Was wäre die fränkische Bierkultur ohne die Kirche? Jedenfalls um das eine oder andere Bier ärmer – das zeigt sich jetzt in der Fastenzeit wieder einmal deutlich. Denn Fastenzeit heißt auch Fastenbier. Wobei Bier, vor allem Starkbier, während dieser Zeit beim modernen, aufgeklärten Menschen gar nicht hoch im Kurs steht.
Der nimmt die kommenden Wochen als willkommenen Anlass, endlich die schon zu Neujahr gefassten Vorsätze – weniger Süßigkeiten, mehr Sport, überhaupt gesünder zu leben, und vor allem weniger Alkohol – zumindest auf Zeit durchzuziehen und so nebenbei der Bikini- und Badehosenfigur näherzukommen. In einer Forsa-Umfrage zum Thema Fasten aus dem vergangenen Jahr standen Alkohol und Süßigkeiten auf den ersten beiden Plätzen.
„Bierfasten“ hoch im Kurs
2015 wollten demnach 70 Prozent der Deutschen (Frauen: 71 Prozent, Männer: 69 Prozent) auf Alkohol verzichten. Nur in Bayern – für Franken gibt es leider keine eigene Befragung – lag das „Alkoholfasten“ nicht auf Platz eins. Der Verzicht auf Süßes (75 Prozent) schlug das Bierfasten (74 Prozent) knapp.
Dabei gehören Bier und Fastenzeit doch zusammen wie das Amen in der Kirche. Zumindest, wenn man die alten klösterlichen Fastenregeln als Maßstab nimmt. Denen zufolge waren Fleischspeisen aller Art in der Fastenzeit tabu, übrigens ursprünglich auch Eier, Honig und Milch. Auch wenn der Grundsatz „Liquidum non frangit Ieiunium“ – Flüssiges bricht Fasten nicht – galt, war es wichtig, woher die Flüssigkeit kam.
Da Bier ausschließlich mit pflanzlichen Stoffen (Hopfen und Malz aus Getreide) gebraut wird, Hefe war ja noch nicht bekannt, brach es die Fastenregeln selbstverständlich nicht. Als „flüssiges Brot“ und Kalorienlieferant war es durchaus wichtig in der Ernährung während der Fastenzeit. Schließlich war beim mittelalterlichen Fasten streng genommen nur eine „richtige Mahlzeit“ am Tag erlaubt. Meist war das das Abendessen. Den Tag überstand man mit einem kleinen Happen Brot und einem Krug Bier.
Weniger Kalorien als ein Schnitzel
Der typische Fastenbock ist also idealerweise ein dunkles, vollmundiges und in gewisser Weise auch „sättigendes“ Bier. So wie das der Alten Klosterbrauerei Vierzehnheiligen, also kurz gesagt „vom Trunk“. Und das nicht nur wegen seiner phänomenalen 8,0 Prozent! Der Fastenbock ist aber nicht einfach nur der beliebte und selbst in den USA bekannte, dunkle Nothelfer-Trunk in stärkerer Ausführung. Er ist von Grund auf eigenständig: Dunkel mit einem satten Stich ins Tiefrote, wenn man ihn gegen das Licht hält. Der feinporige Schaum steht dicht und stabil. Der Geruch ist verhalten röstmalzig. Und der Geschmack ist im Antrunk schön schwer, röstig, barock und schnörkelig.
Aber wo der Nothelfer-Trunk als dunkles Export die Röstnoten konsequent durchzieht und die daraus resultierende Herbe lang anhalten lässt, zeigt sich der Bock vielschichtiger. Die Bittere im Nachhall wird durch den dichteren Körper und die größere Restsüße in Schach gehalten.
Und ja, so ein Seidla Fastenbock macht auf eine gewisse Weise auch ein wenig „satt“. Grob überschlagen rechnet man bei einem Bock mit 8,0 Prozent Alkohol so um die 275 Kilokalorien – das ist weit weniger, als eine durchschnittliche Portion Schnitzel mit Pommes hätte. Hält man sich also ein wenig zurück, lässt sich guten Gewissens ein Fastenbock probieren und man muss trotzdem nicht um die Figur fürchten. Und außerdem wussten auch die alten Mönche schon: Sonntage sind keine Fastentage!
Ein Kloster – drei Brauereien
Apropos alte Mönche: Eine „Alte“ Klosterbrauerei Vierzehnheiligen lässt sich seit 1803 nachweisen, was für fränkische Verhältnisse gar nicht so alt ist. Mit dem Anschluss Frankens an Bayern wurden im Laufe der Säkularisation viele Klöster aufgelöst – ein Schicksal, das auch das „Mutterkloster“ Vierzehnheiligens, das Kloster Langheim traf.
Die Langheimer Zisterzienser mussten Vierzehnheiligen verlassen und damit kam wohl auch kein Langheimer Bier mehr dorthin. Die 1839 nachrückenden Franziskaner nannten die Brauerei Franziskaner-Convent-Brauerei. Später kam die Brauerei als Sternbräu Vierzehnheiligen in private Hände. Seit 1990 trägt sie ihren heutigen Namen: „Alte Klosterbrauerei Vierzehnheiligen Brauerei Trunk“ – und hat damit ihre „Mutterbrauerei“ in Langheim weit überlebt.
Die kam über einige Umwege an die alte Lichtenfelser Bürgerbräu AG, die bis 1952 existierte. Einen „entfernten Verwandten“ der Langheimer Brauerei gibt es übrigens in Kulmbach. Die dortige Kulmbacher-Tochter Mönchshof führt ihre eigene Geschichte unter anderem auf eine Außenstelle des Langheimer Zisterzienserklosters, den Langheimer Amtshof, zurück. Mit ihrer „mönchischen Vergangenheit“ halten es die Kulmbacher aber nicht mehr so sehr. Einen Fastenbock wie den vom Trunk sucht man dort vergebens.
Ohne einen Langheimer Abt wäre auch eine andere Brauerei im Landkreis um zwei Spezialitäten ärmer. Freuen sie sich auf ein Bier in …