Wenn sie mit der Feuerwehr Wolfsdorf für ihre Einsätze üben oder zu selbigen alarmiert werden, sind die Feuerwehrfrauen Judith Lohneis, Isabel Peschel, Martina Hoffmann, Carolin Nüßlein und Sarah Trapper nur fünf unter gleichen. Bei Erwachsenen-Leistungsmärschen allerdings gehören die 20- bis 29-Jährigen oberfrankenweit zu den Besten. Beim Schlauchkuppeln, Löschangriffe aufbauen oder Knoten knüpfen lassen sie so manches Männer-Team hinter sich. „Frauen zur Feuerwehr“, lautet das Motto der diesjährigen Aktionswoche – diese Devise gilt in Wolfsdorf schon seit 1971.
„Wir sind alle in der Feuerwehr, seitdem wir zwölf Jahre alt sind“. Für Judith (20 Jahre), Isabel (25), Martina (29), Carolin (24) und Sarah (20) war es keine Frage, dass sie in die (Jugend-)Feuerwehr eintreten würden. Ihre Brüder, Freunde, ja sogar Mütter – wie bei Isabel, Carolin und Sarah – waren und sind alle in der Wehr, weckten so das Interesse bei ihnen. Zu dieser Gemeinschaft wollten sie unbedingt dazu gehören. Martina beispielsweise ist nun schon 17 Jahre dabei.
Vorbildcharakter
Längst sind die Damen aus der Wolfsdorfer Wehr nicht mehr wegzudenken. Als 1972 die erste Damengruppe unter Kommandant Theo Babel die Leistungsprüfung ablegte, war sie die Erste im Landkreis. Noch heute haben die Wolfsdorfer Feuerwehrfrauen in vielerlei Hinsicht Vorbildcharakter. Und 1. Kommandant Alexander Heller lässt auf „seine“ Damen nichts kommen.
„Schlauchkuppeln.“ Die Frage nach der Lieblingsdisziplin ist in Windeseile beantwortet. „Dabei werden wir immer besser. Immer schneller“, sagt Isabel. Genau haben sie ihre Handgriffe analysiert, sogar ein Video gedreht, um Schwachstellen zu entdecken. Mittlerweile liegt die Bestzeit bei 74 Sekunden. Ehrgeizig, wie sie sind, wollen sie noch mehr. „Das Schöne am Schlauchkuppeln ist, dass es Teamarbeit ist. Dass wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen müssen, um ein gutes Ergebnis zu erreichen.“ Teamdenken und Gemeinschaftsgeist sind für die Feuerwehrfrauen immens wichtig.
Um richtig gut zu sein, üben die Feuerwehrfrauen regelmäßig. Mal „nur“ untereinander, um für Wettkämpfe zu trainieren. Rund ein Dutzend Mal im Jahr auch mit den Jungs ihrer Ortswehr, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. „Wir in der Feuerwehr Wolfsdorf sind ein bunt gemischter Haufen. Wir respektieren und ergänzen uns gegenseitig. Der eine kann das besser, der andere das andere. Das macht unsere Stärke aus“, meinen die Fünf. Und: „Frauen sind genauso gut in der Feuerwehr.“
Dass das keine leeren Worthülsen sind, haben sie erst vor wenigen Tagen beim oberfränkischen Erwachsenen-Leistungsmarsch in Bamberg bewiesen. Die Wolfsdorferinnen wurden Erste bei den Damen und 16. im Gesamtklassement von 118 Teams. Da staunte so manches Männer-Team nicht schlecht.
Positive Reaktionen
Die Reaktionen auf die bärenstarke Teamleistung waren allesamt positiv. Nicht nur die anderen Teilnehmer applaudierten den Wolfsdorferinnen, auch die Zuschauer am Straßenrand in der Domstadt waren sehr angetan. Manch‘ Kind traute seinen Augen nicht. „Papa, hast Du so etwas schon einmal gesehen?“, wandte sich beispielsweise ein kleiner Junge an seinen Vater, als die Wolfsdorferinnen vorbei eilten. „Das ist ja eine Feuerwehrfrau!“ Da musste das Vierer-Team vom Obermain schon ein wenig schmunzeln. Meist aber wurden sie angefeuert, beklatscht, gelobt – und damit immer wieder aufs Neue motiviert.
