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BAD STAFFELSTEIN: Sex-Appeal wie ein Nachthaferl

BAD STAFFELSTEIN

Sex-Appeal wie ein Nachthaferl

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    Viola Robakowski (re.) und Ninette Hofmann (li.) bereiteten ihren Zuhörern einen unterhaltsamen Abend.
    Viola Robakowski (re.) und Ninette Hofmann (li.) bereiteten ihren Zuhörern einen unterhaltsamen Abend. Foto: Gerda Völk

    Brennende Sehnsucht, durchwachte Nächte, Freundschaft, Liebe, Träume, der Reiz der Gelegenheit: All diese Gefühle haben Komponisten zu Liedern verarbeitet, die dann in den 20-er, 30-er und 40-er Jahren des 20. Jahrhunderts in der Interpretation von Künstlern wie Marlene Dietrich, Edith Piaf, Hildegard Knef, Marika Rökk oder Zarah Leander zu beliebten Gassenhauern wurden.

    Unter dem Motto „In der Nacht ist der Mensch nicht gern alleine“ haben Ninette Hofmann (Klavier) und Viola Robakowski (Gesang, Akkordeon ) ihr Publikum in jene Zeit versetzt, in der große Gefühle noch eine Rolle spielten. Im letzten Jahr haben die beiden Künstlerinnen des Fränkischen Theatersommers ihr Publikum bei der Premierenvorstellung im Brückentheater schon einmal begeistert. Auch diesmal gelang es ihnen wieder, mit einem unterhaltsamen und kurzweiligen Vortrag ihren Zuhörern einen vergnüglichen Abend zu bereiten.

    In verschiedenen Outfits trug Viola Robakowski begleitet von Ninette Hofmann am Piano die einzelnen Lieder vor. Mit einem gezwirbelten Schnurrbart a la Salvador Dalí und einem Zylinder auf dem Kopf gestaltete Robakowski den Beginn der knapp zwei stündigen Vorstellung mit „Buona Sera Signorina“, um dann mit Federboa bestückt als Marlene Dietrich zu gestehen: „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“. Ganz anders drückt es Claire Waldoff in ihrem 1924 entstandenen Lied „Warum soll er nich mit ihr vor de Türe stehn?“ Nur weil die Mutter dagegen ist? „Hätte sie keen Mann jefunden.

    Zum Geburtstag einen Vorderzahn

    Wär die Welt schon längst verschwunden“ heißt es in dem Lied. Dem ist nichts hinzuzufügen. Die Bandbreite der Darstellungsmöglichkeiten von Viola Robakowski ist groß. Sie reicht von verrucht, über frech-frivol bis hin zu melancholisch und sentimental.

    Eine weitere Variante der Sängerin offenbart sich im Lied von der Unscheinbaren, mit einem Sex-Appeal wie ein Porzellan-Nachthaferl. Erst als sie einen Gendarmen mit einer Pistole erschießt, der sie nur wegen ihrer Erbschaft begehrte, wendet sich das Blatt. Hugo Wiener schrieb an die 400 Chansons. Darunter auch „Ich wünsch mir zum Geburtstag einen Vorderzahn“, das Viola Robakowski mit entsprechender Betonung und einer „Zahnlücke“ zum Vortrag brachte. Ob sich allerdings „was sich liebt, auch schlägt“ bleibt dahingestellt. Dazu sollte man besagten Leopold einmal fragen. Überhaupt werden die Lieder und Chansons mit viel Engagement, Herzblut und Gefühl vorgetragen. Immer wieder wird das Publikum aufgefordert zum Mitsingen oder -klatschen. Ein Besucher aus der ersten Reihe wird auf die kleine Bühne des Brückentheaters geholt und darf das Tanzbein mit Viola Robakowski schwingen.

    Mann oder Frau?

    Eine ganz andere Frage beschäftigte einst Marlene Dietrich. „Ich weiß nicht zu wem ich gehöre. Ich bin doch zu schade für einen allein“, heißt es in dem von Friedrich Hollaender komponierten Lied. Schließlich gehören „die Sonne, die Sterne doch auch allen.“ So kann man das natürlich auch sehen. Noch so ein Rätsel gibt die eingangs schon erwähnte Komponistin Claire Waldoff auf. Ist Hannelore, jenes reizende Geschöpf mit dem schönsten Bubiköpfchen jetzt Mann oder Frau? Jedenfalls ist Hannelore das schönstes Kind von halleschen Tore. Küssen kann man nicht alleine, dazu braucht es einen zweiten Mund, ist auch so eine Erkenntnis die eigentlich sonnenklar ist. Der zeitgenössische Komponist Max Rabe hat das Lied ganz im Stil der Goldenen Zwanziger Jahre komponiert. Am Ende des Abends gibt es noch drei Zugaben. So ganz scheinen sich die beiden Künstlerinnen dann doch nicht vom Publikum trennen zu können.

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