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BAD STAFFELSTEIN: Sieben auf einen Streich

BAD STAFFELSTEIN

Sieben auf einen Streich

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    Schauspielerinnen Clarissa Hopfensitz entführten ihr Publikum zu einer Zeitreise in die Welt der „Wahnsinnsweiber“.
    Schauspielerinnen Clarissa Hopfensitz entführten ihr Publikum zu einer Zeitreise in die Welt der „Wahnsinnsweiber“. Foto: FOTO Andreas Welz

    Mit einer bemerkenswerten Tragik-Komödie wurde jüngst der „Theatersommer“ im Brückentheater im Kurpark eröffnet. Clarissa Hopfensitz wagt mit ihrem Erstlingswerk den Spagat zwischen Komik und Ernst, Historie und Gegenwart und nahm das Publikum mit auf eine Zeitreise in die Welt der „Wahnsinnsweiber“. In ihrer Mehrfachrolle war sie nicht nur unterhaltsam, sondern bietet eine Parade ihrer Leistungsfähigkeit.

    Als Valerie Deli verkörpert sie eine Frau in der Blüte ihres Lebens, die in ihrer Kreativität gefangen und hier Selbstbestimmung beraubt ist. Nicht weniger als sieben Rollen spielt sie in der Uraufführung des Ein-Frau-Stücks.

    Mit Rüschenkragen

    Zunächst beschreibt sie im silbernen Hosenanzug mit Rüschenkragen ihre private Unzufriedenheit. Nachts erscheinen ihr weibliche historische Persönlichkeiten die allesamt wahnsinnig wurden. Valerie hegt den Verdacht, dass sie auch wahnsinnig werden könnte.

    Bei einem Countdown versetzt sie sich mit ihren Zuschauern in Trance und entschlüsselt die Botschaften ihrer „Traumfrauen“. Zuerst tritt sie auf als kastilische Titularkönigin Juana La Loca, die öffentlich für verrückt erklärt und als Regentin weggesperrt wurde, weil sie sich entgegen dem Hofzeremoniell offen zur Liebe für ihren Gatten bekannte. Clarissa Hopfensitz steigert sich furios in Eifersuchtsszenen, liebkost zärtlich die Leiche ihres Gatten, steht zu ihren „irrsinnigen“ Gefühlen.

    In einem Bilderrahmen

    Es folgt Kaiserin Sissi im berühmten weißen Rosenkleid. In Wiener Dialekt stellt sie in einem Bilderrahmen sich und ihren Körperkult zur Schau, der ihr, wie vielen Zeitgenossinnen, als Hysterie ausgelegt wurde.

    Auch modernere Frauenbilder zerbrechen an der Zweischneidigkeit von Kunst und Wahn: Die berühmte Bildhauerin Camille Claudel gibt Clarissa Hopfensitz als bezaubernde Kindfrau mit französischem Dialekt und Kulleraugen wieder. Schließlich scheitert sie an der Liebe zu ihrem Lehrer Auguste Rodin, von dem sie glaubt, dass er sie umbringen wolle. Die depressiven Anwandlungen der englischen Schriftstellerin Virginia Woolf setzt die Schauspielerin gespenstisch in Szene.

    Perfekt Callas-Arie

    Beeindruckend verkörpert sie Maria Callas, die nach einer Stimmbanderkrankung völlig zugrunde ging. Hopfensitz erstaunte mit einer perfekten Callas-Arie das Publikum. Kaum zu glauben, dass es dieselbe Person ist, die eine Minute später als Rock-Diva Amy Winehouse, mit der Schnapsflasche in der Hand, vulgär lallend schildert, wie der Ruhm, mit dem sie überfrachtet wurde, sie in Drogensucht, Untergang und Tod trieb. Schließlich fand Deli in die Realität zurück. Ihre Erkenntnis: „Lasst niemand über euer Leben bestimmen“.

    Das, was Clarissa Hopfensitz machte, war immer beeindruckend: Die Mimik, die Pointen, die Verwandlungskunst und der Wechsel von „Himmel hoch Jauchzend bis zum Tode betrübt“. Sie ist in Nördlingen aufgewachsen und machte ihre Schauspielausbildung an der Internationalen Schule für Schauspiel und Acting in München. Zusätzlich studierte sie Gesang für Musical in München und Wien. Erste Bühnenerfahrungen sammelte Clarissa 2006-2011 beim „TATwort Improvisationstheater“.

    Das Stück selbst geschrieben

    2014 erhielt Clarissa die Hauptrolle Sally Bowles im Musical „Cabaret“ in Nördlingen, welches sie auch mitinszenierte. Neben ihren Theaterengagements steht Clarissa auch regelmäßig vor der Kamera für Film und Fernsehen. Beim Fränkischen Theatersommer ist sie in dieser Saison in den Produktionen „Traumschiff? Ahoi!“ und in „Wahnsinnsweiber“ zu sehen; ein Stück, das sie selber geschrieben hat.

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