Die Mutter-/Vater-Kind Einrichtung Konradshof in Vierzehnheiligen bietet Müttern und Vätern, die auf Grund ihrer persönlichen Lebenssituation Unterstützung benötigen, Hilfe und Lebensraum. Trägerin der Einrichtung ist die Kongregation der Franziskusschwestern von Vierzehnheiligen. Auf der Grundlage ihres christlichen Menschenbildes ist es den Franziskanerinnen wichtig, dass die Menschen, die bei ihnen leben, auf der Suche nach Sinn und Hoffnung begleitet werden. Im Rahmen unserer Serie „100 Jahre Franziskusschwestern in Vierzehnheiligen“ stellen wir den Konradshof vor.
Der Name Konradshof geht zurück auf den Bauernhof, der 50 Jahre an diesem Ort stand. Der heilige Konrad war Pförtner im Kapuzinerkloster St. Anna in Altötting. In dieser Funktion öffnete er viele Türen. Die Schwestern haben den Namen nicht geändert, hoffen sie doch, dass auch den hier lebenden Müttern, Vätern und Kindern die Türen zum Leben geöffnet werden. Die Leiterin des Hauses, Schwester Dorothea Köhler: „Ich wünsche mir, dass in der Gesellschaft ein Bewusstsein wächst, dass die Unterstützung von sozial benachteiligten Familien notwendig ist. Dadurch bekommen die Kinder eine Chance, aus der Armutsspirale auszusteigen.“
Im Mutter-/Vater-Kind-Haus soll die Persönlichkeit der Mütter und Väter gestärkt werden, um sie zu einem selbstständigen Leben zu befähigen. „Viele der bei uns lebenden Frauen haben in der Vergangenheit Erfahrungen gemacht, die sie in ihrem Selbstbewusstsein nicht gestärkt haben“ weiß Schwester Dorothea zu berichten.
Der Konradshof bietet neben dem Angebot an professioneller Hilfe auch einen Lebensraum an, in dem die Bewohnerinnen sich wertgeschätzt fühlen. Das Unterstützungsangebot ist auf die Bedürfnisse und jeweilige Lebenslage der Mütter, Väter und Kinder zugeschnitten.
„Ich wünsche mir, dass in der Gesellschaft ein Bewusstsein wächst, dass die Unterstützung von sozial benachteiligten Familien notwendig ist. Dadurch bekommen die Kinder eine Chance, aus der Armutsspirale auszusteigen.“
„Wir versuchen in unserer Arbeit an den vorhandenen Stärken der Bewohner anzusetzen und diese auszubauen. Fehlt es den Frauen und Männern an konkreten Kompetenzen, werden sie angeleitet und unterstützt“, berichtet die Leiterin. Das vorrangige Ziel ist die gemeinsame Zukunft für Mutter und Kind. In manchen Fällen schaffen es die Mütter nicht, oft aufgrund ihrer eigenen schwierigen Biografien, eine tragfähige Mutter-Kind-Beziehung aufzubauen. „Dann begleiten wir sie auf dem Weg, das Kind in eine Pflegefamilie zu geben und unterstützen sie, eine Zukunftsperspektive für sich selbst zu finden“, erklärt Sr. Dorothea.
Um eine Berufsausbildung zu erreichen bietet sich für einige Frauen die Berufsfachschule St. Kunigund an. Hier können sie eine Ausbildung zur Hauswirtschaftshelferin oder zur Kinderpflegerin absolvieren. „Fast in jedem Jahr schließt eine Bewohnerin in der Schule ihre Ausbildung ab. Das ist eine große Leistung für unsere Mütter, denn sie müssen neben der Ganztagsschule ihren Haushalt organisieren und ihr Kind versorgen, und wer das geschafft hat, kann wirklich stolz auf sich sein,“ weiß Sr. Dorothea.
