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PFERDSFELD: Ein feines fränkisches Landbier

PFERDSFELD

Ein feines fränkisches Landbier

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    Tiefgolden, ins Bernsteinfarbene gehend, klar und vor allem seelenruhig liegt das helle Lager der Brauerei Leicht im Glas
    Tiefgolden, ins Bernsteinfarbene gehend, klar und vor allem seelenruhig liegt das helle Lager der Brauerei Leicht im Glas Foto: Norbert Krines

    Mit der heutigen Folge endet die Reise durch die Brauereien des Landkreises Lichtenfels leider schon wieder. Als letzte Brauerei, die in diesem Rahmen vorgestellt werden soll, habe ich nicht ganz zufällig die Brauerei Leicht in Pferdsfeld ausgewählt. Denn wenn man mit Bierliebhabern aus aller Welt über die Brauereien zwischen Burgkunstadt und Ebensfeld, Wiesen und Weismain spricht, dann werden Pferdsfeld und die Brauerei Leicht leider häufig übersehen.

    Das liegt nun keineswegs am Bier, denn da kann man dem hellen Lager nichts vorwerfen. Tiefgolden, ins Bernsteinfarbene gehend, klar und vor allem seelenruhig liegt es im Glas, harrt des ersten Schluckes, um sich dann seidenweich an Zunge und Gaumen zu schmiegen. Samtig im Körper, gemütlich im Charakter, fein in seinen Karamellaromen und der Hopfenblume – das Vollbier vom Leicht in Pferdsfeld ist ein feiner Vertreter typisch fränkischer Landbiere.

    Zwischen 200 und 300 Hektoliter – pro Jahr, wohlgemerkt – braut Friedrich Leicht von seinem Vollbier, der einzigen Sorte bis jetzt. Zwar denkt der Bräu auch mal über ein Weizenbier als zweite Sorte nach, aber einen Termin dafür gibt es noch nicht.

    Gegründet wurde die Brauerei im Jahr 1870 von Georg Leicht und wird seither von der Familie geführt. Zu der Zeit konnte der Ort zwischen Staffelberg und Veitsberg selbst schon auf eine über 1000-jährige Geschichte zurückblicken. Schon um 800 wurde das Dorf in einer Schenkungsurkunde des Klosters Fulda erwähnt und kann auf eine wechselhafte Geschichte zurückblicken. Allerdings ist die Lage abseits der touristischen Routen zwischen Staffelberg, Vierzehnheiligen und Banz und die geringe Busanbindung nicht unbedingt von Vorteil.

    Will man das süffige Pferdsfelder Bier zu Hause genießen, sollte man sich ein paar Freunde einladen. Wie in anderen Traditionsbrauereien auch gibt es bei der Brauerei Leicht keine Flaschenabfüllung. Für den Hausgebrauch gibt es – das Logo der Brauerei mit dem steigenden Pferd und dem Holzfass lässt es schon erahnen – nur Fassbier ab einer Größe von zehn Litern. In Zeiten, in denen immer mehr Bier über den Getränkehandel verkauft wird, ist das ein sympathischer Anachronismus.

    Anzapfen leicht gemacht

    Mit dem Fassbier ist es allerdings so eine Sache: In Kneipen und auf Festen bevorzugt nahezu jeder fassfrisches Bier. Aber bei der heimischen Grillparty sieht die Sache anders aus. Denn da muss man seine Qualitäten beim Anzapfen selbst unter Beweis stellen. Was früher jedes gestandene Mannsbild können musste, treibt heute vielen Schweißtropfen auf die Stirn. Jeder kennt die Bilder von Männern oder Frauen, die die schweren Holzhämmer, Schlegel genannt, nicht energisch genug schwingen, den Hahn nicht richtig treffen und am Ende in einer nicht enden wollenden Dusche aus Gerstensaft und Schaum stehen.

    Vor einer Bierdusche muss sich heutzutage eigentlich kaum mehr jemand fürchten. Die „Stichfässer“, die man hier in der Region, beispielsweise auch beim Leicht in Pferdsfeld bekommt, haben jeweils auf der oberen Fläche und am unteren Rand eine metallene Anzapfbuchse mit einem Plastikstopfen beziehungsweise einen Metall-Magnetverschluss. Die dazu passenden Hähne zeichnen sich durch dicke Gummidichtungen aus, die größere Unfälle vermeiden. Bei einfachen Holz- oder Plastikhähnen zieht man am besten die Dichtung vom Hahn ab, wässert sie und steckt sie in die Anzapfbuchse. Dann schiebt man den Hahn in die Dichtung, bis er an den Fassstopfen stößt und schlägt beherzt zu. Spritzen kann das so nicht mehr. Wer lieber ganz auf Nummer sicher gehen will, besorgt sich einen Messinghahn mit Arretierung. Der sieht zum einen recht professionell aus und sitzt zum anderen immer bombenfest in der Zapfbuchse. Da kann man zum Anzapfen ein paar Schläge mehr brauchen, da passiert nichts.

    Vom Grillfest zum Bier-Event

    Das einzige, worauf man jetzt noch achten muss, ist, den Druck in Form von Schaum aus dem Fass in ein paar bereitstehende Krüge abzulassen. Wenn aus dem Hahn nur noch ein kleines Rinnsal kommt, entlüftet man das Fass mit der sogenannten Pfeife, die man oben – wie zuvor den Hahn – ins Fass schlägt. Wer das beherzigt, muss keine Angst vor frischem Fassbier haben. Und so ein frisch gezapftes Bier vom Fass macht jedes Grillfest zu einem kleinen Bier-Event, nicht nur zum Geburtstag des Reinheitsgebotes in diesem Jahr.

    Ich hoffe, die Reise durch die Brauereilandschaft des Landkreises hat Ihnen Lust darauf gemacht, die Biervielfalt vor der eigenen Haustür neu zu entdecken – egal, ob Sie nun Flaschenbier bevorzugen oder Bier vom Fass, ob Sie es im Brauereigasthof genießen oder zu Hause, ob in kleinen oder größeren Brauereien. Unsere Biervielfalt ist ein Kulturgut, das es zu pflegen und zu erhalten gilt.

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