Mit „Himmelsflüge-Höllenstürze“ reihte sich eine weitere Perle in die Reihe der Aufführungen des Fränkischen Theatersommers. Im Brückentheater im Kurpark von Bad Staffelstein erlebten am Donnerstag die Zuschauer einen wunderbaren Konzertabend, in dem ausgewählte Balladen aus dem Buch „Die lasterhaften Balladen und Lieder des François Villon“ in der Übersetzung von Paul Zech dargebracht werden.
Für die Vertonung der Balladen zeichnete Jan Burdinski verantwortlich. Die romantische, mit Jazz-Einschlag besetzte Gitarrenmusik ließ die Aussagen der Texte auf wirksame Weise aufleben. Mit Ankläger Lutz Götzfried und Jan Burdinski als Villon fanden die derb-zynischen Balladen zwei Interpreten, denen die Rollen auf den Leib geschrieben waren. Lutz Götzfried glänzte darüber hinaus als Ganove, Zellengenosse oder Tippelbruder, wenn er aus dem schwarzen Talar schlüpfte.
Eigene Lebenslagen beschrieben
Poetisch sinnliche Liebesballaden „Sie war nur armer Leute Waisenkind und wollte sein wie ein Baum im Sommerwind“ oder „Ich bin so wild nach Deinem Erdbeermund“ oder raue, rebellische Jammer- und Räuberballaden beschrieben die eigenen, unterschiedlichsten Lebenslagen des genialen Dichters. Zahlreiche Liebesbeziehungen, diverse kriminelle Aktivitäten und Gefängnisstrafen zogen sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Die ausdrucksstarke Rezitation wurde durch die meditative, teils kraftvolle Musik der Saiteninstrumente bereichert.
Sogar das Publikum bezogen die beiden Mimen in den Gesang mit ein. Den Refrain „Der kleine Herr Ranunkel aus Brabant“ aus der Ballade von einem netten kleinen Barbier sang es kräftig mit, unterstützt vom Gesangverein Unnersdorf, der an diesem Donnerstag einen Ausflug in den Kurpark machte.
Die Einheit, die den Gegensätzen wie Tod und Leben, Liebe und Trennung, Reichtum und Armut allesamt innewohnt und die Villon messerscharf auf den Punkt gebracht hat, vollziehen Götzfried und Burdinski durch perfekte mimische Darstellung. Burdinski verstand es, die Person Francois Villons förmlich vor den Augen der Zuschauer lebendig werden zu lassen. Seine Präsens schloss das Publikum unmittelbar in das Geschehen mit ein. Götzfried hingegen verkörperte eine weltfremde Justiz, die sogar Kleinkriminelle an den Galgen brachte und eine Begnadigung seitens der Landesherren als Katastrophe ansahen.
Villon überwindet die damals vorherrschende Troubadourdichtung, indem er in seinen Balladen eindringlich und erschütternd seine eigene komplexe Persönlichkeit offenbart. Sein unmittelbarer natürlicher Tonfall und seine Ausdruckskraft machen ihn zum ersten großen französischen Lyriker der Moderne. Zugleich gibt er in seinen Gedichten ein Bild des zeitgenössischen Frankreich, welches vom Hundertjährigen Krieg mit England noch stark gezeichnet war und dessen Rechtsprechung entsprechend darniederlag. Der deutsche Expressionismus hat sich mit dem Schriftsteller Paul Zech, auf dessen Nachdichtung sich das Programm stützt, verdient gemacht.
Weitere Aufführungen
Die nächsten Termine des Fränkischen Theatersommers in Bad Staffelstein: Am Donnerstag, 30. Juli, 19 Uhr: Im Brückentheater werden zwei Stücke an einem Abend gegeben: „Was macht eigentlich Dornröschen“ und nach der Pause „Comeback für Noah“. Am Dienstag, 4. August, 18 Uhr auf der Seebühne in Bad Staffelstein: Die Gewinner des größten Bluesfestivals der Welt waren 2011 erstmalig zwei Deutsche, nämlich Georg Schröter und Marc Breitfelder. Sie geben in Bad Staffelstein ein Blues- und Boogie-Konzert der Extraklasse. Zwischen den musikalischen Darbietungen werden amüsante Texte vorgetragen, die die beiden hochkarätigen Musiker aus ihrer Heimat mitgebracht haben: aus Schleswig Holstein. Jan Burdinski wird unter dem Titel „Ein Mann, ein Kalb der Himmel und der Mond“ diese Kurzdarbietungen übernehmen.
Am Mittwoch, 5. August, 19 Uhr, locken die beiden Kieler Blues-Musiker ihre Fans nach Hollfeld zur Eröffnung des „Kusswegs“ mit einem bunten Abend voller Blues- und Love-Songs mit diversen Sonderdarbietungen.