen Verdienste für die Stadt Bad Staffelstein erinnert.

    Landrat, Bürgermeister, Stadträte, Pfarrer, Geologen und nicht zuletzt zahlreiche Weggefährten hatten sich eingefunden, um den Mann zu würdigen, der zwar 1986 verstarb, aber bis heute in einem Atemzug genannt wird, wenn von der Historie der Obermain Therme die Rede ist: Heinrich Kohles.

    Zeitzeuge Ernst Paul Wagner hielt vor den Versammelten den Festvortrag. In seiner Funktion als Leiter des damaligen Milchhofes Lichtenfels-Staffelstein lernte Wagner, wie er eingangs ausführte, Heinrich Kohles Anfang der 1970er-Jahre persönlich kennen und schätzen.

    Eine einfache Kindheit hatte Kohles wahrlich nicht. So musste der kleine Heinrich, der am 25. Januar 1913 um 6.30 Uhr im Haus Nummer 223 als Sohn von Maria Kohles das Licht der Welt erblickte, bereits als Fünfjähriger den Tod seines Vaters verkraften. Doch Kohles ging seinen Weg, war als Buchbinder und bei der Stadtkasse Lichtenfels tätig, bevor ihm als Angestelltem der Stadt Staffelstein die Leitung des Heimatmuseums sowie die Führung des Verkehrsbüros in der Adam-Riese-Stadt anvertraut wurde.

    Heimatforscher mit Leib und Seele

    Kohles war sehr belesen und gebildet – und ein Heimatforscher mit Leib und Seele: „Ein Leben lang identifizierte er sich mit seiner Geburtsstadt – Heinrich Kohles war Staffelstein – und Staffelstein war Heinrich Kohles“, brachte es Wagner auf den Punkt.

    Der heute 80-Jährige muss es wissen. Erstmals, so Wagner, hatten er mit Heiner Kohles Kontakt im Rahmen der Vorplanungen zur Tiefbohrung nach der Thermalsole. Mit einem so genannten „Aärometer“ aus dem Milchhoflabor habe Kohles bei den ersten Bohrungen ins Erdreich im Jahr 1975 den Salzgehalt des erbohrten Wassers ermitteln lassen – mit dem bekannten positiven Ergebnis. Kohles zitierte das Obermain-Tagblatt vom 1. August 1975, als die freudige Kunde verbreitet wurde: „Der Erfolg ist sicher! Der erste Test brachte ein positives Ergebnis“.

    Im September 1975 brachte der Milchhof eine Edelstahlwanne zur Bohrstelle, in der bis zu sechs Personen Platz hatten und die angenehme Wirkung des Thermalsolwassers genossen. Am 1. Oktober 1976 wurde das Thermalbad-Provisorium offiziell seiner Bestimmung übergeben, 1983 folgte die Grundsteinlegung für den ersten Bauabschnitt, der am 2. Januar schließlich feierlich eröffneten Therme.

    Doch auch über die Thermen-Erfolgsgeschichte hinaus schätzte Wagner den Menschen Heinrich Kohles. So habe er mit ihm auch regen und angenehmen Gedankenaustausch gepflegt über die Geschichte am Obermain, beispielsweise über das keltische Oppidum Menosgada. Dabei entstanden auch die Bilder, die Heinrich Kohles auf dem Staffelberg-Plateau zeigen.

    Kohles zitierte den Rechenmeister

    Ja, der „Kohles Heiner“ war beim Festakt in jeder Minute gegenwärtig. Und dann hörten die Gäste sogar noch seine Stimme: Wagner schaltete das mitgebrachte Radiogerät ein – und laut und deutlich zu vernehmen war Heinrich Kohles, wie er den Rechenmeister Adam Riese zitierte.

    Kohles war es schließlich, der nach Erkundigungen über Brunnentiefe und Beschaffenheit ab 1973 immer wieder unermüdlich beim damaligen Bürgermeister Reinhard Leutner darum warb, das Thermalwasser mittels einer Bohrung nutzbar zu machen.

    Wagner nannte aber auch noch ein anderes Beispiel für die Hartnäckigkeit und auch Wahrheitsliebe Kohles: Noch 1930 wurde das Jubiläum „800 Jahre Stadt Staffelstein“ gefeiert, das ein halbes Jahrhundert später 1980 folgende Fest war dann aber mit dem Titel „850 Jahre Marktrecht Staffelstein“ überschrieben. Diesen Irrtum ließ Kohles nicht auf sich beruhen. Der Franziskanerpater Heinrich Fürst, mit dem Kohles unter anderem in Kontakt trat, erbrachte durch Recherchen schließlich den Nachweis, dass von 833 bis 1224 das Marktrecht mit dem Stadtrecht identisch war. „Deshalb bin ich guter Dinge, dass im Jahr 2030 Bad Staffelstein sein 900-jähriges Stadtjubiläum feiern wird“, so Wagner und betonte dabei ausdrücklich den Wortteil „Stadt“. Der Name Heinrich Kohles werde dann gegenwärtig sein.

    „Leider hat Heiner Kohles die Erfolgsgeschichte der Obermain Therme nicht mehr erleben können“, so nachfolgend Bürgermeister Jürgen Kohmann, der die Verdienste von Heiner Kohles, welcher 1980 die Ehrenmedaille der Stadt verliehen bekam, ebenfalls hervorhob. Für Schmunzeln sorgte Kohmann mit einer Anekdote, wonach der glühende Adam-Riese-Fan Heinrich Kohles eine Zeitlang ein Original-Adam-Riese-Buch mit sich führte, um unterwegs daraus vorzulesen – bis man es ihm dann doch abnahm.

    „Mit Mut, einer Vision und auch der gewissen Portion Hartnäckigkeit hat Heinrich Kohles den Grundstein gelegt für die Obermain Therme“, meinte anschließend Landrat Christian Meißner. „Es ist wirklich beeindruckend, welchen Weg die Therme, die ja auch für den gesamten Landkreis eine bedeutende Rolle spielt, von ihren Anfängen bis heute genommen heute. Wir wollen deshalb heute zusammen ganz bewusst den 100. Geburtstag von Heinrich Kohles feiern“.

    In dem Raum des Kurhotels, wo der Festakt stattfand, hatte die Leiterin des Stadtmuseums, Adelheid Waschka, Orginalschriftstücke und Bilder von Heinrich Kohles zusammengestellt, mit derer die Gäste das Leben des emsigen und heimverbundenen Bad Staffelsteiners nachvollziehen konnten.

    Am 9. Mai 1986 schloss Heinrich Kohles für immer die Augen. Man kann nur Stadtpfarrer Gerhard Hellgeth beipflichten, der damals vor einer riesigen Trauergemeinde in Richtung des Verstorbenen die Worte sprach: „Der ist in tiefster Seele treu, der die Heimat liebt wie du“.

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