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KUTZENBERG: Neubau bleibt der Masterplan

KUTZENBERG

Neubau bleibt der Masterplan

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    Schließt vermutlich zum September ihre Tore: die Klinik für Orthopädie in Kutzenberg.
    Schließt vermutlich zum September ihre Tore: die Klinik für Orthopädie in Kutzenberg. Foto: Fotos: Markus Drossel

    Die Absichten sind klar, erste Weichen gestellt: Es würde einem Wunder gleichen, würde die Auslagerung von Thoraxchirurgie und Orthopädie am Bezirksklinikum Obermain (BKO) noch gestoppt werden. Dadurch werden ganze Gebäudekomplexe frei. Diese aber reichten nicht aus, böten nicht genügend Platz für die verbleibenden Klinikteile. Deshalb hält der Träger weiter am Neubau als Ergebnis eines gut dotierten Architektenwettbewerbs fest. Auch wenn die erhoffte Fördersumme von 100 Millionen Euro wohl mittlerweile Utopie sein dürfte.

    Die Verlagerung der Abteilung für Thoraxchirurgie und der Klinik für Orthopädie nach Bamberg und Scheßlitz wird Folgen haben, das ist sicher. Mit ihnen sind jedoch auch weitere Bereiche verbunden, die unter dieser Entscheidung leiden dürften. Allen voran die Intensivstation. „Die bisher in der Intensivstation behandelten Patienten resultieren aus den operativen Bereichen“, erklärt Dietmar Hagel, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Trägers „Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken“ (GeBO). „Wenn diese am Bezirksklinikum Obermain nicht mehr vorgehalten werden, wird auch die Intensivstation nicht mehr in dieser Form benötigt.“ Ein Personalabbau dürfte die Folge sein. „Die Leistungen des Labors und des Reinigungsdienstes werden von allen vorhandenen Kliniken und Bereichen genutzt.“ Aber auch hier gilt: Sie dürften weniger ausgelastet sein, also wird man wohl weniger Leute benötigen. „Hinsichtlich der Schmerztherapie haben wir ein Schmerzkompetenzzentrum Nordbayern angeregt, das unter dem Dach von Regiomed entstehen könnte.“

    Bislang ein Aushängeschild

    Dabei investierte das Bezirksklinikum Obermain Geld und Arbeitskraft in das EndoProthetikZentrum, das mit der Auslagerung der Orthopädie faktisch schließt. Auf diese Zertifizierung war das BKO sehr stolz. „Die Zertifizierung hat mehrere Jahre in Anspruch genommen“, erklärt Dietmar Hagel. „Seither hat sich im Vergütungssystem sehr viel getan. Leider nicht zum Besseren für einen Klinikbetreiber. Die mit der Zertifizierung verbundenen Kosten stehen leider nicht mehr in einem vertretbaren Verhältnis zum Erlös.“

    Das Bezirksklinikum Obermain muss sich neu ausrichten. Dafür wurde ein Architektenwettbewerb ausgelobt, dessen Ergebnisse bereits im April 2016 öffentlichkeitswirksam vorgestellt wurden (diese Redaktion berichtete). Bezirkstagspräsident Dr. Günter Denzler sprach dabei von einem Jahrhundertprojekt. Doch was ist aus der Umsetzung des Architektenwettbewerbs geworden? „Wir halten nach wie vor an dem Beschluss fest, den Standort Kutzenberg durch einen Klinikneubau für die Zukunft aufzustellen“, betont Hagel. „Deshalb werden auch die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs weiterverfolgt.“

    Die detaillierten Verhandlungen mit den drei Erstplatzierten und die ersten Abstimmungsrunden mit dem Gesundheitsministerium hätten ergeben, dass die GeBO das Bauprojekt mit dem Zweitplatzierten „Beeg Lemke Architekten“ aus München umsetzen werden.

    Als Grund der Verlagerung für die Orthopädie und die Thoraxchirurgie in andere Kliniken werden stets die Defizite angeführt. Doch warum wird ein Krankenhaus weiter ausgebaut, das rote Zahlen schreibt? „Nicht das gesamte Klinikum ist defizitär, sondern es sind nur die somatischen Bereiche, wobei wir in der Lungenheilkunde und der Rheumatologie wieder einen kostendeckenden Betrieb anstreben“, erklärt Dietmar Hagel. „Die Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, für die die Bezirke in Bayern einen gesetzlichen Versorgungsauftrag haben, schreibt ohnehin schwarze Zahlen. Vor diesem Hintergrund stellen wir das BKO neu auf.“