Durch die Feuerwehr sind Judith, Isabel, Martina, Carolin und Sarah eine eingeschworene Truppe geworden. Die Freundinnen unternehmen viel abseits der Feuerwehr, gehen gemeinsam Party machen oder treiben gemeinsam Sport. Viele Freunde der Fünf sind ebenfalls in der Feuerwehr. Wer es nicht ist, hört gerne interessiert zu, wenn sie von ihren Erlebnissen in der Feuerwehrfamilie erzählen. „Echt cool“, lautet nicht selten die Reaktion. „Und was macht ihr da so?“ Die Fragen beantworten sie natürlich gerne.
Manch‘ Handgriff in der Feuerwehr ist körperlich anstrengend, nicht selten kräftezehrend. „Saugleitung kuppeln zum Beispiel“, sagt Isabel. Was aber nicht heißt, dass die Feuerwehrdamen das nicht können. Sie mögen einige Sekunden länger brauchen, aber sie beißen sich durch. Mit Heidrun Stengel gibt es auch eine Maschinistin in der Freiwilligen Feuerwehr Wolfsdorf. Das aber ist nicht Judiths Welt. Sie winkt ab. „Das ist eher so ein Männerding“, meint sie. Wegen der Technik ist sie nicht in der Wehr.
18 Feuerwehrfrauen im Ort
Die Feuerwehr Wolfsdorf ist ohne Frage eine starke Truppe. Stark vor allem auch deshalb, weil unter den 56 Aktiven des 330-Einwohner-Dorfes unterhalb von Vierzehnheiligen 18 Frauen sind. Weitere zwei Mädels sind in der Jugendfeuerwehr. Löschmeisterin Martina Hoffmann ist Jugendleiterin ihrer Wehr, Stellvertreterin ist Judith Lohneis. „In Wolfsdorf geht fast jedes Kind in die Feuerwehr“, sagten sie mit Stolz. „Natürlich auch die Mädchen.“
Judith, Isabel, Martina, Carolin und Sarah hoffen, sich auch bald einmal im Einsatz beweisen zu dürfen. Als kleine Ortsfeuerwehr wird die Wolfsdorfer Truppe nur selten alarmiert. „Beim Hochwassereinsatz 2013, als der Krausenbach Keller überflutete und wir sie auspumpen mussten, waren wir aber mit dabei“, sagen sie. Ehrensache, dass sie sich auch an den Schauübungen im Rahmen der Feuerwehr-Aktionswoche beteiligen. Am Donnerstag beispielsweise ist die Feuerwehr Wolfsdorf in Schönbrunn mit von der Partie.
Im kommenden Jahr wollen sich die ehrgeizigen Wolfsdorfer Feuerwehrfrauen wieder am oberfränkischen Erwachsenen-Leistungsmarsch beteiligen. Ihr Ziel ist es, vielleicht noch etwas besser abzuschneiden. „Wenn es klappt, sind wir mit zwei Gruppen dabei“, hoffen sie.
„Ehrenamt geht uns alle an!“, betonen die fünf Feuerwehrfrauen aus Wolfsdorf. Sie sind überzeugt: „Nur Männer in der Feuerwehr ist blöd, nur Frauen ebenso. Die Mischung macht?s! Und umso mehr Aktive eine Feuerwehr in einem Ort hat, umso besser kann sie im Ernstfall helfen.“ Vor allem tagsüber, wenn viele auf Arbeit sind (und das eben meist nicht im eigenen Dorf), wird jede helfende Hand benötigt, um „Gott zur Ehr‘ dem Nächsten zur Wehr“ zu sein.
Zum Hineinschnuppern
Ansprechpartner für Frauen und jegliche Interessenten, die in die Feuerwehren hineinschnuppern möchten, sind die örtlichen Kommandanten. Informationen erteilen darüber hinaus auch die Kreisbrandmeisterinnen Sigrid Mager und Nicole Trapper. Details auch unter www.kfv-lichtenfels.de.
„In Wolfsdorf geht fast jedes Kind in die Feuerwehr. Natürlich auch die Mädchen.“
Martina Hoffmann, Löschmeisterin