Das pädagogische Team im Konradshof besteht aus sechs sozialpädagogischen Fachkräften. Die hauswirtschaftliche Leitung hat Schwester Eliana Rattler, Lehrerin für Kinderpflege und Hauswirtschaft, übernommen. Die Eltern werden darin unterstützt, dass sie eine stabile, Eltern-Kind-Beziehung aufbauen können. Viele, gerade sehr junge Eltern, brauchen anfangs Hilfe, um die „Sprache“ ihres Kindes verstehen zu lernen und angemessen zu reagieren.
Um später eigenständig in einer eigenen Wohnung mit Kind leben zu können, ist es wichtig, den Alltag gut zu bewältigen. Darum gibt es viel praktische Unterstützung im hauswirtschaftlichen Bereich. Schwester Eliana als Hauswirtschaftslehrerin weiß, wie man putzt, wäscht und kocht. Im Garten können Gemüse und Kräuter selbst angebaut werden. Hinzu kommt eine fachliche Unterstützung beim Umgang mit Behörden. Finanzielle Angelegenheiten werden geregelt und ein wirtschaftlicher Umgang mit Geld eingeübt.
Partner und wichtige Bezugspersonen aus der Herkunftsfamilie und dem sozialen Umfeld werden in die Arbeit einbezogen, wichtigen Kontakte sollen weiter gepflegt werden. Bei Konflikten, ob mit dem Partner oder den Eltern, besteht das Angebot zu klärenden Gesprächen mit den Sozialpädagoginnen.
Jede Familie bewohnt eine eigene, modern ausgestattete Wohnung. Es stehen vier Zwei-Zimmer-Wohnungen und vier Drei-Zimmer-Wohnungen zur Verfügung. Sie sind teilmöbliert und können von den Müttern nach ihren Wünschen mit eigenen Möbeln gestaltet werden. „Es ist uns wichtig, dass der Konradshof nicht den äußeren Eindruck eines Heimes macht, sondern wie ein Wohnhaus aussieht“, betont Schwester Dorothea, „Somit ist der Wohnraum lebensnah, ähnlich einer eigenen Wohnung“. Der Spielplatz hinterm Haus, die Grünanlagen und der Streichelzoo mit Ziegen, Hasen und Enten, ist ein kleines Paradies für Kinder. Die Landschaft und die Nähe zur Natur unterstützen eine ganzheitliche Entwicklung der Bewohnerinnen und ihrer Kinder.
Die Förderung der Kinder ist besonders wichtig. Einrichtungsintern werden die Kinder im Alter von sechs Monaten bis drei Jahren von Montag bis Mittwoch vormittags betreut. Aufgabe der Kinderbetreuung ist, die Kinder gezielt zu fördern und den Müttern oder Vätern einen Freiraum zu geben, um ein berufliches Praktikum ausüben zu können. Die Dauer des Aufenthaltes richtet sich nach dem individuellen Unterstützungsbedarf. Die Hilfe wird beendet, sobald die erreichten Selbstständigkeit einen Auszug möglich macht. So wird etwa in diesem Herbst eine Mutter mit ihrem fünfjährigen Sohn ausziehen, die während ihres dreijährigen Aufenthaltes im Konradshof die Ausbildung zur Kinderpflegerin geschafft hat. Die Bewohner werden auch bei der Planung des Auszuges begleitet: Sie bekommen Unterstützung bei der Wohnungs-, Arbeitsplatz- und Kindergartensuche sowie bei Antragstellungen und Behördengängen.
Schwester Dorothea ist mit dem Erfolg der Arbeit zufrieden. Seit Bestehen des Konradshofs im November 2001 konnten 40 Mütter nach dem Aufenthalt im Konradshof in eigene Wohnung ziehen und mit ihren Kindern ein selbstständiges und eigenverantwortliches Leben führen. Alle zwei Jahre feiert der Konradshof ein Ehemaligentreffen. Eingeladen werden alle Familien, die bisher in der Mutter-Kind-Einrichtung gelebt haben. „Auf diese Weise pflegen wir den Kontakt zu unseren ehemaligen Bewohnern und können sehen wie es ihnen und den Kindern nach dem Konradshof geht.“