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BAD STAFFELSTEIN/KLOSTER BANZ: Von Hopfenzipfel bis „Zither-Maxl“

BAD STAFFELSTEIN/KLOSTER BANZ

Von Hopfenzipfel bis „Zither-Maxl“

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    Am Ende des Rundganges durften die Besucher sich ein Fähnchen mit dem Namen ihres Wohnortes heraussuchen – wenn dort Hopfenanbau betrieben wurde – in die Landkarte stecken und als Lohn belegte Brote, Bier und andere Spezialitäten genießen. FOTOs: Sophie Röder
    Am Ende des Rundganges durften die Besucher sich ein Fähnchen mit dem Namen ihres Wohnortes heraussuchen – wenn dort Hopfenanbau betrieben wurde – in die Landkarte stecken und als Lohn belegte Brote, Bier und andere Spezialitäten genießen. FOTOs: Sophie Röder Foto: Sophie Röder

    Der Tageszeit entsprechend stand die Museumsnacht im Landkreis unter dem Motto „Im Mondlicht“. Unter dem Sternenhimmel Bad Staffelsteins und dem romantisch beleuchteten Mauern Kloster Banz fanden sich zahlreiche Besucher zusammen.

    Im Museum Kloster Banz drehte sich alles um Herzog Max. „Wir möchten heute Abend Herzog Max als Person kennenlernen. Wer war er, wie war er, was für ein Typ war er?“, begann Brigitte Eichner-Grünbeck. Als gebürtiger Franke, der 1808 in der Residenz Bamberg auf die Welt gekommen ist, war Herzog Max viel mehr als nur ein Adelsherr. Ganz anders als die „Sisi“-Filme nahelegen: Max war Diplomat, Immobilienmagnat, Naturliebhaber, Jäger, Kunstreiter, Dichter, Komponist, Musiker und lebensfroher Gastgeber.

    Ein Lotterleben geführt

    Eichner-Grünbeck hat viel über den mittlerweile fast in Vergessenheit geratenen Herzog recherchiert. „Herzog Max führte ein Lotterleben. Neben seinen acht Kindern mit Ludovika hatte er zahlreiche uneheliche Kinder. Reiterspielchen waren schon immer seine Passion“, sagte Eichner-Grünbeck und lachte. Anschließend stellte Karin Landzettel traditionelle orientalische Tänze vor, um die rund 50 Besucher auf eine Reise in ferne Zeiten einzustimmen.

    Um die Erziehung des jungen Herzoges kümmerte sich sein liberal denkender Großvater Wilhelm in Bayern. Dieser vereinbarte auch die Eheschließung mit König Maximilian I. Josephs Tochter Ludovika, die im Jahre 1828 gegen den Willen der beiden Brautleute geschah. Nach dem Tod seines Großvaters war Max Joseph ein reicher Mann. So ließ er sich in München nicht nur ein prunkvolles Palais erbauen, das Herzog-Max-Palais, sondern auch eine kleine Zirkusarena. „Hier führte der begeisterte Reiter seinen Gästen Kunststücke auf seinen Pferden vor oder verkleidete sich als Clown“, erzählte Eichner-Grünbeck.

    Traum Kunstreiter

    Sein Traum war es schon immer, Kunstreiter zu werden, durch die Manege zu schreiten, Applaus von allen Seiten, bewundernde Blicke der Damen, ehrfürchtiges Staunen der Herren zu bekommen. Doch durch sein Geburtsrecht blieb ihm das verwehrt. „Wäre ich kein Prinz, so wäre ich ein Kunstreiter geworden“, so das Zitat des Herzoges.

    Seine Liebe zur Natur entdeckte er vor allem in seiner Zeit in Banz. Doch so gern er sich im Gottesgarten aufhielt, so stark zog es ihn auch wieder in die Ferne. Wie auch später seine Tochter, die spätere Kaiserin von Österreich-Ungarn, Elisabeth „Sisi“, machte er ausgedehnte Reisen, wobei ihn besonders die Länder im Mittelmeerraum faszinierten. Am bekanntesten ist eine achtmonatige Exkursion von Neapel, über Griechenland, Alexandria bis nach Kairo.

    Der Wittelsbacher war nicht nur in Frankreich, England und Italien unterwegs, sondern unternahm auch eine Diplomatenreise nach Korfu und Athen. Mit kleinem Gefolge reiste er 1838 von München über Venedig, Korfu, Patras, Athen, Alexandria und Kairo ins Heilige Land. In der Salvatorkirche in Jerusalem wurde er durch den Franziskaner-Kustos zum Ritter vom Heiligen Grab geschlagen.

    Stück für Stück stellte er sein „Raritätenkabinett“ zusammen. Aus Nubien waren es Mumien, präparierte Krokodile und andere Kulturgegenstände, die heute als „Orientalische Sammlung“ in Banz bekannt sind. Seinerzeit staffierte Herzog Max damit seine insgesamt sechs Schlösser aus, die er abwechselnd bewohnte. Nach acht Monaten kehrte er in sein Palais in der Münchner Ludwigstraße zurück.

    Auch ein Musiker steckte in dem Adeligen. Er erreichte, dass das vorher als „Lumpeninstrument“ angesehene Instrument Zither auch in höfische Kreise Einzug fand. Er wurde „Zither-Maxl“ genannt, war selbst virtuoser Zitherspieler und komponierte Stücke auf dem Zupfinstrument. Dank seinem Lehrer Johann und ihn selbst wurde die Zither das bayerische Nationalinstrument schlechthin.

