Der Mörder ist nicht immer der Gärtner, das erfuhren die begeisterten Besucher des Brückentheaters bei einem turbulenten Chanson-Abend im Kurpark von Bad Staffelstein. Der Intendant der Landesbühne Oberfranken, Jan Burdinski, als Gärtner Felix, und die ebenfalls Gartenbesessene Adele (Ingrit Gabriel) servierten verwegene Szenen, die vom Publikum immer wieder mit herzlichem Lachen quittiert wurden.
Die hohe Anzahl der Pointen reihten sich wie Latten an einem Gartenzaun aneinander, und am Ende wurden die Quakenbalser (fränkisch=Queckenpfleger) mit lang anhaltenden Applaus belohnt. Zurecht, denn die Spielfreunde zeigten sich in Bestform und setzten die temporeiche Komödie mit ihren köstlichen Verwirrungen sehr ansprechend und amüsant um.
Unterhaltsame Reime
Die beiden theatralisch-musikalischen Könner führten sarkastische bis literarische Nummern vor und nötigten das Publikum zum Mitmachen. Jan Burdinski hatte unterhaltsame Reime mit eingängigen Melodien gepaart.
Mord und Totschlag drohten, als sich Felix der drallen Gärtnersfrau nährte. Sie war es schließlich, im Aufzug eines Jägers, die den Liebestollen mit einer Ladung Schrot hinstreckte. Der Gärtner als Opfer? Eine recht eigenwillige Interpretation des Liedes von Reinhard Mey aus seinem 1971 erschienenen Album „Ich bin aus jenem Holze“.
In Anlehnung an bekannte Moritatendichter wie Joachim Ringelnatz oder Heinrich Heine lieferten die beiden Kleinkünstler zynisch-heitere Texte, gelegentlich etwas schlüpfrig und stets grotesk. Und Fritz Graßhoff kam mit seiner Moritat vom Ritter Prunz von Prunzelschütz zu Ehren: „Das war der Prunz zu Prunzelschütz. Er saß auf seinem Rittersitz mit Mannen und Gesinde inmitten seiner Winde.“ Prunz, der die Feinde mit seinen Winden besiegte, soll König werden, doch sprach er todesmatt: „Der Gott, der uns gerettet hat, der möge mich bewahren.“ Dann ließ er einen fahren. Und das demonstrierte Adele mit einer lautstarken „Windbö“.
Haltbarkeit nur von kurzer Dauer
Wie ein roter Faden zogen sich die Chansons des liebestollen Gärtners und der holden Gärtnersfrau durch die Nummernshow. Da ging es um eine Liebschaft, der er überdrüssig wurde und die Verflossene umbringen wollte. Sein weiches Herz ließ es aber nicht zu. So setzte er sie in eine Eisdiele, wo sie am Konsum immenser Eismengen schließlich erfror. „Es ist so wie mit der Blume Männertreu“, tönte es von der Bühne. Sie bilde zwar wunderschöne blaue Blütenteppiche, doch deren Haltbarkeit sei naturgegeben nur von kurzer Dauer.
Nur Gartenzwerge seien gegen die Werbung des weiblichen Geschlechtes gefeit. Sie hätten keine Frauen und werden nicht eifersüchtig. Doch Felix, in der Aufmachung eines Gartenzwergs, führt die Theorie ad absurdum. Mit einer roten Gartenschaufel drischt er auf Adele ein. „Denn die Frauen verführen nur und sind am Ende an dem ganzen Elend schuld“, so seine männliche Logik, die auch nicht vor der Geschichte mit Adam und Eva Halt machte. Adele präsentierte dagegen die weibliche Logik. Zwar habe Cleopatra den Antonius mit einer Rose verführt, was schließlich zu ihrem Ende führt. Doch schuld daran sei nicht die Rose, sondern der Gärtner, der sie gepflanzt hat.
Kein Durchhänger
Ingrit Gabriel und Jan Burdinski boten mit ihren „verwegenen Szenen in blühenden Gärten“ eine 90-minütige Show ohne einen einzigen Durchhänger. Er ist permanent auf der Bühne präsent, mit der Ziehharmonika, Gitarre oder am Klavier. Sie wieselt zwischen den Kulissen umher, erscheint mal im Dirndl, mal in Leder – hochgeschlossen, als Jäger, oder als träumerisch verliebtes Insektchen, das vom elenden Mistkäfer doch sitzen gelassen wird.