Wenn Matthias Grünert die Stufen zur Orgelempore in der Dresdner Frauenkirche emporsteigt, muss er an den großen Komponisten Johann Sebastian Bach denken, der vor 280 Jahren die gleiche Treppe benutzte, um sich für den Titel eines Hofcompositeurs zu bedanken. Die Treppe und nur wenige Fragmente sind nach der Zerstörung am 15. Februar 1945 erhalten geblieben und wurden in den Neubau integriert. Grünert ist zwar kein Hofkomponist, aber der Frauenkirchenkantor und als Organist weltbekannt.
Bei seiner Orgelfahrt „Unterwegs in Oberfranken und Thüringen“ gab er auch in der Kilianskirche in Bad Staffelstein am Samstagnachmittag ein Konzert. Er wählte die Sonate in C-Dur von Josef Gabriel Rheinberger. Den ersten Satz, Präludium und Fuge verband Grünert sehr energisch und optimistisch. Er beherrschte souverän die Mittel der jungen Krätzer-Orgel, die für das spätromantische Werk des Liechtensteiner Komponisten wie geschaffen war. Den zweiten Satz „Idyll“ interpretierte der Organist friedvoll, besinnlich und träumerisch, während die Toccata, das Finale, kraftvoll und virtuos den Kirchenraum füllte.
In kraftvoll-leuchtender Virtuosität
Grünert gab ein eindrückliches Beispiel für die Verbindung von verschiedenen Stilebenen beziehungsweise Satztechniken in kraftvoll-leuchtender Virtuosität.
Am Freitag spielte der Organist der Frauenkirche zudem auf der Riegerorgel in der Basilika Vierzehnheiligen moderne und romantische Werke. Am Samstagabend konzertierte er in der Schloßkirche Ebneth. Mit Praeludium und Fuge aus der Sammlung „Acht kleine Praeludien und Fugen“ widmete Matthias Grünert seinem Lieblingskomponisten Johann Sebastian Bach.
Matthias Grünert wurde 2005 als erster Kantor an die Frauenkirche in Dresden berufen und ist seitdem künstlerisch verantwortlich für die gesamte Kirchenmusik. Er gründete den Chor und den Kammerchor der Frauenkirche. Die Chöre gastierten vor bedeutenden Persönlichkeiten wie dem ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama, Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler oder Papst Franziskus. Das Musikfestival „Mitte Europa“ kürte 2015 Matthias Grünert zum „Artist in Residence“. Er ist verheiratet und hat eine Tochter.