Der Platz vor dem Rathaus beginnt sich zu füllen. Das erwartungsvolle Gemurmel der versammelten Ebensfelder Karnevalsgesellschaft (EKG) dringt bis hinauf zur obersten Stufe vor dem Rathauseingang. Die Narren sind bereit, die Stufen zu erklimmen, um das Rathaus anlässlich der beginnenden „fünften Jahreszeit“ zu besetzen. Nach einigen Minuten gespannten Wartens bestätigt es der prüfende Blick auf die Armbanduhr: 11 Uhr 11. Endlich ist es soweit. Horst Amon, 1. Präsident der EKG, beginnt mit dem Schlachtruf: „EKG…!“ und seine Narrenschaft antwortet mit einem lauten „Olé! Olé!“. Der Sturm auf das Rathaus beginnt.
Oben an der Treppe angekommen, werden sie bereits von Bürgermeister Bernhard Storath erwartet. Gewappnet mit seinem grauen, flauschigen Nilpferdkostüm und flankiert von Gabi Böhmer, der Dritten Bürgermeisterin, heute als Rockerbraut anzutreffen, verstellt er den stürmenden Narren den Weg ins Rathaus. Denn ganz kampflos möchte er den Schlüssel zu diesem nicht hergeben. Doch schon nach kurzem Gerangel um den Schlüssel ist klar, wer heute die Macht im Rathaus übernehmen darf. Bernhard Storath muss „schweren Herzens“ den Eingang freigeben.
Die Narren setzen ihren Ansturm über das schon vorsorglich mit Ballons und Luftschlangen dekorierte Treppenhaus fort, bis sie hoch oben im Sitzungssaal ankommen. Nachdem der Vorstand – die Präsidenten Horst Amon, Günther Walter und Daniela Klinke, Schatzmeister Uwe Wölfel und Schriftführer Rainer Hetzel – sowie die übrigen Narren und Närrinnen Platz genommen haben, kann die Präsidiumssitzung beginnen.
„Sonntag: morgens Brötchenrun bei Kreppel. Wer um neun kommt, kriegt nichts mehr.“
EKG-Präsident Horst Amon präsentiert eine Woche in Ebensfeld
Mit den Worten: „Sehr geehrte Damen und Herren, zum heutigen Rathaussturm darf ich Sie recht herzlich begrüßen und willkommen heißen“, eröffnet Horst Amon die Sitzung. Der Präsident weist so gleich darauf hin, dass die anwesenden Bürgermeister „mit ihrer gastfreundschaftlichen Art, so, wie es am 11.11. Brauch ist, als Mundschenke der Präsidiumssitzung beiwohnen.“ Sogleich walten also Bernhard Storath und Gabi Böhmer ihres wohl eher unfreiwilligen Amtes und erheben sich zur Freude der Gäste, um Wein einzuschenken.
Mit nun gefüllten Gläsern leitet Horst Amon gleich zum nächsten Punkt über: „Wir schreiben das Jahr 18 nach Gründung der Ebensfelder Karnevalsgesellschaft und gleichzeitig auch das Jahr zehn mit Storath.“ Anlässlich dieser „Geburtstage“ stoßen die Karnevalisten sogleich mit einem dreifachen „EKG, olé – olé“ und „Prost“ an. Festlich weiter geht es mit den Ehrungen von Jasmin Zapf und Birgit Kropp, die für die elfjährige Mitgliedschaft Urkunde und Anstecknadel überreicht bekommen. Auch darauf ist munteres Gläserklingen zu hören.
„Der Tagesordnung fortfahrend eröffne ich nun die Faschingssaison im 18. Gründungsjahr unter dem Motto…“, Horst Amon macht es spannend: „Himmel und Hölle.“ Bevor die Anliegen der Bürger angesprochen werden, wird der wohl härteste Kritikpunkt geäußert: „In diesem Kaff‘ is‘ nichts los. Da ist die Katz‘ g?freckt!“ Untermalt wird diese Aussage von einem Foto der leeren und unbesuchten Ebensfelder Hauptstraße, aus dem Lautsprecher ertönen die beklemmenden Klänge aus „Spiel mir das Lied vom Tod“.
Als eine Woche in Ebensfeld vorgestellt wird, um das „spärliche Angebot der Gemeinde“ zu veranschaulichen – darunter zum Beispiel: „Mittwoch: 17 Uhr Kinderchor, abends Mülleimerrallye um die besten Plätze“ oder „Sonntag: morgens Brötchenrun bei Kreppel. Wer um neun kommt, kriegt nichts mehr“ –, macht sich Gelächter unter den Anwesenden breit.
Eine neue Katze kaufen
Die Gäste können nun Verbesserungsvorschläge für die Gemeinde diskutieren. Als Ergebnis sind Wünsche zu hören wie die Einrichtung eines Bierautomaten, die Verlegung der Öffnungszeiten des neuen Cafés Schedel bei Unterneuses oder der Umbau des alten Feuerwehrhauses zu einer Kneipe. Die abschließende Frage von Horst Amon: „Was machen wir denn jetzt gegen die g?freckte Katz‘?“, beantwortet Gabi Böhmer so: „Wir kaufen einfach eine neue!“ Spätestens jetzt ist die Stimmung ausgelassen und der Saal von lachenden Zurufen erfüllt.
„Also heute ist der Besuch ja ganz gut, nächstes Jahr, 2018, gibt?s aber ein großes Partyzelt“, beschließt der 1. Präsident. „Auf die g?freckte Katz‘!“ Und mit „EKG – olé, olé!“ und „Ebensfeld – Helau!“ endet auch die diesjährige Präsidiumssitzung.