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FRAUENDORF: Sondersud zum Tag des Bieres

FRAUENDORF

Sondersud zum Tag des Bieres

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    Hat das Zeug zum Klassiker: das Frauendorfer Rauchbier.
    Hat das Zeug zum Klassiker: das Frauendorfer Rauchbier. Foto: Norbert Krines

    Als Brauer hat man es nicht leicht. Gutes Bier zu brauen, ist die eine Sache. Aber damit ist es leider nicht getan. Es muss ja auch noch verkauft werden. Und das ist für die heimischen Brauereien in den vergangenen Jahrzehnten nicht unbedingt leichter geworden.

    In den 1960-er Jahren gingen zum Beispiel noch rund 70 Prozent des deutschen Biers in der Gastronomie über den Tresen. Ganz anders heute: Die meisten Biere, nämlich gut ein Drittel, werden in Deutschland in Getränke-Abholmärkten verkauft. Auf Platz zwei und drei folgen die Discounter mit um die 25 Prozent und mit knapp 20 Prozent der Lebensmittel-Einzelhandel. Was für die Brauereien bedeutet, dass der weitaus größte Teil des Biers hierzulande zuhause getrunken wird. Oder in konkreten Zahlen ausgedrückt: Von den 107 Litern, die jeder Deutsche statistisch pro Jahr konsumiert, holt er sich rund 76 Liter im Handel. Ab Brauerei, also direkt dort, wo es produziert wird, holen sich nur noch die wenigsten Kunden ihr Bier.

    Schaut man sich die Zahlen an, dann versteht man, warum die direkte Kommunikation mit dem Kunden für viele Brauereien immer wichtiger wird. Schließlich gilt es, auf die eigenen Produkte aufmerksam zu machen und Produktinnovationen schnell und effektiv zu kommunizieren, damit der Kunde im Handel auch ja „zum richtigen Bier“ greift.

    Großbrauereien pumpen deshalb mitunter höhere zweistellige Millionenbeträge in Werbung und Marketing. Fernsehwerbung, Social Media- und Internetauftritte und natürlich regelmäßige Aktionen am „Point of Sale“ im Handel sollen beim Kunden eine feste Markenbindung schaffen. Mit fraglichem Erfolg: Im Laden angekommen entscheiden viele Kunden vor allem nach dem Preis. 2013 gingen 70 Prozent aller verkauften Biere in Deutschland als Sonderangebot weg.

    Ganz anders aufgestellt

    Bei einem solchen Preis- und Marketingkampf tut man sich als fränkische Landbrauerei naturgemäß schwer. Und trotzdem halten sich die kleinen Landbrauereien, obwohl oder vielleicht auch, weil es kaum Marketingmaßnahmen gibt. Nehmen wir zum Beispiel die Brauerei Hetzel aus Frauendorf. Die pflegt die eine oder andere „Eigenheit“, die eigentlich allem widerspricht, was moderne Marketingstrategen für den deutschen Biermarkt predigen.

    Wer etwas über die Geschichte oder das Sortiment der Brauerei erfahren möchte, ist auf Informationen der gängigen Brauereidatenbanken wie bier.by, bierregion-franken.de oder braufranken.de angewiesen. Eine eigene Homepage, derzeit das Rückgrat für ein erfolgreiches Business, sucht man nämlich vergebens.

    Immerhin hat man einen Facebook-Auftritt, der im vergangenen Jahr den „Launch“ von drei neuen Sorten ankündigte: Das Frauendorfer naturtrüb, das Hetzel Rauchbier und für alle Autofahrer noch ein alkoholfreies Weizen. Oder erst kürzlich, dass es zum Tag des Bieres am 23. April dieses Jahres einen Sondersud geben soll.

    „Schätzchen“ aus dem Döritzengrund

    Mit knapp 250 Facebook-Freunden der Brauerei ist dieser Kreis allerdings recht überschaubar. Und bis zu den oben erwähnten Datenbanken sind diese Neuigkeiten leider noch nicht vorgedrungen. Was bedeutet, dass die meisten Bierliebhaber außerhalb des Staffelsteiner Landes von diesen Schätzchen gar nichts mitbekommen werden.

    Was im Falle des Ur-Frauendorfers und des Rauchbiers mehr als nur schade ist. Denn beide Biere haben das Zeug zum Klassiker. Das naturtrübe Frauendorfer ist ein fränkisches Kellerbier, so wie man es erwartet. Der Anfang ist malzig mit deutlichen Karamell- und Brotaromen. Dazu ist es natürlich auch hefig und schön würzig. Das passt und als Franke muss man nicht viele Worte darüber verlieren.

    Raucharoma nicht penetrant

    Dass ich das Rauchbier noch eine Spur interessanter finde, liegt daran, dass ich ein Faible für solche Biere habe. Alleine schon die bernsteinfarbene Optik des Biers gefällt mir ausnehmend gut. Und für ein Rauchbier ist es verdammt süffig Das Raucharoma ist anfänglich präsent, aber nicht penetrant. Es gibt genau so viel Rauch, wie es braucht.

    Dazu kommt auch noch ein schöner, schlanker Charakter und ein leicht spritziger Körper. Hat man sich in das Raucharoma „eingetrunken“, meint man darunter eine feine citrus-frische Hopfennote zu erkennen. Ein rundes, stimmiges Bier, das nur einen Nachteil hat: Man bekommt es außerhalb von Frauendorf und Staffelstein kaum.

    Wer das Bier frisch gezapft in der Brauerei genießen will, sieht sich mit der nächsten „Eigenheit“ konfrontiert: Geöffnet ist die eigene Gaststätte nämlich nur sonntags und auch nur zum Frühschoppen von 10 bis 12 Uhr und dann wieder ab 15. Uhr.

    Exzellente Bewertungen

    Die übrige Zeit konzentriert sich der Bräu Thomas Kunzelmann statt auf die Gastronomie aufs Brauen. Zu Recht, denn schaut man sich auf Bier-Bewertungsportalen wie ratebeer.com um, findet man Rezensionen von Bierfans aus Berlin und Bristol genauso wie aus Köln und Kansas. Manchmal ist kein Marketing vielleicht das beste Marketing.

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