    269 000 Euro an Preisgeldern

    Die Ausschreibung zum Architektenwettbewerb sei stets so gestellt gewesen, dass der Neubau modular erstellt werden kann und nach den festgestellten Bedarfen erfolgt. „Diese Vorgehensweise ist normal für einen Neubau, der sich über einen Zeitraum von mehreren Jahren erstreckt.“ Den Ideenwettbewerb ließ sich der Träger des Bezirksklinikums Obermain übrigens richtig Geld kosten. „Insgesamt wurde von der GebO ein Betrag von 269 000 Euro an Preisgeldern ausgereicht, antwortet der Pressesprecher auf Nachfrage. Aber: „Bis zu 200 000 Euro sind förderfähig und können vom Gesundheitsministerium im Rahmen der Förderung erstattet werden.“

    Einst hofften die Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken, für den Neubau 100 Millionen Euro vom Freistaat zu bekommen. Eine Entscheidung ist noch immer nicht gefallen. Und am BKO rückt man von dieser Zahl mittlerweile ab: „Eine Förderung von 100 Millionen Euro wäre schön, aber ist so wohl nicht zu erreichen“, sagt Dietmar Hagel. „Eine Förderaussage in Bezug auf Höhe und Zeitpunkt wird hoffentlich durch den Krankenhausplanungsausschuss im Frühjahr 2018 erfolgen.“

    Dabei würden die einst in Aussicht gestellten 100 Millionen Euro schon gar nicht ausreichen. „Wie bei jedem geförderten Krankenhausbau wird es auch in Kutzenberg förderfähige und nicht förderfähige Kosten geben. Die GeBO und der Bezirk werden daher – wie andere Krankenhausträger auch – einen Eigenanteil zu tragen haben.“ Heißt: Je niedriger die staatlichen Zuschüsse ausfallen, desto höher wird der Eigenanteil, den es zu stemmen gilt. Oder umso mehr müssen Abstriche gemacht werden. Doch nicht nur die Fördergelder sind nicht mehr im Soll, auch der Zeitplan ist es nicht mehr: Sagte GeBO-Geschäftsführerin Katja Bittner im April 2016 noch, dass „die Planungen dem Ministerium zusammen mit einer Kostenschätzung vorgelegt und im Krankenhaus-Bauprogramm fürs Jahr 2017 berücksichtigt werden“, so ist dies längst überholt. „

    Leider sind wir nicht, wie ursprünglich erhofft, in das Krankenhaus-Bauprogramm 2017 gekommen“, antwortet die Pressestelle. „Wir gehen jedoch davon aus, im kommenden Jahr ins Krankenhausbauprogramm aufgenommen zu werden.“

    Planungsaufträge sind mittlerweile vergeben. „Beeg Lemke Architekten aus München haben den Planungsauftrag für die Entwurfsplanung erhalten. Ein erster Entwurf liegt bereits vor“, so Hagel. „Dieser ist nun an die vom Krankenhausplanungsausschuss für die Somatik als bedarfsgerecht anerkannten Planbettenzahlen anzupassen und zu optimieren.“

    Die Auslagerung der Thoraxchirurgie und der Orthopädie löse jedenfalls nicht die Raum- und Platzprobleme am Bezirksklinikum Obermain, wie Dietmar Hagel auf Nachfrage antwortet. Zwar könnten durch die frei werdenden Räume die psychiatrischen Abteilungen am Standort Kutzenberg besser untergebracht werden. Diese seien aber sanierungsbedürftig, wie Ärztlicher Direktor Prof. Thomas Kallert bei einer Pressekonferenz ausführte. „Einen Neubau brauchen wir dennoch. Das ist unstrittig. Die gewachsene weitläufige Struktur der Klinik mit Gebäuden in Pavillonbauweise und Krankengebäuden aus der Zeit von 1965 bis 1975 ist defizitär und entspricht nicht den Anforderungen der Patientenversorgung“, betont Dietmar Hagel. Er nennt insbesondere die weiten Wege zwischen den Gebäuden. „Übereinstimmend mit dem Gesundheitsministerium und der Regierung von Oberfranken muss Ziel der Maßnahme eine zukunftsweisende wirtschaftliche Lösung sein. Die Herausforderungen können nur durch wirtschaftliche Betriebsführung und effiziente Strukturen bewältigt werden.“

    Bereits bei Voruntersuchungen sei laut GeBO deutlich geworden, dass dieses Ziel mit einer umfassenden Sanierung der Bestandsgebäude nicht zu erreichen sein wird. „Auch mit erheblichem finanziellen Aufwand könnten die Defizite allenfalls in Teilbereichen gesenkt, aber nicht beseitigt werden.“

    Somatik Der Begriff Somatik leitet sich vom griechischen Wort soma (Plural: somata) ab und bedeutete Körper. Somatik bezeichnet in der Medizin etwas, das sich auf den Körper auswirkt, in der Regel krankhaft.

    „Eine Förderung von 100 Millionen Euro wäre schön, aber ist so wohl nicht zu erreichen“

    Dietmar Hagel, GeBO

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