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BAD STAFFELSTEIN: Mit dem Streitwagen in die Schlacht

BAD STAFFELSTEIN

Mit dem Streitwagen in die Schlacht

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    So wie in diesem Modell könnte auch das keltische Zangentor am Staffelberg ausgesehen haben.
    So wie in diesem Modell könnte auch das keltische Zangentor am Staffelberg ausgesehen haben. Foto: Red

    Mit einem Trommelfeuer an Zahlen und Fakten bombardierte am Mittwochabend Dr. Markus Schußmann die Zuhörer im Stadtmuseum. In seinem Vortrag „Die Kelten in Franken“ schlug er einen monumentalen Bogen über ein dreiviertel Jahrtausend Siedlungsgeschichte. Das Colloquium Historicum Wirsbergense hatte dazu eingeladen. Die Resonanz war beeindruckend. Über hundert Zuhörer, ein Besucherrekord, waren von den detaillierten Ausführungen begeistert. Nicht zuletzt wegen eines Themas, das zunehmend für die Region von Bedeutung ist.

    Der Referent, der sich mit dem Thema seit Jahrzehnten beschäftigt hat, ist als fachlicher Koordinator mit den bevorstehenden Grabungen am Staffelberg betraut. „Nach Ostern beginnen wir mit den Arbeiten“, kündigte der wissenschaftliche Mitarbeiter des Deutschen Forschungszentrums an. Ziel sei, die Rekonstruktion eines Zangentores, dem Zugang des damaligen Oppidums auf dem Staffelberg. Der Vortrag behandelte hauptsächlich die Entwicklung der Kelten in Franken, ohne parallele Entwicklungen im übrigen keltischen Siedlungsgebiet außer Acht zu lassen. Der Referent präsentierte Fotos von Fundstücken, die er eng mit der Entwicklung der Kelten in Mitteleuropa verknüpfte.

    Burg auf dem Hochplateau

    Schußmann kehrte bei seinen Ausführungen immer wieder zum Staffelberg zurück. Die erste große Bedeutung hätte der Staffelberg von etwa 550 bis 380 vor Christus erlangt, als die frühen Kelten auf dem Hochplateau eine starke Burg errichteten, die von einer 2,5 Meter breiten und etwa drei Meter hohen Bruchsteinmauer mit senkrechten Pfosten umschlossen war. Überreste seien bereits gefunden worden. Auf der nach Nordosten gerichteten leicht zugänglichen Flanke, wo auch die antike Auffahrt lag, sei die Burg mit einer zusätzlichen, fünf Meter breiten Mauer und Eichenbalken befestigt worden. In ihrem Innern lagen Wohnhäuser und Handwerksbetriebe. Zu Anfang des vierten Jahrhunderts vor Christus brannte die Burg ab. Als Folge einer weitgehenden Abwanderung der keltischen Bevölkerung im Verlauf der historisch belegten Keltenzüge – blieb der Staffelberg nun für 250 Jahre unbesiedelt.

    Die Blütezeit

    Seine eigentliche Blüte erlebte der Berg im letzten vorchristlichen Jahrhundert, als erneut Kelten auf dem akropolisartigen Hochplateau eine Burg errichteten. Auf dem unteren Plateau gründeten sie gleichzeitig das einzige Oppidum Oberfrankens, das von einer 2800 Meter langen Stadtmauer mit drei Toren umschlossen war. Münzstempel zeigen, dass man hier auch Geld prägte. Eine Münze aus der Westschweiz und eine andere aus Kleinasien verdeutlichen die weitreichenden Handelsbeziehungen der Keltenstadt. In der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts vor Christus wurde die Stadt von der keltischen Bevölkerung als Folge einer germanischen Zuwanderung aufgegeben.

    Ausbalancierte Eisenschwerter

    Eingehend beschäftigte sich Schußmann mit den Fundstücken. Für einige Zuhörer war neu, dass die Kelten in mächtigen Streitwagen in die Schlacht zogen. Das bewiesen die gefundenen Wagenbeschläge, Sicherheitssplinte für die Achsen oder Radfelgen. Auch waffentechnisch waren sie ihren Gegnern überlegen. Dazu gehörten ausbalancierte Eisenschwerter oder griffige Speere. Die Krieger trugen Helme aus Leder oder Eisen, die an die Helme der römischen Legionäre erinnerten.

    Befestigte Straßen

    Der Hauptberuf war der Schmied. Er fertigte neben Waffen eine Vielzahl von Werkzeugen, zum Beispiel Stemmeisen, Äxte und Bohrer für die Holzbearbeitung. Die Maßwerkzeuge für den Hausbau erlaubten einen präzisen Aufbau von Gebäuden. Hoch entwickelt sei auch das Verkehrswesen mit befestigten Straßen oder die Wasserversorgung. Kunstvolle Gebrauchsgegenstände wie Schalen oder Krüge zeugten von der hochstehenden Kultur und Töpferkunst der Kelten. Die Damen schmückten sich mit bronzenen Halsringen, Armreifen oder Glasschmuck, der sehr beliebt gewesen sein musste. Abbildungen der Kleidung zeigten Männer in Fellmänteln, Hosen und Schuhwerk. Die Frauen trugen Gewänder, die mit kunstvollen Spangen zusammengehalten wurden.

    Neben den Fürstensitzen in Manching bei München oder der Giechburg bei Scheßlitz beschrieb Schußmann den Marienberg in Würzburg. Unterhalb der Festung, in der das Museum untergebracht ist, hätte sich ein keltischer Fürstensitz befunden. Unter den keltischen Ausstellungsstücken im Museum befänden sich nicht nur Münzen, Trachtbestandteile, Waffen und reich verzierte Tonwaren, sondern auch griechische Keramik. Diese zeugten von einem frühkeltischen Herrschersitz auf dem Marienberg, denn griechische Importware war als Luxusgut sehr beliebt. Den Wendepunkt des keltischen Einflusses bezeichnete Schußmann mit dem Gallischen Krieg 58 bis 51 vor Christus. Die Römer übernahmen die Kontrolle über das letzte keltische Siedlungsgebiet. Der germanische Einfluss brachte die keltische Kultur schließlich zum Erliegen.

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