Millimeter um Millimeter rutschte das 1025 Tonnen schwere Brückensegment über die Gleitbahnen. Der mittlere Teil der neuen Mainbrücke der ICE-Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt bei Wiesen wurde gestern über den Fluss in seine endgültige Lage verschoben.
144 Meter lange Strecke
144 Meter legte die Stahlkonstruktion zurück, gezogen von je vier Stahlseilen mit Hilfe einer hydraulischen Vorschubanlage.
Bei der so genannten Stabbogenbrücke hängt die Fahrbahn unter einem Bogen an Stahlstäben. Neu bei der Deutschen Bahn ist, dass dieser Typ von Brücken – es handelt sich um die beiden Stahlbrücken in Oberfranken und eine 110 Meter lange Stahlbrücke im Süden von Halle an der Saale – erstmals für bis zu 300 Stundenkilometer befahrbar sind, ohne die etwa 80 Jahre lange Lebensdauer der Brücke, etwa durch Materialmüdigkeit, zu vermindern. Auf 230 Kilometern Neubaustrecke des Projektes entstehen 35 große Talbrücken. Bei den Betonbrücken sind bereits alle Lücken geschlossen worden.
„In der zweiten Augustwoche kommen dann mit zwölf Transporten die Einzelteile für den südlichen Bogen auf den gleichen Vormontageplatz.“
Frank Kniestedt Pressesprecher der Bahn
Die Einzelteile waren per Schwertransport auf den Montageplatz geliefert worden. „In der zweiten Augustwoche kommen dann mit zwölf Transporten die Einzelteile für den südlichen Bogen auf den gleichen Vormontageplatz“, erläuterte der Pressesprecher für das „Großprojekt Süd“, Frank Kniestedt, den zahlreichen Journalisten vor Ort. Am südlichen Ende der Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt führe die neue Trasse mit einem Damm durch das Maintal bis zum Anschluss an das bestehende Streckennetz, so Kniestedt.
Bestandteil des Konzeptes sind zwei Brücken: die Mainbrücke und nördlich direkt vor dem Portal des Tunnels Eierberge die 88 Meter lange Flutmuldenbrücke. Beide Brücken bilden große Durchflussbereiche unter der Trasse. Der Dammbereich wurde in eine 65 Hektar umfassende künstlich angelegte Landschaft eingefügt, welche mit sogenannten Flutmulden den Hochwasserabfluss sichert. „Bei dem Hochwasser am Main Anfang Juni hat sich die Anlage bewährt“, machte Kniestedt deutlich. Es seien keine unzulässigen Auswirkungen auf den Hochwasserabfluss festgestellt worden.
Das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit (VDE) Nr. 8 umfasst die 500 Kilometer lange Aus- und Neubaustrecke zwischen Nürnberg–Erfurt–Leipzig/Halle und Berlin. Finanziert wird es vom Bund, der Europäischen Union und der Bahn mit insgesamt etwa zehn Milliarden Euro. Die Einzel-Investition in den Landschaftsbau der Flutmulden Wiesen beträgt etwa 1,6 Millionen Euro. Die neue Strecke von Franken durch den Thüringer Wald nach Mitteldeutschland soll 2017 betriebsbereit sein.