    Ungeliebte Ehefrau

    Seine Ehe mit der ungeliebten Ehefrau verlief dafür alles andere als glücklich, erst kurz vor der goldenen Hochzeit söhnte er sich endgültig mit seiner Gattin aus und das Paar verbrachte die zehn letzten Ehejahre in Harmonie. 1888 starb Herzog Max, und viele Menschen erwiesen dem beliebten, volksnahen Herzog die letzte Ehre. Auch der österreichische Kaiser Franz Joseph war anwesend, nicht jedoch „Sisi“, die Lieblingstochter des Wittelsbachers. Kaiserin Elisabeth zog es vor, zur Erholung nach Korfu zu reisen.

    Beeindruckende Ausicht

    Während Brigitte Eichner-Grünbeck die Geschichte von Herzog Max erzählte, wanderte sie mit den rund 50 Besuchern durch den Domistikenbau zur Kutschenhalle über den Flügel des Klosters, den die Herzöge bewohnten. Zum Schluss bot sich der Gruppe ein beeindruckender Ausblick von der Maintal-Terrasse auf den Gottesgarten bei Nacht.

    Im Stadtzentrum Bad Staffelsteins erzählte Museumsleiterin Adelheid Waschka vom Hopfenanbau in der Region. Die Stadtarchivarin hat sich mit früherem Erwerbsleben beschäftigt und recherchierte anhand von historischen Flurnamen, dass Hopfengärten zum Beispiel in Wiesen und Nedensdorf am Main oder in Serkendorf an einer Quelle lagen.

    Ihre regionalen Forschungsergebnisse in Zusammenarbeit mit Joachim Andraschke, der eine archivarische Stoffsammlung zum Thema „Hopfenanbau im Obermaingebiet“ erarbeitet hat, stellte Waschka in der Museumsnacht im Stadtmuseum vor. „Die Gewinnung von Hopfenöl diente der Veredelung des Bieres, während des Brauprozesses – so wurde der Hopfentrunk nicht verwässert, sondern verölt“, erzählte Waschka und lachte.

    Krautige Kletterpflanze

    Die Hopfenmühle, Hopfengärten, Hopfenäckerlein und Hopfenzipfel verraten vom damaligen Anbaugebiet des Hopfens, eine krautige Kletterpflanze aus der Familie der Hanfgewächse. „1860 wurde sogar Amerika mit dem Hopfen unserer Region beliefert. Hopfenhändler aus Altenkunstadt wanderten nach New York aus und lebten vom Hopfenhandel“, erklärte Waschka und überraschte damit selbst die einheimischen Besucher. Durch Mehltau und zu feuchte Wetterbedingungen widmeten sich die Einwohner wieder dem Holz statt dem Hopfen. „Sonderkulturen wie Hopfen und Tabak hatten nicht lange Bestand, und so sah man die Pflanzen am Ende nur noch in Hausgärten zum Eigenbedarf“, so Waschka.

    „1860 wurde sogar Amerika mit dem Hopfen unserer Region beliefert. Hopfenhändler aus Altenkunstadt wanderten nach New York aus und lebten vom Hopfenhandel.“

    Adelheid Waschka Museumsleiterin

    Die Veredlung des Bieres mit Hopfen erfolgte mindestens schon seit dem Frühmittelalter. „So konnten Spuren eines gehopften Gerstenbieres in einer Feldflasche aus einem alemannischen Grab des sechsten Jahrhunderts bei Trossingen nachgewiesen werden“, erzählte Waschka. Auch das althochdeutsche Wort hopho „Hopfen“ verweist mit den sprachlichen Spuren der Lautverschiebung auf eine Entstehung seit mindestens dem sechsten Jahrhundert.

    Bier wurde in Mitteleuropa bereits von den Germanen gebraut, wie der römische Historiker Tacitus zuverlässig berichtet. Jedoch wurde auch Bilsenkraut als Zusatz verwendet, das eine stark berauschende und sogar halluzinogene Wirkung entfaltet, was nicht zuletzt zur Formulierung mehrerer „Reinheitsgebote“durch die Landesherren führte.

    Schon im 14. Jahrhundert angepflanzt

    Hopfengärten und Weingärten als Sonderkulturen können auch bei Nedensdorf und Weingarten im Obermaingebiet nachgewiesen werden. Das Kloster Banz besaß im 14. Jahrhundert bei Nedensdorf einen Hopfengarten, was gewiss nicht einem Zufall unterliegen dürfte. Die erforschten Beispiele von Hopfengärten im Obermaingebiet zeigen auch für Messenfeld (Hopfenzehnt), Mistelfeld, Burkheim und andere Orte einen grundherrlichen Bezug zum Kloster Langheim, was ebenso den Zusammenhang mit der Klosterkultur erhärten dürfte.

    Zur Belohnung was für den Leib

    Am Ende des Rundganges durften die Besucher sich ein Fähnchen mit dem Namen ihres Wohnortes heraussuchen – wenn dort Hopfenanbau betrieben wurde – in die Landkarte stecken und als Lohn belegte Brote, Bier und andere Spezialitäten genießen.

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