Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Bad Staffelstein
Icon Pfeil nach unten

PFERDSFELD: „Gnadenhof muss bleiben“

PFERDSFELD

„Gnadenhof muss bleiben“

    • |
    • |
    Ein Herz für Tiere: Waltraud Albert kümmert sich auf ihrem Hof um das Wohlergehen vieler Vierbeiner, die aus schlechten Verhältnissen stammen.
    Ein Herz für Tiere: Waltraud Albert kümmert sich auf ihrem Hof um das Wohlergehen vieler Vierbeiner, die aus schlechten Verhältnissen stammen. Foto: Fotos: Birgid Röder

    Ramona ist 40 Jahre alt, ein stolzes Alter für ein Pony. Sie ist eines der Pferde, denen Waltraud Albert einen schönen Lebensabend ermöglicht. Auf „Traudls Lucky Horse Ranch“ leben viele Tiere, die hier Zuflucht aus schlechten Verhältnissen gefunden haben. „Ich hänge an jedem Einzelnen“, sagt die Frau, die schon zeitlebens ein Herz für alle Kreaturen hat.

    Ihr Gnadenhof ist außergewöhnlich. Neben Pferden tummeln sich hier Schafe, Ziegen, Hasen, Meerschweinchen, Katzen und fünf Hunde. Jedes Tier hat sein Schicksal, viele stammen aus schlechten Verhältnissen, manche wurden misshandelt. Ramses meldet sich zu Wort. Der Esel ist zufrieden, als Waltraud Albert ihm eine Scheibe trockenes Brot gibt.

    Auf der Weide stehen ganz friedlich die Pferde. Braune, schwarze, gefleckte. Sie strahlen Ruhe aus, kommen gemächlich auf ihre Besitzerin zu, „rüsseln“ mit ihrer Schnauze an ihrem Arm, während sie Mist in die Schubkarre befördert.

    „Das ist das Highlight des Tages, wenn ich das Vertrauen meiner Tiere spüre“, sagt sie. Gerade bei misshandelten Vierbeinern braucht es oft sehr lange, bis diese sich aus der Reserve wagen. Wenn sie von einem vom Schicksal gebeutelten Tier erfahren hat, konnte sie nächtelang nicht schlafen, bis sie es aus seinem Elend herausgeholt hat. Mehr Tiere kann sie nicht aufnehmen, kann nicht noch mehr Arbeit bewältigen.

    Im Jahr 1996 haben Waltraud Albert und ihr Partner den Bauernhof am Ortsrand von Pferdsfeld gekauft und gemeinsam aufgebaut. Sie haben Hafer angebaut und Heu gemacht. Weil die gequälten Tiere „nichts einbringen“, haben sie eine Deckstation mit fünf Hengsten eingerichtet und Ponys gezüchtet. „Die laufenden Kosten auf dem Hof wollen gedeckt werden.“ Dazu haben sie zwei Stände in Vierzehnheiligen betrieben, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. „Ich will nicht reich werden, aber den Hof halten“, sagt sie.

    Vor einem Monat ist ihr Partner gestorben, mitten in der Heuernte, sie steht ziemlich alleine da. „Er fehlt hinten und vorne.“ Er hat Grünfutter geholt, die Maschinen gewartet, überall mit angepackt.

    Doch sie lässt sich nicht runterziehen von der Verzweiflung, denn sie weiß: Die Tiere brauchen sie, warten an jedem Morgen aufs neue auf ihr Futter und ihre Streicheleinheiten.

    Ein Landwirt hilft ihr jetzt, holt Gras und fährt den Mist weg. Sie ist ihm sehr dankbar, weiß aber auch, dass das keine Dauerlösung ist. Als erstes lernt sie gerade das Bulldogfahren. Trotzdem: Die Arbeit wächst ihr fast über den Kopf. Verlässliche Mitarbeiter zu finden ist schwer. „Ich brauche Hilfe, das ganze Jahr über, aber das Verhältnis zum Tier muss passen.“

    Unter dem Tisch liegt eine schwarze Katze. Vom Tierheim Lichtenfels bekommt sie manchmal wilde Katzen, die nicht zu vermitteln sind. Hier können sie frei laufen, haben einen Futterplatz und gewöhnen sich langsam an Menschen.

    Die Schafe hat sie mit der Flasche aufgezogen. Manche Schäfer töten ein Lamm bei Zwillingsgeburten, damit das andere eine höhere Überlebenschance hat. Sie hat die Kleinen zu sich geholt und aufgepäppelt. „Sie laufen mir hinterher wie Hündchen. Ich könnte sie niemals schlachten lassen“, sagt die Tierfreundin. Da sie nicht aus der Landwirtschaft stammt, hat sie sich alles Wissen rund ums Tier selbst angeeignet, weiß, wie man Wunden versorgt, merkt sofort, wenn einem Pferd oder einer Ziege etwas fehlt.

    Mitleid alleine genügt nicht, Arbeitskraft und Geld ist nötig für eine artgerechte Haltung. Waltraud Albert ist froh, wenn jemand mal trockenes Brot oder Äpfel vorbei bringt, Leckereien für Pferde und Esel. Oder einige Dosen Katzenfutter. Das meiste Kopfzerbrechen macht ihr in diesem Jahr jedoch die Trockenheit. Die Heuernte fiel gering aus, der Unterwuchs fehlte. Und das Gras wächst kaum nach. „Normalerweise füttern wir bis Oktober grün.“ Auch die Suche nach Wiesenflächen zum Pachten wird immer schwieriger. Durch die Verkehrsprojekte im Obermaintal werden immer mehr Grundstücke als Ausgleichsflächen stillgelegt. Dazu gibt es die wenigen großen landwirtschaftlichen Betriebe, die alles pachten, die kleinen Flächenstücke dann ebenfalls stilllegen, um den EU-Vorschriften zu genügen und die möglichen Prämien zu erhalten. „Und uns fehlt das Futter“, sagt sie, den Kopf schüttelnd. Bis nach Sträublingshof und Kleukheim müssen sie zu ihren Pachtwiesen zum Futter holen fahren. Sie hofft auf eine Lösung hinsichtlich Heu, Pachtflächen und Mitarbeit. „Der Gnadenhof muss bleiben. Es würde mir das Herz rausreißen, wenn ich aus der momentanen Not alle Tiere weggeben müsste.“

    Info: Wer Waltraud Albert weiterhelfen kann, erreicht sie unter Tel. 0175-4153089.

    „Es würde mir das Herz 'rausreißen, wenn ich aus der momentanen Not alle Tiere weggeben müsste.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden