Wenn Matthias Matuschik mit geballter Männlichkeit maschinengewehrsalvenmäßig dem Publikum seine Jokes um die Ohren haut, ist das wie ein Donnerwetter. Denn er motzt und mäkelt massiv gerne unterhalb der Gürtellinie. Provokation pur ist seine Devise. So war es auch am Samstag im alten Brauereisaal des „Bräustüblas“, zum Abschluss der diesjährigen Kulturserie.
Der Oberpfälzer Komiker ist inzwischen vielerorts als alter Haudegen bekannt, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Aber auch als schlagfertiger, scharfzüngiger Spaßvogelmoderator des Senders Bayern 3 genießt Matuschik längst Kultstatus. Und so sind viele der Gäste aus Neugier gekommen, um den frech frotzelnden Künstler einmal live zu sehen.
Mit seinem neuesten Programm „Entartete Gunst“ polarisiert, provoziert und polemisiert er mit Pokerface. „Ich komm‘ aus der Oberpfalz. Da hat man nur zwei Optionen: saufen oder wegziehen. Ich hab‘ mich für beides entschieden“, sagt er und hat damit gleich zu Anfang die Lacher auf seiner Seite.
Mit professioneller, origineller Gestik und Mimik ergötzt Matthias Matuschik sich an sich selbst, aber auch das Publikum muss herhalten, speziell die schmuckbehängten, auffälligen, lauten Damen in der mittleren Reihe, die nur die Hälfte der Witze verstanden haben, weil sie nicht aufgepasst haben. Zu gerne lässt er sich in Übertreibungen über die „Entartungen“ der Gesellschaft aus. Herhalten muss vor allem die Flüchtlingsproblematik, sein Lieblingsthema.
Lieber Bionahrung für den Hund
Die Ambivalenz in den Gemütern der Menschen treibt ihn um. Und es lässt ihm keine Ruhe, dass der typisch Deutsche dekadent lieber Bionahrung für den Hund kauft, als sich davon berühren zu lassen, dass die meisten Geflohenen Schlimmes erlebt haben. Ein Hund habe es oft besser, wenn die Dame aus Grünwald Hilfsflüge für rumänische Straßenhunde organisiert und gleichzeitig einer Bürgerinitiative gegen Asylbewerberheime vorsitzt.
Wie haarsträubend und hanebüchen die Blüten sind, die die Gesellschaft treibt, prangert der Künstler eindringlich an: Das Spiegelbild, das er den Zuschauern vorhält, ist oft grausam – er seziert gewohnt böse politische und soziale Entgleisungen. Beispielsweise, wenn der deutsche Lateinlehrer mit Mundgeruch als typischer Thailandtourist sich auf dem Bett liegend „bedienen“ lässt und dabei sinniert, warum die Stromleitung auf Putz gelegt ist. Oder wenn der Rheinländer alkoholisiert und grölend mit dem Zug zum Oktoberfest anreist, lerne der Flüchtling, der soeben am anderen Gleis angekommen ist, den Deutschen von seiner besten Seite kennen.
Angst vor den Kinderfressern
Auch die 17 Millionen ehemaligen Flüchtlinge aus dem Osten nimmt Matuschik ins Visier, die mit dem maroden Land im Kreuz jetzt Autobahnen mit Goldbrokat besäumt und in jedem Kaff ein Spaßbad hätten und die AFD wählten. Der Bautzener gründe eine Bürgerwehr und fürchte sich, dass der Asylant Kinder frisst. Da fragt sich der Künstler: „Warum fressen die Flüchtlinge immer nur sächsische Kinder?“. Matuschik tut zwar oft so, als sei es nur ein Augenzwinkern, er zwingt aber seine Gäste vehement zum Nachdenken.
Wenn die deformierten, mit Straßsteinchen besetzten Zehen der „Ruhrpott-Chantales“ und all die elefantösen Fußstumpfen mit Schrundensalbe und Schuppenflechten dieser Welt einen schmierigen, milchigen Film im Aquarium der Putzerfische hinterlassen, sei das nicht artgerecht, meinte Matuschik. So habe ein hochrangiger, hochbezahlter Beamter aus NRW einen neuen Gesetzentwurf erlassen. Vollkommene Hirnrissigkeit sei angesichts der Tatsache, dass es die gleichen Leute seien, die im Supermarkt Hühnchenflügel für 2,99 Euro kaufen und der gleiche Politiker, der erlaubt, 100 000 Küken täglich zu schreddern und Glyphosat zum Düngen auf dem Ackerboden auszubringen.
Von Kindern totgekitzelt
Ob die Bio-Chickenwings, die von Kindern totgekitzelt wurden, jetzt wirklich halal seien oder in Summe nur irgendein brauner Mist von diversen Lebensmittelzusatzstoffen, sei doch letztlich egal, stellte der Komiker in den Raum. Als Zugabe spielte er seinen aufreizenden Gema-Song, der die Absurdität, dieser Institution durch den Kakao zieht.