Strahlender Sonnenschein, Besucherscharen strömen zur Basilika. Fußgänger wandern gemütlich den Berg hoch, die Radfahrer kommen am steilen letzten Wegstück ins Schwitzen. Oben zieht gerade eine Wallfahrt unter Glockenläuten in die Kirche ein. An den Ständen schauen die Besucher nach einer Kerze oder einem Rosenkranz. Touristen interessieren sich für das Kunstwerk Balthasar Neumanns, Gläubige finden in der Gebetskapelle einen ruhigen Platz zum Innehalten. „Wie würde das am Wochenende ausschauen, wenn die Hunderte von Autos und dazu die Ausflugsbusse hochfahren dürften?“, fragt Tobias Noras vom Parkplatz Vierzehnheiligen. Er beschreibt ein Bild von hupenden Fahrzeugen, erschrockenen Fußgängern, einem Chaos aus Lärm und Abgasen.
Um das zu vermeiden, so dass die Basilika auch am Samstag und Sonntag ein besinnlicher und erholsamer Ort bleibt, sollen die Autos von Samstag, 12 Uhr, bis Sonntag, 18 Uhr, unten parken. Tobias Noras und sein Parkwächterteam, acht junge Grundfelder, stehen von Ostern bis Ende Oktober abwechselnd bereit, verkaufen die Parkscheine und geben den Besuchern manch hilfreiche Information.
„Jedes Jahr kommen Einheimische und sagen ganz überrascht: ,Die Absperrung ist doch neu!‘, dabei war mein Vater schon vor 40 Jahren hier als Parkwächter im Einsatz.“
Thomas Gambert, Parkwächter
Für 1,50 Euro kann das Auto zeitlich unbegrenzt parken, die Fahrt im Pendelbus, der im fünf-Minuten-Takt zwischen Basilika und Parkplatz unterwegs ist, ist inbegriffen. „Die Absperrung ist keine Abzocke“, erklärt Tobias Noris. Der 21-jährige Student ist seit sechs Jahren Parkwächter, mittlerweile erstellt er die Dienstpläne und übernimmt die Abrechnung. Solange er es zeitlich organisieren kann, bleibt er dabei. Seine Mitstreiter, zwischen 17 und 19 Jahre alt, verdienen sich hier ein Taschengeld dazu. Nicht jeder Gast sieht den Obulus als selbstverständlich an, die Ausreden, um die Schranke zu umgehen, sind erstaunlich. „Da kommt ein Pärchen im Zweisitzer-Cabrio und behauptet dreist, eine Gruppe Wallfahrer abholen zu müssen“, erinnert sich Tobias Noras. Zweifellos: Menschenkenntnis ist gefragt und auch ein gewisses Durchsetzungsvermögen. „Jedes Jahr kommen Einheimische und sagen ganz überrascht: ,Die Absperrung ist doch neu!‘, dabei war mein Vater schon vor 40 Jahren hier als Parkwächter im Einsatz“, plaudert Thomas Gambert aus dem Nähkästchen.
Das Pfingstwochenende ist in diesem Jahr das bisher besucherstärkste. Florian Hochwart hat Dienst. Ein Auto drängelt sich an der Schlange vorbei und will hochfahren. Zwischen dem jungen Parkwächter und dem Autofahrer beginnt eine Diskussion. Der Gast will nicht einsehen, dass er keine Sonderregelung genießt und es ihn 15 Euro kosten wird, wenn er unerlaubt die Sperre umgeht. Doch das ist die Ausnahme, die meisten der Gäste sind froh, ohne langes Suchen einen Stellplatz zu finden. „Sogar der Bad Staffelsteiner Bürgermeister Jürgen Kohmann zahlt immer anstandslos seine Parkgebühr und läuft den Berg hoch“, sagt Hochwart.
Natürlich gibt es Ausnahmen. Wallfahrtsbegleitfahrzeuge, Autos mit Instrumenten oder schwerem Gepäck sowie Rollstuhlfahrer dürfen zur Basilika hinauf fahren.
Andere Schwerbehinderte müssen zwar auch das Auto am Fuß des Berges parken, dürfen aber den Pendelbus kostenlos benutzen. „Die Stadt setzt ausdrücklich einen behindertengerechten Niederflurbus ein“, unterstreicht Günther Kestel vom Stadtbauamt. Die Stadt ist Eigentümer des Parkplatzes, die Gebühren werden für den Unterhalt des Geländes verwendet.
Im vergangenen Jahr besuchten über 23 000 Autos und mehr als 300 Busse Vierzehnheiligen. Diesen Ansturm würde die Basilika nicht verkraften. Die Parkwächter wissen das. Und vermitteln das geduldig auch den Besuchern, die es nicht auf Anhieb einsehen wollen.