Der Porzellanhersteller Goebel verlagert rund 100 Arbeitsplätze von Rödental nach Bad Staffelstein in die Räume der Firma Kaiser Porzellan. Dabei handelt es sich um die Verwaltung des Unternehmens sowie um die Mitarbeiter der Tochtergesellschaft Global Supply Management GmbH. Dies bestätigte am Donnerstag der Geschäftsführer des Rödentaler Unternehmens, Hans-Peter Langsch. Die Verlagerung soll bereits bis Ende Mai dieses Jahres über die Bühne gegangen sein, so das Unternehmen.
„Umzug kam nicht unerwartet“
In Bad Staffelstein will Goebel zudem Ende dieses Jahres in den Räumen von Kaiser auch wieder produzieren. Dabei wolle sich die Manufaktur aber auf Produkte in kleineren Serien konzentrieren. Es handle sich dabei um hochwertige Produkte, wie etwa große Vasen und Gießartikel, zu deren Herstellung spezielle Fachkenntnisse des Personals und besondere Technologien nötig seien. Es werde sich daher hauptsächlich um exklusive Produkte aus dem Bereich der Handwerkskunst handeln. Diese würden in Kleinserien hergestellt. Hierfür suche Goebel noch bis zu 20 Fachkräfte. Dies teilt Goebel seit Kurzem auf seiner Homepage mit.
„Dieser Umzug kam nicht unerwartet“, heißt es von offizieller Göbel-Seite. Die Muttergesellschaft von Goebel, die in Bad Staffelstein ansässige PM Kapital, besitze dort mit dem Gelände der Kaiser Porzellan großflächige eigene Immobilien mit gut 60 000 Quadratmeter Gebäude und Grundflächen. Die Räumlichkeiten des Bürogebäudes in Bad Staffelstein seien nur gemietet gewesen. Trotz des Umzugs in die Kurstadt bekenne sich Goebel weiter zu seinem bisherigen Standort Rödental, heißt es aus dem Unternehmen weiter. Der Werksverkauf mit mehr als 400 Quadratmeter Verkaufsfläche bleibe auch in Zukunft dort ansässig. Die berühmten M.I. Hummel-Figuren würden – wie bisher – ebenfalls in der Hummel Manufaktur in Rödental hergestellt. Die Lager- und Versandfunktionen von Goebel würden bereits seit vielen Jahren und auch künftig von der D+S Logistik in Neustadt organisiert. D+S habe auf dem Kaiser Gelände in Bad Staffelstein ebenfalls Flächen angemietet.
PM Kapital hat die beiden Unternehmen Goebel und Kaiser 2010 unternehmerisch zusammengeführt. Dieses Unternehmen ist seit vielen Jahren in der keramischen Industrie aktiv. Es übernahm damals alle Geschäftsanteile von Goebel von den bisherigen Eigentümern. Mit Kaiser und Goebel vereint es seitdem zwei Unternehmen, die eine nahezu gleich lange Historie in der keramischen Industrie aufweisen. Wie Goebel weiter mitteilt, arbeiten in Bad Staffelstein, wo seit Jahren hauptsächlich ein Werksverkauf von ausgewählten Kaiser-Porzellan-Produkten stattfindet, derzeit rund zehn Beschäftigte.
Mit der Standortverlagerung der Verwaltung, des Einkaufs und des Vertriebs von Goebel sei die Integration der Goebel-Aktivitäten in die PM Kapital Gruppe nun auch räumlich abgeschlossen. Das Werksgelände der ehemaligen Alka in der Badstadt umfasst rund 60 000 Quadratmeter, 45 000 davon sind überbaut. Hintergrund für die Produktionspläne in der Badstadt sei eine leicht gestiegene Nachfrage nach Kaiser-Produkten, welche den Aufbau einer eigenen Fertigungsstruktur ermögliche, so Langsch.
Der Geschäftsführer nannte dieser Redaktion gegenüber außerdem die gestiegenen Arbeitslöhne in Fernost und den dortigen Mangel an Fachkräften für die angestrebten hohen Produktstandards. Es habe auf der Hand gelegen, den Standort in Bad Staffelstein zu stärken und die Manufaktur im Inland wieder auszuweiten. „Das ist ein Gewinn für die Stadt. Es kommen zusätzliche und neue Arbeitsplätze nach Bad Staffelstein und die Tradition der Porzellanindustrie wird wieder belebt. Natürlich wünschen wir dem Unternehmen weiterhin viel Erfolg und hoffen dadurch auch künftig auf positive Impulse für die Stadt“, äußert sich Zweiter Bürgermeister von Bad Staffelstein, Hans-Josef Stich.
Landrat Christian Meißner sieht es ähnlich: „Ich freue mich, dass in Bad Staffelstein wieder Leben in die alte Porzellanfabrik kommt. Mehr als 100 neue Arbeitsplätze tun der Region gut. Ich hoffe, dass in Rödental der entstehende Arbeitsplatzverlust wieder ausgeglichen werden kann. Ich wünsche der Firma Kaiser-Porzellan, dass die Entscheidung zur Verlagerung langfristig den erhofften wirtschaftlichen Erfolg bringt.“
Hintergrund
Auf dem Gelände in Bad Staffelstein standen seit der Insolvenz von Kaiser-Porzellan im Jahr 2001 die meisten Hallen leer, einige sind vermietet und sollen dies auch künftig bleiben. Die Goebel Porzellan GmbH ist seit 2010 Anteilseigner der Kaiser-Porzellan in Bad Staffelstein, Eigentümer ist die PM Kapital GmbH & Co. KG, Bad Staffelstein. 2500 Mitarbeiter sind in der Firmengruppe tätig, derzeit zehn in Bad Staffelstein. 5000 Kunden aus 50 Ländern werden von Goebel/Kaiser beliefert. In den 1990er-Jahren waren bei Kaiser-Porzellan in Bad Staffelstein 900 Mitarbeiter beschäftigt.