Alljährlich erinnert in der Bad Staffelsteiner Pfarrkirche Sankt Kilian das „Schwedenamt“ am Rosenmontag an den 7. Februar 1633. Am „Tag vor der Fassnacht“ hatten die Schweden Staffelstein und die umliegenden Dörfer gestürmt. 122 Menschen bezahlten den Ansturm mit ihrem Leben. So hatte der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 auch zu Füßen des Staffelbergs seine Blutspur hinterlassen.
Bereits 1621, 1623 und 1628 waren Soldaten durch den Banzgau gezogen und hatten durch Raub, Belästigung und Vergewaltigung für einen ersten „Vorgeschmack“ gesorgt.
Für die Landbevölkerung war es letztlich unerheblich, welche Partei gerade die Oberhand inne hatte. An Brutalität standen sich die „evangelischen Schweden“ und die „katholischen Kaiserlichen“ in nichts nach.
„Schweden“ aus dem Umland
Und die Soldaten bei den „Schweden“ stammten oft aus dem Coburger und Kulmbacher Land, während sich bei den „Kaiserlichen“ junge Katholiken aus dem Bamberger Hochstift austobten. Unter den Toten des 7. Februar 1633 waren auch die Schönbrunner Alt Hanß Dietz, Hanß Gagel, Hanß Götz der Ältere, Cuntz Höpell, Michael Krebs und Hanß Schmutzer.
Am 28. Juni 1632 hatte man bereits Endreß Höpell und die beiden Jacob Höpell, Vater und Sohn, erstochen aufgefunden. Neben den sechs Toten des 7. Februar wurden 1633 in Schönbrunn noch 31 weitere Todesfälle registriert, 1634 waren es 19. Bei einer Einwohnerzahl von ungefähr 100 wurde in jenen beiden Jahren halb Schönbrunn hinweggerafft.
Ein Hausname, der den Alten noch geläufig ist, erinnert in Schönbrunn an jene furchtbare Zeit: Das heutige Anwesen Motschmann (Reundorfer Straße 13) trägt seit Jahrhunderten den Hausnamen „Schwedenbauer“.
Im Backofen versteckt
Laut mündlicher Tradition soll es in diesem Anwesen einer jungen Magd gelungen sein, sich vor den Schweden im Backofen zu verstecken und einer möglichen Misshandlung so zu entgehen.
Die Fenster in der Banzer Klosterkirche hatten 1635 keine Scheiben mehr und aus dem Kirchturm war auch die letzte Glocke verschwunden. „Kein velldt im ganzen Stift Banz war Ende 1635 besahmet“, vermeldet der Chronist. Bauern, die ihre Felder bestellen wollten, wurden von umherstreifenden Soldaten mitgeschleppt.
Viele Menschen am Obermain starben an Hunger oder wurden von Seuchenwellen dahin gerafft. 1618, zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges, zählte man in Deutschland ungefähr 16 Millionen Einwohner, bei Kriegsende 1648 waren es noch vier Millionen.
Es „vettert“ in Schönbrunn
Mit dem „Westfälischen Frieden“ endete 1648 der Dreißigjährige Krieg. Nur langsam erholte sich das Leben in den Dörfern und Städten. Aus den abgelegenen Landstrichen, die vom unmittelbaren Kriegsgeschehen verschont geblieben waren, zogen während der folgenden Jahrzehnte Menschen in das obere Maintal.
So heirateten innerhalb von 14 Jahren zwei Brüderpaare Vetter aus Kehlbach im Frankenwald und aus Kleukheim in Schönbrunner Familien ein. Zwischen 1674 und 1719, in einem Zeitraum von 45 Jahren, erblickten in Schönbrunn nicht weniger als 65 Vetter-Kinder das Licht der Welt. Kein Wunder, dass es auch heute noch in Schönbrunn gewaltig „vettert“.