„Wenn ich behaupte, mir fällt heute ein Stein vom Herzen, ist das keine Übertreibung“, stand auch Behördenleiter Hans Vetter die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Feierlich wurde am Sonntag in Bad Staffelstein das „Grüne Zentrum“ eingeweiht. Redner und Besucher würdigten den gelungenen Umbau, durch den die Landwirte der Region nun wichtige Anlaufstellen unter einem Dach versammelt finden.
Er sei zum einen glücklich, dass durch das „Grüne Zentrum“, nicht nur der Gebäudeleerstand und die jahrelangen Umbauarbeiten beendet seien, sondern freue sich vor allem über die nun geschaffene Etablierung eines kundennahen Beratungs- und Dienstleistungszentrums für die Landwirtschaft, so Vetter. Ferner dankte er dem Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, das stets hinter der Maßnahme gestanden habe.
„Es ist unser aller Auftrag, die Wettbewerbsfähigkeit der Bauern zu erhalten und ihnen Unterstützung zu geben durch Schule, Ausbildung, Beratung und Förderung.“
Hubert Bittlmayer, Landwirtschaftsministerium
Für das Ministerium angereist war Amtschef Hubert Bittlmayer. Dass es in Bayern schön ist, sei auch ein Verdienst der Land- und Forstwirtschaft, betonte er. „Deshalb ist es unser aller Auftrag, die Wettbewerbsfähigkeit der Bauern zu erhalten und ihnen Unterstützung zu geben durch Schule, Ausbildung, Beratung und Förderung.“ Bittlmayer thematisierte in seinen Ausführungen die Vorteile des „Grünen Zentrums“. Dadurch könnten Ideen und Projekte schneller vorangetrieben werden. Hinzu komme die Bedeutung der Bürgernähe. Die Investition von rund zwei Millionen Euro sei gut angelegt.
Für den zu Jahresbeginn eingezogenen Bauernverband sprach Kreisobmann Michael Bienlein. Beengte Räume, wenig Stauraum – die Räumlichkeiten in Lichtenfels, in denen die Geschäftsstelle des Bauernverbandes zuvor untergebracht war, genügten nicht mehr den Anforderungen.
Auf die wechselvolle Geschichte des rund 300 Jahre alten Gebäudes – zusammen mit dem Anbau aus dem 1950-er-Jahren haben hier 35 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz – ging Bezirksheimatpfleger Professor Günther Dippold ein. In fundierter Art und Weise blickte er etwa zurück auf das Jahr 1713, als die Domherren, deren restauriertes Wappen noch die Außenfassade an der Lichtenfelser Straße schmückt, den Neubau ihres Amtshauses beschlossen. Das alte Domizil am Kastenhof war durch den Stadtbrand drei Jahrzehnte zuvor zerstört worden. Das Baumaterial stammte beispielsweise aus der Ziegelhütte von Schney oder aus Steinbrüchen der Region. So ist in den Quellen auch die Rede von „3815 Fuhr Krumpelstein“ aus Loffeld, also kleine Steinbrocken zusätzlich zu den großen Quadern. Im Zuge der Verstaatlichung Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Domkapitel mit einem Federstrich aufgehoben. Die Zeitreise Dippold umfasste auch Phasen, in denen das Gebäude verwaist war sowie die Zeit, als es bis zur Gebietsreform das Bezirksamt beherbergte. Seit 1972 ist hier das Landwirtschaftsamt ansässig.
Stuckdecken und Holzpellets-Heizung
Wie alle Redner war auch der Historiker voll des Lobes über die denkmalpflegerische Behutsamkeit beim Umbau des stadtbildprägenden Gebäudes zum „Grünen Zentrum“: „Es ist beeindruckend zu sehen, wie sensibel das Staatliche Bauamt dabei vorgegangen ist, mit Gespür für das Alte, sinnvoll und geschmackvoll ergänzend.“ Wie auch Landrat Meißner zeigte sich Hans Rebelein, Geschäftsführer des Bauernverbandes, ebenso angetan. Er zitierte Viktor Hugo: „Die Zukunft hat viele Namen – für die Mutigen ist sie eine Chance.“
Die Bauarbeiten bei laufendem Betrieb schilderte Jürgen König, vom Staatlichen Bauamt Bamberg und dankte dabei auch für das Verständnis angesichts der Beeinträchtigungen durch die Arbeiten.
Grau ist alle Theorie. Einen Eindruck davon, wie vielschichtig sich bei der Schaffung des „Grünen Zentrums“ die Umbau- und Sanierungsarbeiten gestalteten, verschaffte eine Führung mit Bauleiter Thomas Kandler. Er ging auf die Erneuerung der Stuckdecken, Holzdielen und der imposanten Treppe im Eingangsbereich ein, erläuterte wichtige Punkte wie den Bau des gläsernen Liftes („das war Millimeterarbeit“) und die energetische Sanierung. Nach der Besichtigung der neuen Holzpellet-Heizung, die verglichen mit der alten Ölheizung nur noch 49 statt 140 Kilowatt verbraucht, ging es beim Gang in den alten Gewölbekeller ein wenig enger zu. An den Haken, an denen früher vermutlich Schinken zur Aufbewahrung hingen, sind heute Leuchten befestigt, der Gewölbekeller dient als Lagerraum.
Bei der von der „Nothelfer-Kapelle“ umrahmten Einweihung spendeten Dekan a. D. Gerhard Hellgeth und Pfarrer Matthias Hagen den ökumenischen Segen. Anschließend öffnete das „Grüne Zentrum“ seine Pforten für die Allgemeinheit. Bei Kaffee und Kuchen konnten sich jedermann selbst davon überzeugen, das moderne Gesichtspunkte und Bewahrung historischer Bausubstanz keine Widersprüche darstellen müssen.